Blickt man auf das heute Nacht veröffentlichte BIP aus China, muß man verstehen, dass diese Zahl eine enorme Symbolkraft hat. Es ist die Messlatte für Chinas Regierung vor ihrer Bevölkerung – insofern möchte man sich keine allzu großen Ausrutscher leisten. Man kann also von einer „Funktions-Zahl“ sprechen. Insofern erfüllen die gemeldeten 7,3% alle notwendigen Kriterien: nicht zu schlecht, aber auch auch nicht so gut, dass es völlig unglaubwürdig wäre. Man kann sich gut vorstellen, wie im Politbüro über die Zahl diskutiert wurde – und man hat sich in der guten alten asiatischen Tradition für den Mittelweg entschieden. Das ist gewissermaßen gelebter Konfuzianismus – maßvoll, Harmonie-herstellend, ausgewogen. Die vom Konfuzianismus geprägten Asiaten sind keine Freunde von Extremen..
Deutlich näher an der Realität dürfte die Schätzung von Bloomberg sein:
Bei der ebenso heute Nacht gemeldeten Industrieproduktion dagegen hat man ein bißchen über die Stränge geschlagen. Angeblich stieg die Industrieproduktion um +8,0% – erwartet waren nur +7,5%. Das ist insofern erstaunlich, als zwei zentrale Produktionszweige Chinas, Stahl und Zement, ihre Produktion gedrosselt haben:
Schwächer dagegen sind die Einzelhandelsumsätze ausgefallen – mit der schwächsten Rate seit 2006. Wahtrscheinlich ist, dass die Regierung diese Zahlen – ebenfalls „Funktions-Zahlen“ – dazu nutzen wird, um die Wirtschaft mehr auf Konsum, weniger auf Produktion zu trimmen. Ganz nach dem Motto: seht her, der Konsum ist schwach, da müssen wir etwas tun, und die Produktion ist stark, da müssen wir nichts tun.
Abschließend noch eine Grafik, die Verschuldung Chinas zeigt – insbesondere die Unternehmen sind extrem stark verschuldet (wie in keinem anderen Land der Welt), und da ist der Schattenbanken-Sektor noch gar nicht erfasst:
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken