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Regime kann Gesellschaftsvertrag nicht mehr erfüllen China: Verlorene Generation Z – der Appell von Xi Jinping

Die Uhr tickt..

China Xi Jinping Generation Z
Foto: Bloomberg

Mit einem dringenden Appell wendet sich Xi Jinping an die Wirtschaft und Verwaltung, der Generation Z von China einen Job zu geben. Die steigende Jugendarbeitslosigkeit und die unerfüllten Versprechen des Staates haben eine Generation hervorgebracht, die sich zunehmend von den traditionellen Wegen der vorherigen Generationen abwendet.

China: Xi Jinping und sein Dringlichkeitsappell zur Jugendarbeitslosigkeit

Als Zeichen dafür, wie dramatisch das Thema Jugendarbeitslosigkeit geworden ist, hat Xi Jinping, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas, im Vorfeld der Abschlussfeiern einer neuen Generation von Universitätsabsolventen einen dringenden Appell zur Schaffung von Arbeitsplätzen gerichtet. Dieser Schritt verdeutlicht die tiefe Besorgnis der chinesischen Führung über die anhaltend hohe Jugendarbeitslosigkeit, die nun fast dreimal so hoch ist wie die offizielle allgemeine Arbeitslosenquote.

Die am letzten Montag abgehaltene Studiensitzung des Politbüros, die sich auf das Thema Beschäftigung konzentrierte, lässt erkennen, dass Peking sich in einem Zustand höchster Alarmbereitschaft befindet angesichts der Tatsache einer Rekordzahl von 12 Millionen Absolventen. Fu Weigang vom Shanghai Institute of Finance and Law brachte es auf den Punkt, als er sagte: „Das Timing von Xis Ansprache vermittelt ein Gefühl der Dringlichkeit vor den Universitätsabschlüssen.“

Im letzten Jahr erreichte die Jugendarbeitslosenquote für die 16- bis 24-Jährigen in China im Juni über 21Prozent, bevor das Nationale Statistikbüro die Veröffentlichung vorerst stoppte. Erst im Dezember wurden die Zahlen unter einer neuen Methodik wieder veröffentlicht. Nach dieser neuen Methode lag die Quote im April bei 14,7 Prozent, gegenüber 15,3 Prozent im Vormonat. Dennoch bleibt sie deutlich höher als die städtische Arbeitslosenquote, die offiziell bei 5 Prozent liegt.

Der Gesellschaftsvertrag mit der Jugend: Ein gebrochenes Versprechen

Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen Chinas junge Absolventen konfrontiert sind, sind vielschichtig und tiefgreifend. An erster Stelle steht das unmittelbare wirtschaftliche Problem: Ohne Job gibt es kein Einkommen. Dies ist eine harte Realität für Millionen von jungen Menschen, die nach Abschluss ihres Studiums in eine unsichere Zukunft blicken. Eine Reaktion der gegenwärtigen Generation ist die sog. Lying-Flat-Bewegung, bei der sich die junge Generation schlichtweg weigert, sich so weit es geht am Arbeitsleben teilzunehmen und den Konsum verweigert.
Das zweite Problem ist gesellschaftlicher Natur und hat demografische Auswirkungen. Der Druck, einen gut bezahlten Job zu finden, ist besonders für junge Männer enorm, da dies oft eine Voraussetzung für die Gründung einer Familie ist. Die anhaltend hohe Jugendarbeitslosigkeit trägt somit zu Chinas demografischem Problem bei, das sich in einer Geburtenrate widerspiegelt, die ohnehin schon alarmierend niedrig ist.

Schließlich wird die Situation durch den chinesischen Gesellschaftsvertrag verschärft, der die studentische Jugend und damit die Elite des Landes trifft. Die Schulabsolventen können weder ihr Studienfach noch ihre Universität frei wählen, sondern werden durch das Gaoke-System, eine Art landesweites Zentralabitur, zugewiesen. Im Gegenzug versprach bisher der Staat, dass die Absolventen später einen gut bezahlten Job finden und sozial sowie wirtschaftlich aufsteigen können. Die Unfähigkeit des Staates, diesen Teil des Vertrages zu erfüllen, führt zu einer Legitimationskrise, die das Vertrauen in die Regierung untergräbt und die soziale Stabilität gefährdet.

Vor diesem Hintergrund betonte Xi Jinping die dringende Notwendigkeit, neue Geschäftsentitäten und -modelle zu entwickeln, neue Berufe zu fördern und neue Quellen für die Schaffung von Arbeitsplätzen zu erschließen. In einer Zeit, in der die traditionellen Beschäftigungsmuster ins Wanken geraten, ist es von entscheidender Bedeutung, innovative Wege zu finden, um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Xi forderte die Führungskräfte auf, junge Menschen zu ermutigen, sich in Schlüsselbereichen, Schlüsselindustrien, städtischen und ländlichen Basisorganisationen sowie kleinen und mittleren Unternehmen zu engagieren und unternehmerisch tätig zu werden.

China: Jugendarbeitslosigkeit: Eine tickende Zeitbombe

Die Uhr tickt. Die junge Generation Chinas steht vor einer Zerreißprobe zwischen den Versprechen der Vergangenheit und den Unsicherheiten der Gegenwart.

Wenn der Autor sich diesmal eine persönliche Bemerkung erlauben darf, dann möchte er zum Ausdruck bringen, dass er in über zwei Jahrzehnten noch nie eine so pessimistische Stimmung unter den Studierenden erlebt hat. Diese Melancholie erstreckt sich auch auf die Arbeitnehmerschaft. Früher war der Verlust eines Arbeitsplatzes oft der Startschuss für eine bessere Position mit höherem Gehalt. Job-Hopping mit dem Ziel, Lohnsteigerungen von deutlich über 10 Prozent zu erreichen, war üblich. Heute jedoch kann der Verlust des Arbeitsplatzes eine existenzielle Krise auslösen. Diese gedrückte Stimmung ist ein Symptom eines größeren Problems, das sich Monat für Monat in einer besorgniserregenden Zahl manifestiert: dem schwachen Konsumklima in China.



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4 Kommentare

  1. Eigentlich paradox, wo doch überall bemängelt wird, dass China zu wenig junge Leute hat und schnell überaltert.

  2. china, willkommen in den 60er, 70er des Westen. Sinnsuche. Neue Wege gehen. willkommen, innehalten.
    Und bevor die Studenten auf dumme Gedanken kommen, wird ein bisschen Krieg gemacht.
    Das hat man vom Westen gelernt. a so ein schmarrn. Gedankenspiele der Vereinigung Wertstabiler Hosenträger.
    Kurz VWH.

  3. Job hopping war auch nicht gut für die Unternehmen. Daher ist es gut, dass das endlich vorbei ist.

  4. Der Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur: In der Demokratie geht es immer auf und ab. In der Diktatur geht es immer nur bergauf. Bis alles zusammenkracht. Siehe zB UDSSR…

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