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Zentral für Batterien von E-Autos China: Lithium und das Rätsel hinter dem Preisverfall

Lithium China

Der Preis für Lithium, ein wichtiger Bestandteil der Elektrifizierung von Fahrzeugen, fällt am Spot-Markt in China, also im wichtigsten Automarkt der Welt, seit Monaten. Im Juni kostete eine Tonne noch 305.500 Yuan/Tonne (41.834 US-Dollar), mittlerweile ist er um 47,8% gefallen und kostet nun nur noch 161.500 Yuan/Tonne (22.115 US-Dollar). Seit seinem Höchststand im Oktober letzten Jahres ist er sogar um 72,8% gefallen. Damit ist Lithium nahe an seinem Preistief von Ende April mit 154.500 Yuan/Tonne (21.155 US-Dollar) entfernt.

Mit fallenden Lithium-Preisen und gleichzeitig ebenfalls fallenden Preisen für andere wichtige Rohstoffe wie Cobalt und Seltene Erden wird Raum geschaffen, dass Batterien für Autos günstiger werden. Allerdings binden sich die Batteriehersteller mit langfristigen Verträgen, sodass der Spot-Markt nur einen Anhaltspunkt bietet.

China und Lithium: Experten mit unterschiedlichen Gründen

Dabei scheinen Experten und Analysten sich nicht einig zu sein, was der Grund für die nachlassenden Preise für Lithium ist. Am häufigsten genannt wird die schwächer als erwartete Nachfrage in China. Dabei wird die Förderung der Elektroautos auf allen Ebenen nicht nur fortgesetzt, sondern ausgebaut. Dabei setzen sowohl die Staats- als auch die Lokalführungen Anreize für den Erwerb von Elektroautos, und auch die chinesischen Hersteller werden bei Entwicklung und Herstellung von batteriebetriebenen Fahrzeugen unterstützt. Im August betrug der Anteil der PKW mit alternativen Antrieben (NEV) 32,8% an den Verkäufen.

Ebenso wirken sich die Erschließung neuer Vorkommen auf die Preise aus. Neue Vorkommen werden unter anderem in Australien, den USA und Südamerika erschlossen. Dazu kommt die Entdeckung eines großen Vorkommens in Schweden, das nun erkundet wird.

Kostentreiber: Fehlende Produktionsanlagen

Dabei ist das grundsätzliche Problem gar nicht, dass nicht genug Lithium zur Verfügung stehen würde. Bis vor der großflächigen Produktion von batteriebetriebenen Antrieben wurde es als wertvolles Nebenprodukt wahrgenommen. Es war vielmehr ein Abfallprodukt. Es stehen vielmehr nicht genügend Produktionsanlagen zur Verfügung. „Der Abbau ist nicht das, was die Kosten treibt“, sagte Bold Baatar, der Leiter der Kupferproduktionseinheit des Bergbaugiganten Rio Tinto. „Es ist die Verfügbarkeit von Verarbeitungsanlagen.“ Hier besitzt China einen Know-how-Vorsprung. Die meisten Anlagen stehen in China, und außerhalb von China ist das Wissen, wie Produktionsanlagen aufgebaut werden müssen, wenig vorhanden.

Mit mehr Minen steigt auch der Druck auf die Margen. Der Verkauf von Lithium ist ein hochprofitables Geschäft. So liegen die Produktionskosten bei 4.619 US-Dollar/Tonne. Bei dem derzeitigen Verkaufspreis von 22.115 US-Dollar ist dies eine Marge von fast 80%. Hier ist also noch viel Luft nach unten, um die Preise zu senken, ohne dass die Förderung unprofitabel wird.

Übertriebene Schätzungen?

