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Zu wenig Strom - ohne Export würde BIP schrumpfen China: Hitzewelle und Dürre verschärfen Probleme der Wirtschaft weiter

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Nicht nur in Europa, auch Asien erlebt derzeit eine Hitzewelle und Dürre, die in China die ohnehin schon angespannte Lage der Wirtschaft weiter verschlechtert. In den vergangenen Tagen wurde an 52 Orten Hitzerekorde für einzelne Tage und an mindestens 13 Orten sogar für ganze Monate aufgestellt. Die Hitzewelle rollt schon seit Monaten durch China und stellt das Land vor mehr und mehr Probleme.

China: Hitze und Trockenheit beeinträchtigen Lebensmittelproduktion

Vernichtete letztes Jahr der Regen einen großen Anteil der Ernten in Henan und Sichuan die Ernten und wurde dann die Ackerpflege im Zuge der „Zero-Covid“-Strategie vernachlässigt, macht den Bauern nun Dürre und Hitze zu schaffen. Mittlerweile schafft es selbst der riesige Drei-Schluchten-Staudamm nicht mehr, genug Wasser in den Yangtse fließen zu lassen, damit am Unterlauf die Felder mit genügend Wasser versorgt werden können. In Sichuan vertrocknen durch die Kombination von Dürre und Hitze die Felder. Sichuan ist eine der Korn- und Reiskammern Chinas.

Damit dürfte es die dritte Ernte im zweiten Jahr hintereinander sein, die unterdurchschnittlich sein werden. Schon das ganze Jahr warnen die Führer – allen voran Xi Jinping – vor der fehlenden Nahrungssicherheit. Allerdings sind auch viele Probleme hausgemacht. Allen voran sorgen die immer wieder kehrenden Lockdowns dafür, dass die Felder nicht bestellt oder gepflegt werden können.

Auch die Nutztiere vertragen die Hitzewelle nicht gut. So sind in den letzten Wochen die Eierpreise gestiegen, denn die Hennen legen durch die Hitze wesentlich weniger Eier.

Pekings Wasserversorgung

Der Yangtse ist auch ein zentraler Baustein für die Versorgung Pekings mit Wasser via des Süd-Nord-Wasser-Transfer-Projekts. Schon in der Sui-Dynastie (581–618 n.Chr.) wurde der Kaiser-Kanal, der Hangzhou im Süden mit Peking verbindet, in Angriff genommen. Er gilt als größter künstlicher Wasserweg der Welt. Der Kaiser-Kanal stellt die heutige westliche Route des Süd-Nord-Wasser-Transfer-Projektes dar. Die mittlere Route führt Wasser durch die Provinz Henan nach Peking und Tjianjin. Die West-Route zweigt Wasser im Quellgebiet des Yangtses ab. Vom Yangtse werden also sowohl im Westen als auch im Osten Wasser Richtung Peking geführt. Zwar betont die Zentralregierung immer wieder, dass die Wasserversorgung Pekings nicht gefährdet sei. Aber Peking ist schon ohne Perioden der Dürre äußerst trocken. Die Trockenheit dürfte trotz aller Bekundungen die Wasserversorgung nicht besser machen.

Eingeschränkte Stromversorgung in China

Letztes Jahr hatte der Regen nicht nur starke Auswirkungen auf die Landwirtschaft in China, sondern auch auf die Stromproduktion. Durch die starken Niederschläge in den Provinzen Shaanxi und Shanxi wurde nicht genug Kohle gefördert und das Land litt unter Stromknappheit, da aus politischen Gründen keine australische Kohle verstromt werden sollte.

Nun haben Hitzewelle und der Wassermangel denselben Effekt. Sichuan ist eine der stromexportierenden Provinzen. Strom wird hier hauptsächlich durch Wasserkraft hergestellt. Da es aufgrund der Dürre an Wasser mangelt, kann noch nicht einmal genügend Strom generiert werden, um die eigene Provinz zu versorgen. Durch die Hitzewelle steigt natürlich auch das Bedürfnis, mehr zu kühlen. Über 60% der Wohnungen in China verfügen über Klimaanlagen, die nun heiß laufen und so einen höheren Strombedarf erzeugen, als zu kühleren Jahren.

China: Stromrationierungen für Industriekunden

Schon in normalen Jahren sind Stromrationierungen in den südlichen Provinzen normal. In den Sommermonaten müssen die Produktionen immer wieder unterbrochen werden, weil Stunden-, manchmal für ein oder zwei Tage in der Woche, der Strom abgeschaltet wird.

Dieses Jahr erreicht dies aber ein neues Niveau. Sichuan exportiert nicht nur kein Strom mehr an andere Provinzen, sondern beliefert bis zum 25. August keine Industriekunden mehr mit Strom. Betroffen sind damit alle Fabriken, einschließlich des Apple-Zulieferer Foxconn und VW, das in Chengdu ein Werk unterhält. Viele Autozulieferer sind in Sichuan angesiedelt, sodass indirekt auch der Autostandort rund um Shanghai, inklusive Tesla, indirekt betroffen ist.

Wichtiger ist aber der Stromexport in die großen Industriecluster im Süden. Ohne den Strom aus Sichuan müssen die Produktionen in Guangzhou oder Shenzhen heruntergefahren werden.

Weiterer Rückschlag für die Wirtschaft in China

Eigentlich hatte die politische Führung in Peking gehofft, dass die zweite Jahreshälfte eine wirtschaftliche Erholung sehen würde, nachdem es Anfang 2022 im Zuge der „Null-Covid“-Strategie und der Immobilienkrise zu einem heftigen Einbruch gekommen ist.

Die Zahlen der Wirtschaft in China für Juli waren aber nicht besser, sondern wesentlich schlechter als erwartet. Beide Faktoren, die „Null-Covid“-Strategie als auch die Immobilienkrise, lassen keine wirkliche Erholung zu.

Seit Anfang des Monats befindet sich Hainan, das Hawaii Chinas, im Lockdown. Wirtschaftlich ist dies nicht so bedeutsam, aber psychologisch. In Hainan saßen zeitweise über 100.000 Urlauber fest – viele davon aus Shanghai, die nach dem Lockdown zumindest ein paar unbeschwerte Tage genießen wollten. Da nicht genügend Quarantäne-Plätze akquiriert werden konnten, brachen örtliche Polizeikräfte in Privatwohnungen ein, was zu einem Aufschrei in ganz China geführt hat.

Hainan wird auch zu einem zweiten Hongkong mit einer Duty-Free-Zone und anderen Erleichterungen aufgebaut. Diese Entwicklung dürfte durch den Lockdown gedämpft werden. Das Beispiel Shanghai zeigt, dass einem Lockdown keine V-förmige Erholung der lokalen Wirtschaft und vor allem der Stimmung in der Bevölkerung folgt.

Die Stimmung der Bevölkerung in China hat ganz konkrete Folgen für die Wirtschaft: Der Binnenkonsum ist mittlerweile zu einem Bremsschuh in geworden. Der ehemalige Head of Research der Bank of Communication, Hao Hong, fasste dies auf Twitter so zusammen: “Im zweiten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0.4%, während der Export um 1% zulegte. Mit anderen Worten: Ohne Export schrumpft das BIP“.

Oder: Der Binnenkonsum schrumpfte um 0.6%.

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