Talfahrt setzt sich fort! China-Aktien: In USA gelistete Titel mit 100 Milliarden USD Verlust

Trotz der zuletzt positiven Konjunkturdaten aus China – Anstieg der Exporte und des Konsums sowie ein BIP-Wachstum von 4,5% – bleibt die Lage an den chinesischen Aktienmärkten angespannt. Der marktbreite CSI 300 Index gab innerhalb einer Woche um 5% nach. Auch die in den USA gelsiteten chinesischen Titel (ADRs) sind nach ihrer Zwischenerholung wieder auf Talfahrt. Wie Bloomberg berichtet, haben sie im April über 100 Milliarden Dollar an Marktwert verloren, da die Sorgen über geopolitische Spannungen den Optimismus über die Wirtschaft des asiatischen Riesen in den Schatten stellen. „Die bilateralen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und China haben sich erheblich verschlechtert“, sagte Lester Ross, Vorsitzender des Policy Committee der AmCham China. „Es ist derzeit schwer abzusehen, wann sie sich wieder verbessern“

Aktien: Längste Verlustserie seit einem Jahr

Die American Depositary Receipts (ADRs) von Internet-Giganten wie Alibaba und JD.com rutschten am Dienstag erneut ab und schickten damit den Nasdaq Golden Dragon China Index zum sechsten Mal in Folge ins Minus. Der Benchmark Index verzeichnet dadurch die längste Verlustserie seit mehr als einem Jahr. Nach einem Einbruch von über 10 % seit Ende März steuert der Index auf seinen schlechtesten Monat seit Oktober zu.

Vor allem Immobilien- und Technologiewerte stehen heute an den chinesischen Aktienmärkten im Mittelpunkt. Bei Aktien von Bauträgern ist derzeit Bewegung in den Kursen, nachdem das Land ein landesweites Immobilienregistrierungssystem eingerichtet und damit eine wichtige technische Hürde für die Einführung einer lang erwarteten Grundsteuer genommen hat. Darüber hinaus blicken Anleger auf Tech-Aktien in ganz Asien, da die guten Ergebnisse von Microsoft und Alphabet am Vorabend die Märkte beeinflussen könnten.

China: Geopolitische Spannungen mit den USA

Nachdem die anfängliche Euphorie über die Wiedereröffnung von Covid abgeklungen ist, haben die Anleger ihre Wetten auf chinesische Aktien schnell zurückgefahren. Ein Grund dafür sind die geopolitischen Spannungen. China und die USA sind im Konflikt über Themen wie Taiwan, TikTok und Halbleiterchips. Präsident Joe Biden beabsichtigt, in den kommenden Wochen eine Durchführungsverordnung zu unterzeichnen, die Investitionen amerikanischer Unternehmen in Schlüsselbereichen der asiatischen Wirtschaft einschränken wird, wie mit den internen Beratungen vertraute Personen kürzlich sagten.

Laut den Strategen von Morgan Stanley unter der Leitung von Gilbert Wong waren in diesem Monat vor allem US-amerikanische Long-Only-Fondsmanager die größten Verkäufer chinesischer ADRs. Infolgedessen hat sich die Kluft zwischen ihren Beständen und den Benchmarks, an denen sich ihre Fonds orientieren, nur vergrößert, so Wong.

Einige Anleger haben ihre positive Haltung gegenüber chinesischen Aktien bereits aufgegeben, obwohl die Erholung des Konsums zu einer schneller als erwarteten Erholung der Wirtschaftstätigkeit geführt hat. Die Union Bancaire Privee stufte chinesische Aktien diese Woche unter Hinweis auf geopolitische Risiken von „übergewichten“ auf „neutral“ zurück. In der Zwischenzeit teilte der Ontario Teachers‘ Pension Plan am Dienstag mit, dass er sein Investmentteam für asiatische Aktien in Hongkong auflöst.

Allerdings verzeichnen nicht nur die in New York notierten China-Aktien starke Verluste. Der Hang Seng China Enterprises Index, ein Indikator für chinesische Aktien in Hongkong, gehört zu den fünf schlechtesten Index-Werten der letzten drei Monate unter den 92 von Bloomberg erfassten Aktienbenchmarks. Der CSI 300 Index für das Festland erlebte indessen gerade seine schlechteste Fünf-Tage-Performance seit Oktober.

FMW/Bloomberg