Indizes

Dax: Erster Anflug von Panik – was kommt als nächstes?

Die Zinsentwicklung ist durchaus geeignet, den DAX kurzfristig noch tiefer zu drücken. Institutionellen Anleger schichten ihre Depots um

Der DAX ist in dieser Woche nur mit einem kleinen Minus unterwegs. Doch wenn man sich Einzelpositionen anschaut, fallen große Unterschiede auf: Unternehmen, die unter Corona gelitten haben, legten diese Woche ordentlich zu: Hugo Boss +9%, Fraport +16% UND Lufthansa +13%. Unternehmen, die hingegen während des Lockdowns stark profitierten, werden nun ausverkauft: Teamviewer -9%, Delivery Hero -13%, Zalando -12% und Hello Fresh -10%.

Bei Anlegern lösten die Verluste dieser Woche erste Ängste aus. Das Anlegersentiment für den Dax ist auf einen Wert von -2,5 gefallen, ich würde darin einen ersten Anflug von Panik sehen. Ab einem Anlegersentiment von -4 sprechen wir von Panik, die für eine Bodenbildung an den Aktienmärkten ein guter Indikator ist.

Auch die Selbstzufriedenheit hat diese Woche stark gelitten. Mit einem Wert von -5,4 messen wir bereits eine starke Verunsicherung der Anleger.

An den Zukunftserwartungen ändert das nicht viel: Sinkende Kurse beim DAX werden als Schnäppchen wahrgenommen, die Zukunftserwartung steigt entsprechend auf 4,1 an. Im Bullenlager tummeln sich mehr als doppelt so viele Anleger, wie im Bärenlager.

Entsprechend sind Anleger bereit zu investieren. Die Investitionsbereitschaft ist auf 2,1 gestiegen.

Das Euwax Sentiment der Privatanleger ist auf -2,5 gefallen: Es werden wieder mehr Absicherungsprodukte gekauft, Anleger schützen sich also gegen weitere Kursverluste.

Das Put/Call-Verhältnis der CBOE ist von einem extrem niedrigen Wert noch weiter gesunken: Der Call-Überhang baut sich noch weiter aus. In den USA wird so stark auf steigende Kurse spekuliert wie in den vergangenen fünf Jahren nicht mehr.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote von 108 auf 85% reduziert, hier ist offensichtlich Vorsicht eingekehrt.

Die Bullenquote der US-Privatanleger steht bei 22%, die Zukunftserwartung ist also auch in den USA weiterhin optimistisch.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 notiert bei 59% und zeigt somit eine neutrale Verfassung an.

Übrigens: der Angst und Gier Indikator für den Bitcoin ist auf 55% gesunken und zeigt erstmals seit einigen Monaten eine verhältnismäßig neutrale Verfassung an.

Dax: Interpretation der aktuellen Stimmungslage

Ende Oktober zeigten die Sentimentwerte zuletzt eine noch extremere Verfassung der Anlegerstimmung an. Damals gab es noch keinen Impfstoff und die US-Präsidentschaftswahlen standen an.

Einzig das Put/Call-Verhältnis aus den USA fällt in der heutigen Sentimentbetrachtung aus dem Rahmen. Während sich Anleger über die Euwax derzeit stark absichern, spekulieren Anleger an der CBOE stark auf steigende Kurse. Das passt nicht zusammen. Da alle anderen Stimmungswerte eigentlich ziemlich deutlich zeigen, dass Anleger zwar optimistisch eingestellt, gleichzeitig aber eher defensiv positioniert sind, würde ich das Put/Call-Verhältnis aus den USA einmal als Ausreißer bezeichnen.

Doch die Zinsentwicklung ist durchaus geeignet, den DAX kurzfristig noch deutlich tiefer zu drücken. Immerhin finden Umschichtungen in Portfolios der institutionellen Anleger statt, die zu den oben geführten Kurseffekten führen. Sollte diese technische Umschichtung die Stimmung dahingehend drücken, dass ein Trendwechsel oder gar das Ende der Rallye befürchtet wird, so kann sich der Ausverkauf beschleunigen und für diesen Fall gibt es bei der Stimmungserhebung leider noch reichlich Platz nach unten.

Da ich persönlich die Zinsangst für überzogen halte, kann ich mir dieses Szenario schwer vorstellen. Doch es wäre nicht das erste Mal, wenn die Mehrzahl der Anleger diese Gefahr anders, in diesem Fall furchtvoller, einstuft, als ich das tue.

Somit ist aus Sentiment-Sicht aktuell bereits ein Kaufniveau für den DAX erreicht. In normalen Zeiten könnte sich hier bereits ein Boden bilden. Sollte es zum Beginn der kommenden Woche jedoch noch tiefer gehen, sollten Sie einige Schäfchen wieder in Sicherheit bringen.

Wir können hier mit der Sentiment-Analyse keine Richtungsentscheidung treffen. Wir können lediglich sagen, wie Anleger auf die eine oder andere Marktentwicklung reagieren dürften.

Erste Anflüge von Panik beim Dax



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage