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Preisbereinigung und Blick auf Pro Kopf-Entwicklung Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist im Vergleich zu Vor-Corona sogar geschrumpft

Preisbereinigt und beim Blick auf die Pro Kopf-Entwicklung ist das Bruttoinlandsprodukt seit 2019 geschrumpft.

Deutschland-Flagge und Münzen
Grafik: vitalii_petrushenko - Freepik.com

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist die Summe aller erwirtschafteten Waren und Dienstleistungen in einem Land. Man erkennt also, ob eine Volkswirtschaft insgesamt wächst oder schrumpft. Deutschland stagniert seit einigen Quartalen. Interessant ist aber auch das große Bild. Und auf den aller-ersten Blick sieht es da gar nicht so schlecht aus.

Die Corona-Krise im Jahr 2020 hat natürlich die normalen Verläufe der Statistiken zerstört. Daher nehmen wir als Ausgangsjahr 2019: In diesem Jahr belief sich das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland auf 3,535 Billionen Euro – bis 2023 stieg die Summe an auf 4,186 Billionen Euro, eine Steigerung um 18,41 %, und das in so kurzer Zeit!

Wir haben uns die Detaildaten vom Statistischen Bundesamt genauer angeschaut. Nicht nur haben wir die Inflation aus der Entwicklung entfernt, sondern auch die Entwicklung vom Gesamtvolumen runtergerechnet auf die Entwicklung pro Kopf. Denn das ist letztlich die faire Sichtweise – denn wenn man das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf betrachtet, sieht man erst wirklich, ob pro Einwohner mehr oder weniger erwirtschaftet wird. Denn wenn ein Land eine große Zuwanderung in kurzer Zeit erlebt, ist es selbst bei einer Wirtschaftskrise quasi ein Kinderspiel, ein immer weiter wachsendes Bruttoinlandsprodukt zu präsentieren. Denn alles was Menschen tun, Busfahrkarten kaufen, im Supermarkt einkaufen, ins Kino gehen, einen Fernseher kaufen – all das erhöht vereinfacht gesagt das Bruttoinlandsprodukt. Und jeder neu zugezogene Mensch nimmt nun mal an diesen Alltagsvorgängen teil, und erhöht damit Tag für Tag das Bruttoinlandsprodukt.

Natürlich muss man vor allem berücksichtigen, dass die zeitweise hohe Inflation diese starke Zunahme des BIP mit verursacht hat. Daher ist es wichtig sich die Daten preisbereinigt anzuschauen. Und da sehen wir (als Index berechnet): Von 2019 bis 2023 ist das Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt von 104,27 auf 104,81 Punkte gestiegen. Immerhin ist es preisbereinigt auch noch ein Zuwachs von 0,51 %. Aber betrachten wir die Entwicklung des BIP pro Kopf, also um wie viel sich die Wirtschaftsleistung je Einwohner entwickelt hat, dann sehen wir einen Rückgang: Von 2019 bis 2023 fällt der Index von 104,35 auf 103,13 Punkte, ein Rückgang um 1,16 %. Von 103,68 Punkten im vierten Quartal 2023 aus gesehen geht es zuletzt weiter bergab auf 103,02 Punkte im ersten Quartal 2024 und 101,46 Punkte im zweiten Quartal 2024 (wobei das zweite Quartal stets das schwächste Quartal eines Jahres ist).

Beim preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner ist zu erwähnen: Abgesehen von der Herausrechnung der zeitweisen hohen Inflation muss man auch die seit Jahren hohe Zuwanderung nach Deutschland berücksichtigen. Ab 2022 kam durch den Ukraine-Krieg auch noch die hohe Einwanderung von Ukrainern hinzu. Jeder einzelne Mensch erhöht durch seine täglichen Aktivitäten das Bruttoinlandsprodukt. Von 2018 bis 2023 stieg die Bevölkerung von 83,02 auf 84,67 Millionen Menschen.

Fazit: Die Gesamtsumme der Wirtschaftsleistung ist seit 2019 kräftig gestiegen. Aber betrachtet man das um die Inflation bereinigte Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, hat der „Wohlstand“ in Deutschland – wenn man es so ausrücken will – unterm Strich seit 2019 abgenommen. Der einfache und oberflächliche Blick auf die Brutto-Zahl ist zwar jedes Quartal aufs Neue eine tolle Sache, weil die Zahl kaum einbricht, sondern langfristig immer weiter ansteigt. Aber hohe Preiszuwächse und hohe Zuwanderung stützen nun mal das Brutto-Wachstum des BIP massiv, und täuschen damit eine Lage vor, die eigentlich schlechter ist. Dass wir seit mehreren Quartalen in der Brutto-Zahl stagnieren, zeigt bei Berücksichtigung dieser Faktoren sogar eher die Schwäche der derzeitigen Wirtschaftsentwicklung in Deutschland.

