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Wechsel an Notenbank-Spitze zeigt zunehmende Nervosität China: Peking stoppt Yuan-Abwertung, Immobilienkrise hält an

Das riecht nach Panik..

China Yuan Immobilienkrise

Die Machthaber in Peking haben durch die People’s Bank of China Maßnahmen ergriffen, um die Abwertung des chinesischen Yuan gegenüber dem US-Dollar zu verlangsamen. Dass Peking nervös wird, zeigt dabei der plötzliche Wechsel an der Spitze der chinesischen Notenbank: dem bisherigen, erst im März im Amt bestätigten Chef Yi Gang traut Xi Jinping offenkundig nicht mehr zu, den Sinkflug des Yuan zu stoppen.

Währenddessen bleibt der chinesische Automarkt schwach, obwohl Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zunehmend beliebt sind. Die Regierung ergreift auch erste Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft, während die Immobilienkrise anhält. Darüber hinaus steigen die Frachtraten von China nach Europa und den USA, was ein erstes positives Signal für Exportindustrie sein könnte.

China verlangsamt Yuan-Abwertung – überraschender Wechsel an Notenbank-Spitze

Die People’s Bank of China (PBOC) versucht, die Abwertung des Yuan gegenüber dem US-Dollar zu verlangsamen. Sie legte den Referenzkurs vor der heutigen Markteröffnung auf 7,2098 Yuan pro US-Dollar fest, schwächer als die vorherige Festsetzung von 7,1968 Yuan. Im Handelsverlauf erholte sich der Yuan auf dem Spot-Markt von 7,2507 Yuan pro US-Dollar und lag zur Mittagszeit bei 7,2489. Der Off-Shore-Yuan notierte auf dem Spot-Markt bei 7,2603 Yuan pro US-Dollar. Beobachter gehen davon aus, dass die PBOC versucht, den Referenzkurs in den nächsten Wochen bei 7,19 bis 7,2 Yuan pro Dollar zu verankern. Der Yuan wertet seit Anfang des Jahres aufgrund der schwächer als erwarteten Erholung der Wirtschaft ab.

Im Westen kaum beachtet ist der plötzliche Wechsel auf dem Chefposten der Notenbank PBOC: Yi Gang, der erst vor vier Monaten von Xi Jinping wiederernannt worden war, wird durch den 59-jährigen Pan Gongsheng ersetzt. Offenkundig versucht Xi Jinping mit dem Personalwechsel die Abwertung des Yuan zu stoppen, die für die Führung eine Art Gesichsverlust darstellt. Ohnehin belibt die Wirtschaft schwach, wie nun neue Daten zeigen.

Automarkt in China weiter schwach

Nach ersten Schätzungen der China Passenger Car Association (CPCA) befindet sich der chinesische Automarkt weiterhin in einer schwachen Verfassung. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 2% weniger PKWs verkauft, was einer Gesamtzahl von 1,896 Millionen Autos entspricht. Im Vergleich zum Vormonat verzeichnete die CPCA jedoch eine Steigerung von 9%. Im ersten Halbjahr wurden insgesamt 3% mehr Fahrzeuge verkauft als im Vorjahr. Fahrzeuge mit alternativen Antrieben (NEV) steigerten ihren Marktanteil im Juni auf Jahresbasis um 10% oder um 19% im Vergleich zum Vormonat.

Dabei verdrängen chinesische Marken langsam die Vormachtstellung ausländischer Hersteller. Zum ersten Mal werden in diesem Jahr chinesische Anbieter mehr als 50% des Automarktes abdecken.

In Deutschland wurden laut Bundeskraftfahrtbundesamt (KBA) 5.838 PKWs chinesischer Hersteller (einschließlich Smart und Polestar) angemeldet. Damit beträgt der Marktanteil aller chinesischen Automarken 2,08% am deutschen Markt, was einem Anstieg von 0,25% gegenüber dem Vormonat entspricht. In diesem Monat öffnet die Marke HiPhi die Bestellbücher in Deutschland und positioniert sich als Konkurrent zu Porsche.

Die Ankurbelung der Wirtschaft kommt in Bewegung

In die Diskussion um die Ankurbelung der Wirtschaft kommt langsam Bewegung. Das chinesische Wirtschaftsministerium hat nach eigenen Angaben einen Entwurf zur Ankurbelung des Konsums fertiggestellt, der in Kürze veröffentlicht werden soll. Laut Insidern wird der Stimulus jedoch eher gering ausfallen – was die Finanzmärkte enttäuscht.

Derweil legte die ostchinesische Provinz Zhejiang ein Programm mit 99 Investitionsprojekten mit einem Gesamtvolumen von 678,9 Milliarden Yuan (ca. 87,19 Milliarden Euro) auf. Davon entfallen 402,2 Milliarden Yuan (ca. 51,69 Milliarden Euro) auf 55 Industrieprojekte und 276,7 Milliarden Yuan (ca. 35,56 Milliarden Euro) auf 44 Infrastrukturprojekte. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf ca. 8% des letztjährigen Bruttoinlandsprodukts der Provinz.