Auch scheinen die Schätzungen, wie viel Lithium nun für einen steigenden Bedarf an Batterien benötigt wird, von der Realität abzuweichen. Die Entwicklung, was einerseits die Energiedichte als auch die Effizienz der Antriebe angeht, weicht von den Prognosen ab. Der neue VW ID7 hat mit einer 77 kWh-Batterie eine WLTP-Reichweite von 615 km. Der ID3 kommt mit derselben Batteriegröße auf eine Reichweite von 559 km. Die neuen LFP-Batterien, die sich gerade im unteren Preissegment zunehmend als Standard durchsetzen, benötigen weniger als die bisherigen Lithium-Ionen-Akkus. Von CATL wird nächstes Jahr eine neue LFP-Batterie zur Verfügung stehen, deren Energiedichte weiter steigen wird. Ebenso sind neue Batterietypen in Entwicklung, die gänzlich auf Lithium verzichten. Vor allem die Graphen- und Solid-State-Batterien stehen ganz oben auf der Liste der Technologien, die Lithium in Zukunft ersetzen könnten.

Bearisher Ausblick

Der Ausblick auf die nächsten Monate bleibt zumindest für September und Oktober negativ. Die Frage, ob der Preis für Lithium wieder steigen wird, hängt wohl damit zusammen, ob die Nachfrage die Erwartungen der Analysten übertreffen wird.

Der am meisten gehandelte Lithium-Futures-Kontrakt für Januar 2024 an der Guangzhou Futures Exchange schloss am Mittwoch, den 20. September, bei 154.150 Yuan/Tonne (21.107 US-Dollar). Dies entspricht einem Rückgang um 35,48% gegenüber dem Eröffnungskurs von 238.900 Yuan/Tonne (32.712 US-Dollar) am 21. Juli, dem ersten Handelstag.

Dies würde für eher weiter sinkende Lithium-Preise sprechen.



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4 Kommentare

  1. Interessante Entwicklungen im Lithium-Markt. Ein 72,8%iger Rückgang seit Oktober ist bemerkenswert. Der Schlüssel zum Fortschritt ist jedoch nicht nur die Verfügbarkeit von Rohstoffen, sondern auch die Innovation in der Technologie. Während China zweifellos bei den Verarbeitungsanlagen einen Schritt voraus ist, ist es an der Zeit, dass der Rest der Welt diesen Vorsprung überholt und den Lithium-Verarbeitungsprozess revolutioniert. Überraschenderweise sind die Schätzungen für den Lithiumbedarf oft übertrieben, was den Fokus auf Effizienz und alternative Batterietechnologien legt. LFP-Batterien und Graphen-basierte Batterien könnten das Spiel verändern. Die Evolution von Technologie und Markt wird immer einige Wendungen und Überraschungen bereithalten. Es ist nicht nur eine Frage des ‚Was‘, sondern auch des ‚Wie‘. Und während Analysten weiterhin spekulieren, wird die wahre Antwort in den Laboren und auf den Straßen gefunden. Letztlich ist es die Kombination aus Technologieinnovation, Marktdynamik und verantwortungsbewusster Rohstoffbeschaffung, die uns in eine nachhaltigere Zukunft führt. Auf ins nächste Abenteuer!

  2. Der Blick sollte auf die Batterientwicklung gerichtet werden.

  3. Die Chinesen stellen auf Natrium – Meersalz um, Produktionsstart Q2 2023. Infosperber.

  4. Ohje, der Artikel ist leider nicht gut recherchiert. Sonst hätte man bemerkt, dass in den Feststoffbatterien / Solid-State-Batterien deutlich mehr Lithium verbaut wird. Diese würden die Nachfrage also nochmal deutlich erhöhen.
    Dazu wird nicht erwähnt, dass zwischen Entdeckung neuer Lithium Vorkommen und dem Abbau meistens über 15 Jahre liegen und oft mit sehr hohen Investitionen verbunden ist.

    Das sind also keine plausiblen Gründe für den aktuellen Preiseinbruch auf den Spotmarkt. Da kann ich mir eher vorstellen, dass das meiste Lithium längst nicht mehr auf dem Spotmarkt gehandelt wird, sondern direkt bei den großen Abnehmern über Verträge mit langfristigen/besseren Preisen verkauft wird.
    Man bedenke, die großen Minenbetreiber haben aktuell ein KGV deutlich unter 10. Und das bei hervorragenden Zukunftsaussichten.

    Wer mehr Infos dazu möchte, sollte sich die Videos zum Thema von Finanzbär bei Youtube anschauen.

    Cheers
    Ein Maschinenbauingenieur

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