Grafik zeigt die preisbereinigte Entwicklung im Bruttoinlandsprodukt seit 2006 Diese Grafik zeigt nur die preisbereinigte Entwicklung im Bruttoinlandsprodukt seit 2006. Seit 2019 sieht man die Seitwärtsentwicklung.



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6 Kommentare

  1. 2019 waren Union und SPD an der Regierung, dann kam die Ampel und jetzt soll eine neue Regierung von Union und SPD die Wende bringen? Mit den selben Ministern auf Seiten der SPD? Die wesentliche Änderung auf Seiten der Union ist Merz statt Merkel. Wer glaubt denn so etwas? Anders wäre es wenn es eine Regierung von Freien Wählern, FDP und Union gäbe. Vielleicht kommen die Wähler doch noch zu dieser Einsicht.

  2. Das System der Inflationsberechnungen beschönigt den Kaufkraftverlust für Güter des täglichen Lebens, um Politiker und Zentralbanken besser aussehen zu lassen. Nahrungsmittel erhöhten seit 2019 nominal um über 40%,die Kosten für Warmwasser und Heizen steigen dieses und nächstes Jahr nach Wegfall der Energiesubventionen um ebenfalls ca 40% laut den Bewirtschaftungskosten von Wohnungen. Obendrauf kommen Mietpreissteigerungen in den Städten, da die Instandhaltungskosten wie die Baupreise nach oben schießen. Das Bild rundet sich mit realen Einkommensverlusten von 2019-2023 ab. Pro Kopf steht real erheblich weniger Geld zur Verfügung als 2019.

    1. Linke Tasche / Rechte Tasche

      Normale Leute erleben den Kaufkraftverlust = Inflationsbeschiss Tag/ täglich bei Einkäufen und spätestens Ende Monat am fehlenden Geld.Die Schönredner und Börsentreiber werden nicht verschont bleiben, denn der Kaufkraftverlust kann nicht verheimlicht werden, er wird sich auswirken mit Verzögerung, denn die Leute können wirklich nur ausgeben was sie einnehmen, und wenn’s schlechter wird sogar noch mehr gespart.
      Wenn Börsen wirklich die Zukunft vorwegnehmen, müssten sie sich jetzt sputen und die Rezession sehr schnell einpreisen. Marc Faber sagt es, Inflation ist eine Steuer ,die besonders die Unter- und Mittelschicht trifft und die Reichen durch Vermögensgewinnev bevorzugt. Ehrlich aufgezeigt wäre eine solche Steuer undenkbar, nur über MMT und Inflationsmanipulation ist der Betrug an der Masse und die Umverteilung der Vermögen möglich. Erstaunlich ,dass gerade linke Kreise die grössten Unterstützer der schuldengetriebenen Umverteilung sind.Die Linken füllen die Taschen der Rechten.

      1. Ne, nicht der Rechten, sondern der Reichen

  3. überall, weltweit haben die „normalen“ menschen die wahrnehmung, dass es bergab geht. nur die finanzmärkte spielen mit ihrem nullzins-geld eine ganz andere nummer. assetblasen werden u.a. auf ki-märchen weiter aufgepumpt. mal sehen wie das endet. ich hab da eine ganz klare meinung dazu, wie man wahrscheinlich weiß. die realität läßt sich nicht auf dauer verbiegen. auch die aktienmärkte werden das zur kenntnis nehmen müssen.

    1. Aktienmärkte spielen ja immer die Zukunft…2023 haben sie die Rezession eingepreist…die ist gekommen…jetzt preisen sie den wirtschaftlichen Aufschwung ein…danach den wirtschaftlichen Boom…normaler Wirtschaftskreislauf…wenn wir uns fragen warum die Börse gerade fällt, weil doch gerade alles so gut läuft…da kann man sich sicher sein, dass der Abschwung kurz bevorsteht…jetzt noch ein bissl Sommerseitwärtsgeschiebe unter dünnem Volumen…dann nochmal ein kurzer Abkühler und auf zur Jahresendrally…the normal one…20000 im Dax kommt und 6000 im SuP…egal wie die gefühlte oder herbeigeschriebene Stimmung ist…Aufwärts meistens…seitwärts manchmal…abwärts selten

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