Rohstoffpreise in China in Seitwärtsbewegung

Zumindest der Stahlpreis reagiert auf die angekündigten Investitionen und erwarteten Stimuli mit einer leichten Erholung von 2%. Der Kohlepreis blieb in der letzten Woche praktisch unverändert mit einer Zunahme von 2 Yuan pro Tonne, während der Index für Rohmaterialien ebenfalls leicht schwächer tendierte (-1,1%), was darauf hindeutet, dass das verarbeitende Gewerbe weiterhin mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Der Lithium-Preis reagierte nicht auf die angekündigten Subventionen für Elektroautos und verblieb auf dem Stand der letzten Woche.

Banken bieten LGFV langfristige Kredite

Chinas größte staatliche Banken bieten kommunalen Finanzierungsvehikeln (LGFVs) langfristige Kredite mit einer Laufzeit von 25 Jahren sowie vorübergehende Zinsentlastungen an, um einem Kreditengpass auf dem wachsenden Spannungsfeld des 9 Billionen US-Dollar schweren Schuldenmarktes entgegenzuwirken. Die Banken haben in den letzten Monaten begonnen, Kredite mit einer Laufzeit von 25 Jahren anstelle der üblichen Laufzeit von 10 Jahren für die meisten Unternehmenskredite anzubieten. Diese Kredite werden an qualifizierte LGFVs mit hoher Kreditwürdigkeit vergeben. Einige dieser Kredite beinhalten eine Befreiung von jeglichen Zins- oder Tilgungszahlungen in den ersten vier Jahren, wobei die Zinsen jedoch später aufgelaufen werden, so die Quellen. Die Gesamtgröße der langfristigen Kredite für LGFVs konnte zunächst nicht ermittelt werden.

Die Immobilienkrise setzt sich fort

Die Verkäufe der 100 größten Immobilienentwickler in China brachen im Juni um fast 30% ein. Dabei konnten sie aber im gesamten ersten Halbjahr 0,1% mehr Wohnungen am Markt platzieren als im Vorjahr – aber damals waren Teile des Landes noch im Lockdown. Dabei fielen die Preise im zweiten Monat in Folge, wenn auch nur leicht um 0,01%. Die 100 größten Entwickler gaben im ersten Halbjahr 10,2% weniger für neue Landkäufe aus, was die Einnahmen der Kommunen weiter schwächt.

In den 13 größten Städten nahmen die Anzeigen für Wohnungen mit Vorbesitzern im Laufe dieses Jahres um 25% zu und erreichten fast die Zwei-Millionen-Marke. Hier zeichnet sich also ab, dass immer mehr Verkäufer Probleme bekommen, ihre Wohnungen zu verkaufen. Dies dürfte in den nächsten Monaten den Druck auf die Preise sowohl der Immobilien mit Erstbezug als auch von existierenden Wohnungen erhöhen.

Banken bieten LGFVs langfristige Kredite

Chinas größte staatliche Banken bieten kommunalen Finanzierungsfahrzeugen (LGFVs) langfristige Kredite mit einer Laufzeit von 25 Jahren sowie vorübergehende Zinsentlastungen an, um einem Kreditengpass auf dem wachsenden Spannungsfeld des 9 Billionen US-Dollar schweren Schuldenmarktes entgegenzuwirken. Die Banken haben in den letzten Monaten damit begonnen, Kredite mit einer Laufzeit von 25 Jahren anzubieten, anstelle der üblichen Laufzeit von 10 Jahren für die meisten Unternehmenskredite. Diese Kredite werden an qualifizierte LGFVs mit hoher Kreditwürdigkeit vergeben. Einige dieser Kredite beinhalten eine Befreiung von jeglichen Zins- oder Tilgungszahlungen in den ersten vier Jahren, wobei die Zinsen jedoch später aufgelaufen werden, so die Quellen. Die Gesamtgröße der langfristigen Kredite für LGFVs konnte zunächst nicht ermittelt werden.

Frachtraten von China nach Europa und USA steigen

Der Drewry World Container Index (WCI) fiel in dieser Woche um weitere 1,3% auf 1.474,32 US-Dollar pro 40-Fuß-Container. Verantwortlich für den weiteren Verfall des Index sind die Frachtraten von West nach Ost, also die Frachtraten von Amerika bzw. Europa nach China und die Kosten für den Transport der Container zwischen Europa und den USA. Diese fielen, während die Frachtraten von China nach Europa und USA im Durchschnitt um 3% stiegen.

Steigende Transportpreise für Container signalisiert auch der Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) der Shanghai Shipping Exchange (SSE), der den ersten Anstieg der Preise innerhalb der letzten vier Wochen verzeichnete. Der Index stieg um 3%. Damit schlagen sich endlich die Weihnachtsproduktionen in den Frachtraten nieder. Sollten die Transportkosten bis Oktober fallen, wäre dies ein schlechtes Zeichen für Chinas Exportindustrie.



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