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Dax, Nasdaq und Co: Der Powell-Schock drückt die Kurse

Dax, Nasdaq und Co leiden aktuell unter den Aussagen der Federal Reserve. Die Zinsen könnten noch weiter ansteigen in diesem Jahr.

Die Direktoren der Federal Reserve

Die Aktienmärkte leiden seit gestern Abend. Seit 20 Uhr deutscher Zeit hat der Dax bis jetzt auf CFD-Basis von 15.800 Punkten auf aktuell 15.651 Punkte verloren. Der Nasdaq verliert seitdem 287 Punkte auf 14.913 Zähler. Der Grund dafür findet sich in der gestrigen Veröffentlichung des Statements der Federal Reserve um 20 Uhr, und vor allem in den Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell ab 20:30 Uhr. Zwar blieben die Zinsen gestern unverändert. Aber Jerome Powell sagte: Dass man die Zinsen unverändert belässt, heiße nicht, dass man fertig ist. Es sei wahrscheinlich, dass man die Zinsen noch einmal anheben werde – aber man sei Daten-abhängig, und wolle mehr Fortschritte sehen in Sachen Inflation. Im Klartext: Bleiben die Konjunkturdaten in den USA weiterhin so robust, werden die Zinsen noch einmal angehoben! Das ist durchaus ein Schocker für die Märkte.

Dax und Co negativ nach Andeutung weiter steigender Zinsen

Je höher die Zinsen, desto teurer sind Kredite für Unternehmen und Verbraucher. Und je höher die Zinsen, desto höher rentieren Anleihen, und werden als Anlageklasse zu einer immer größeren Konkurrenz für Aktien. Dieses negative Szenario wurde gestern Abend und heute früh in die CFD- und Futures-Kurse der Indizes eingepreist, und deswegen sehen wir jetzt diese (noch moderat) tieferen Kurse bei Dow Jones, Nasdaq und Dax. Im TradingView Chart sehen wir den Verlauf von Dax und Nasdaq in den letzten vier Wochen. Der Abwärtspfeil zeigt, von wo aus die beiden Indizes gestern ab 20 Uhr gefallen sind.

Verlauf von Dax und Nasdaq in den letzten vier Wochen

Die Vorzeichen für die Aktienmärkte stehen am heutigen Donnerstag erstmal schlecht, weil diese Aussicht auf noch höhere Zinsen eine Last ist. Denn eigentlich hatten sich die Börsianer in den letzten Wochen immer stärker darauf eingestellt, dass die Inflation vor allem in den USA immer weiter rückläufig ist, und dass deswegen das Zinshoch bei der Federal Reserve erreicht wurde. Wichtig könnte heute im Verlauf des Handelstages werden, ob Dax, Nasdaq und Co nur ein kleines Minus hinlegen, oder ob es ein größerer Absturz wird, aus Enttäuschung über die Fed-Entscheidung. Aus so einer Enttäuschung kann dann auch schnell mal eine mehrtägige Verkaufslawine werden, wenn sich nur genug Börsianer dem Abverkauf anschließen. Mit -0,3 % auf Tradegate wirken die Dax-Verluste vor offiziellem Handelsstart noch erträglich – bis jetzt.

Aktuelle Analystenmeinung

Wird die Federal Reserve Dow Jones, Nasdaq, Dax und Co stärker runterziehen? Werden die Zinsen in der Tat dieses Jahr nochmal angehoben? Hier dazu eine aktuelle Analystenmeinung. Hier im Wortlaut die aktuellen Aussagen von Josh Jamner, Investment Strategy Analyst bei Clearbridge Investments, Teil von Franklin Templeton: Der FOMC beschloss, die Zinssätze wie erwartet in der Spanne von 5,25-5,50 % zu halten. Der Vorsitzende Powell hat immer wieder einen datenabhängigen Ansatz bekräftigt, und der Impuls der jüngsten Wirtschaftsdaten, bei denen sich sowohl die Inflation als auch der Arbeitsmarkt abkühlten, steht unserer Ansicht nach im Einklang mit einer Zinspause der Fed.

Die aktualisierte Zusammenfassung der Wirtschaftsprognosen (SEP, auch bekannt als „Dots“) zeigt weiterhin eine weitere Zinserhöhung vor Jahresende. Wir glauben jedoch nicht, dass die Fed diese Zinserhöhung letztendlich durchführen wird und dass die Zinserhöhung im Juli die letzte in diesem Zyklus war. Wir glauben, dass die Fed es vorziehen würde, eine weitere Zinserhöhung in den Dots zu haben und nicht durchführen zu müssen, als eine weitere Erhöhung durchführen zu müssen und keine in den Dots zu haben.

