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Was Reisen der Chinesen über die Wirtschaft aussagen China: Trügerische Hoffnung auf steigenden Konsum?

China Konsum
Foto: evening_tao - Freepik.com

Während des Qingming-Festivals erlebte China auf den ersten Blick einen Hoffnungsschimmer für den schwächelnden Konsum.

Am Fest, das unserem Totensonntag oder Allerseelen entspricht, pilgern Millionen Chinesen zu den Friedhöfen und pflegen die Gräber der Verstorbenen. Es markiert jedoch auch traditionell den Beginn der Brautschau – ähnlich unserem „Tanz in den Mai“ – und wird insbesondere von der Mittelschicht gerne für Kurztrips über das verlängerte Wochenende genutzt.

China: Rekordreisen und Kulturboom zum Qingming-Fest

Nach den offiziellen Daten des Ministeriums für Kultur und Tourismus übertrafen die inländischen Reisen und Ausgaben erstmals seit Beginn der Pandemie wieder das Niveau vor der Pandemie. Dies deutet darauf hin, dass sich der Konsum zumindest stabilisiert. Die Gesamtausgaben für den Tourismus während des dreitägigen Feiertags stiegen gegenüber 2019 auf vergleichbarer Basis um 12,7% auf 7,5 Milliarden Yuan (etwa 953 Millionen Euro). Dies ist ein Anstieg um 1,1% gegenüber 2019. Finanzinstitute wie Goldman Sachs Group Inc und Citigroup Inc werten dies als ein Zeichen dafür, dass die Ausgaben pro Reise den Stand vor der Pandemie übertroffen haben.

Vom 4. bis 6. April unternahmen die Menschen insgesamt 119 Millionen Reisen im Land, was einem Anstieg um 11,5% gegenüber 2019 entspricht. Die meisten Reisen wurden auf den Straßen des Landes unternommen, mit fast 683 Millionen Reisen, ein Anstieg um 19,6% gegenüber 2019. Die Bahnreisen lagen an zweiter Stelle mit 49,7 Millionen Reisen, was 20,6% höher als 2019 ist. Analysten der China Great Wall Securities Co betonen, dass das Potenzial und die Bereitschaft der Haushalte für den Tourismuskonsum vollständig freigesetzt wurden. Sie erwarten, dass die Ausgaben für Dienstleistungen als Anteil am Gesamtverbrauch in diesem Jahr weiter steigen und die Erholung des Haushaltskonsums in gewissem Maße antreiben werden.

Ein weiterer Trend war der sogenannte “Museum-Boom”. Das Interesse an kulturellen und historischen Exponaten stieg deutlich an, was sich in einem Anstieg der Bestellungen von Museumstickets um 74% im Vergleich zum Vorjahr widerspiegelt. Dies zeigt das wachsende Interesse der Bevölkerung an der eigenen Geschichte und Kultur, was ebenfalls zu einem Anstieg des Tourismus beiträgt.

China: Sparwelle trotz Reiselust

Nicht alle sind jedoch von diesen positiven Entwicklungen überzeugt. Michael Pettis von der Beijing University weist darauf hin, „dass die Ausgaben seit 2019 zwar um 1,1% gestiegen sein mögen, aber in diesen vier Jahren stieg das reale BIP um 20% und das nominale BIP um 28%. Dies legt nahe, dass die Chinesen einen weit geringeren Anteil ihres Einkommens pro Reise ausgeben als 2019.“ Damit verfestigt sich der Trend, dass die Chinesen zwar wieder gerne Reisen, aber bei ihren Ausgaben sparsamer sind.

Damit die Wirtschaft in China wieder anspringt, muß der Konsum wieder stärker werden. Angesichts der hohen Schulden (vor allem bei staatlichen Unternehmen) wird es sonst kritisch für die Wirtschaft im Reich der Mitte – so hat die Ratingagentur Fitch den Bonitäts-Ausblick für China gesenkt..



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