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Warum diesmal alles anders ist Crash voraus? Game of Trades: 2022 ist nicht 1929

Crash 1919 Game of Trades

Dauer-Bullen und Crash-Propheten bilden die Pole der unterschiedlichen Börsen-Vorhersagen ab, und kein Vergleich wird gescheut, um der eigenen Einschätzung mehr Gewicht zu verleihen: In den Vorhersagen der Crash-Propheten spielt das Jahr 1929, der Beginn der „Great Depression“, eine herausragende Rolle. Die Macher von Game of Trades haben ein Video auf YouTube diesem spannenden Thema gewidmet und sich die Frage gestellt, wie vergleichbar denn die 20 Jahre vor dem berüchtigten „Schwarzen Freitag“ 1929 mit den letzten 20 Jahren dieses Jahrhunderts tatsächlich sind.

Dabei gehen sie auch auf die aktuelle inverse Zinsstrukturkurve ein, die viele Analysten als absoluten Vorbote einer kommenden Rezession und eines nahenden Crashs deuten. Eine inverse Zinsstrukturkurve bedeutet vereinfacht, dass kurzfristige US-Staatsanleihen höher rentieren als langfristige US-Staatsanleihen.

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Analysiert man also den Zeitraum von 1909 bis 1929 – gibt es einige Parallelen zu heute. Schon wenn man den historischen Chart des Dow Jones betrachtet, fällt auf, dass es zwei markante Korrekturen gab (1916/17 und 1919 bis 1921), die in einem langen Aufschwung mündeten, der seinen Höhepunkt 1929 erreichte. Das war ein Anstieg im Dow Jones von 63,90 (August 1921) bis auf 386,10 Punkten (September 1929). Das ist auf die heutige Zeit übertragen vergleichbar mit dem Dotcom-Crash 2000 und der Finanzkrise 2008.

Seitdem sind die Kurse von 6.470 (März 2009) bis auf 36.950 Punkten (Januar 2022) gestiegen. Legt man den Inflations-Index über den historischen Chart, zeigt sich, dass der Aufschwung von 1922 bis 1929 von einer moderaten Inflation (null bis zwei Prozent) begleitet wurde, die eine expansive Geldpolitik der Notenbank ermöglichte.

Eine Ähnliche Situation also wie zwischen 2010 und 2020, denn auch dort lag die Inflation zwischen null und zwei Prozent und die Notenbankpolitik war sehr expansiv. Mit der jüngsten inversen Zinsstrukturkurve, die eine kommende Rezession andeutet, befürchten viele Investoren, dass dies nur der Anfang des Abschwunges war und die großen Kursverluste an den Börsen noch ausstehen. Die inverse Zinsstrukturkurve hatte bereits 2000 und 2006 den kommenden Abverkauf angedeutet. Hier ein Chart der 30-jährigen und der 3-monatigen US-Staatsanleihen-Rendite, die umkreisten Bereiche sind die Perioden mit einer inversen Zinsstrukturkurve:

Crash Zinskurve

Game of Trades: Warum also sollte es diesmal anders sein?

Für die Antwort sei ein Blick auf die Zinskurve zwischen 1910 und 1930 nötig, so die Analysten von Game of Trades. Denn bereits im Dezember 1927 bildete sich ein inverse Zinsstrukturkurve, genauso wie fast 80 Jahre später, im Juli 2006. Aber der Markt, obwohl bereits sehr anfällig und äußerst zerbrechlich, stieg 1928 und 1929 und zwischen 2006 und 2007 trotzdem weiter an. Wie ist die Situation heute, ist mit einer ähnlichen zeitlichen Verzögerung zu rechnen, bis die Kurse dann tatsächlich abtauchen?

Die Antwort auf diese Frage findet sich laut den Analysten von Game of Trades in den Arbeitslosenzahlen, hier im Chart über den Dow Jones eingeblendet:

Crash Zinsen

Inverse Zinsstrukturkurve löst keinen sofort-Crash aus

Obwohl die Zinsstrukturkurve bereits im Dezember 1927 invertierte, begann der Abschwung am Aktienmarkt mit Verzögerung im September 1929, also knapp zwei Jahre später. Und erst, als die Arbeitslosenzahlen signifikant anstiegen. Das Fazit, das die Analysten von Game of Trades daraus ableiten, ist, dass eine inverse Zinsstrukturkurve nicht zwangsläufig zu einem sofortigen Abverkauf am Aktienmarkt führen muss. Der Aktienmarkt kollabierte historisch betrachtet erst, als die Arbeitslosenzahlen anstiegen. Die gleiche Situation trifft auch für 2006 zu, als die Märkte trotz inverser Zinsstrukturkurve weiter haussierten, bis die Arbeitslosenzahlen anfingen zu steigen. Im Juli 2006 notierte der Dow Jones bei rund 10.800 Punkten. Der Höchstkurs vor Ausbruch der Finanzkrise war im Oktober 2007 bei rund 14.200 Punkten. Hier der Chart des Dow Jones mit den Arbeitslosenzahlen für den Zeitraum ab 2002:

Dow Craash Zinskurve

 

Blickt man nun auf heute, liegt die Arbeitslosenrate immer noch ziemlich weit unten. Von einem Anstieg kann nicht wirklich gesprochen werden.

Crash Arbeitslosigkeit

Solange die Arbeitslosenzahlen nicht signifikant ansteigen, ist ein Kollaps der Finanzmärkte unwahrscheinlich, so die Analysten von Game of Trades. Wie in den vorangegangen Game of Trades -Videos bereits erläutert, gibt es einige wichtige Indikatoren, die frühzeitig einen Trend an der Börse anzeigen können. Neben den Arbeitslosenzahlen gehört unter anderem der Hausbauer-Index, der US Dollar Index, die Junk Bond -Renditen, die Rendite-Spreads zwischen US und nicht-US Anleihen, der Volatilitäts-Index und die Inflationsdaten zu den am meisten beobachteten Kennzahlen, die die Macher von Game of Trades für ihre Analysen heranziehen.

Kursdaten aus https://de.tradingview.com

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