Der SEP wurde ebenfalls überarbeitet, um einen robusteren Wirtschaftsausblick zu zeigen, wobei das BIP für 2023 und 2024 nach oben und die Arbeitslosenquote für 2023 und 2024 nach unten korrigiert wurde. Wichtig ist, dass die Dots für 2024 vor diesem verbesserten wirtschaftlichen Hintergrund zwei Zinssenkungen weniger vorsehen, was im Vergleich zu den Konsenserwartungen eine zunehmend kämpferische Überraschung darstellt. Auch hier sind wir der Meinung, dass die Fed vorsichtig sein könnte, um nicht zu viele Versprechungen zu machen und dann zu wenig zu liefern. Sie scheint auch weiterhin eine harte Haltung gegenüber der Inflation einnehmen zu wollen, da sie nicht möchte, dass sich die finanziellen Bedingungen zu sehr lockern, auch wenn sie das Ende ihres Zinserhöhungszyklus erwartet, wobei die Punkte die Erwartung implizieren, dass sich die Wirtschaft und die Inflation in den kommenden Quartalen weiter abkühlen werden.



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10 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Das hat den Aktienmärkten gestern gar nicht gepasst, das sie nicht mehr gebail outet werden. Schließlich beruhte die ganze Blase – auf Zinsen unterhalb der Inflationsrate.

    Wenn jetzt die Normalisierung der Geldpolitik käme , käme auch gleichzeitig die Normalisierung der Bewertungsfrage.

    Mal sehen wie lange die FED diesmal durchhält….

    2018 – Stichwort Autopilot- ist sie ja wieder relativ schnell eingeknickt.

    1. Die FED hält es eben nicht durch, wie gehabt. Warum sollte sie auch? Wegen der Inflation? Das ist doch lächerlich, Inflation entschuldet den Staat und wegen der paar Zinsschrittchen kann man keine Inflation aufhalten, wenn die kommen will oder soll.
      Was heißt schon „Normalisierung der Bewertungslage“?
      Bewertungen sind nie „normal“, sie sind der Markt und der ist nie normal, sondern er ist, wie er ist.
      Wen-dann-Bewertungen machen keinen Sinn, man verliert nur Geld damit.
      Einige hier im Forum sollten endlich ihre Glaskugeln entsorgen.

      1. Die Fed will die Wirtschaft am Laufen halten und den Konsum. American way of life. Hierzu gehört auch die Stabilität der Aktienmärkte als Teil des US-Vermögens. Aber völlig sinnlos ist es, mit Zahlenvergleichen aus der Vergangenheit zu kommen. Der Zinseszinseffekt relativiert alle Vergleiche, jede Krise ist anders, weil die Marktteilnehmer sich auf die letzte eingestellt haben.
        Natürlich werden die Aktienmärkte irgendwann wieder „gebail outet“?, weil sie Teil des Systems sind. Gerade Politiker und auch Fed-Mitglieder sitzen fett im Geschäft und werden ihren Kapitalstock nicht ruinieren.
        Wenn du einen Teich trockenlegen willst, darfst du nicht die Frösche damit beauftragen.😀

  2. Korrektur: Wenn-dann-Bewertungen machen keinen Sinn…

  3. Diesmal ist erstmals alles anderst

    Falsche Überlegung, die aktuelle missliche Lage ist entstanden weil die Notenbanken eingeknickt sind. Man müsste sehr dumm sein schon wieder den gleichen Fehler zu machen.Sogar der Fehler der 70er Jahre ist noch in den Köpfen geblieben und mahnt zur Vorsicht.Rücksicht auf eigene Anlagen ist kein Argument. Wenn ich weiss was passiert und sogar selber am Zinshebel drehen kann, kann ich mit gehebelten Derivaten jede Baisse gut überstehen und sogar noch profitieren.

    1. Man muß immer damit rechnen, dass Notenbanker Menschen sind, die emotional und nicht nur logisch handeln.

  4. @Columbo, wieder völlig praxisferne Einschätzung und sogar noch einen Tippfehler. Machen fallende Kurse nervös?

    1. @Schaarschmidt-Fan

      Wieso? Sind Notenbanker etwa keine Menschen? Vielleicht Aliens? Ja wer weiß…

  5. Von einem Strippenzieher der die Weltwirtschaft crashen oder florieren lassen kann erwarte ich eher ,dass er rational und nicht emotional handelt. Emotional kenn er meinetwegen werden,wenn er nach der Pensionierung für Vorlesungen Millionenbezüge kassiert.

    1. @Drucki

      Was immer Sie auch erwarten, kein Mensch kann nur rational und nicht emotional handeln.

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