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Dax-Stimmung: Kapitulation rückt näher – Boden erreicht?

Beim Blick auf die Stimmung der Anleger für den Dax könnte man sagen: Die Kapitulation rückt näher - ist der Boden erreicht?

Dax Kapitulation

„Opportunistischer Optimismus könnte gefährlich werden“ titelte ich vor einer Woche: Zu schnell war die Stimmung der Dax-Investoren angesprungen und zu früh haben Anleger die tiefen Kurse für opportunistische Käufe genutzt. Gemäß der Sentimenttheorie bildet sich ein Boden erst dann, wenn Anleger kapitulieren. Und opportunistische Käufe sind keine Kapitulation.

DAX in der abgelaufenen Woche wieder um 1% abgesackt

Dabei ist der Verlauf saisonal typisch: Der September ist historisch betrachtet der schlechteste Börsenmonat. Warum also sollte der DAX seine Rally nach der Sommerpause ausgerechnet bereits im September fortsetzen, wo der September doch eher bekannt ist für Zwischentiefs? Im Verlauf des Septembers bieten sich häufig gute Kaufgelegenheiten. Wir schauen uns heute an, ob wir inzwischen bereits Kaufkurse erreicht haben, oder aber ob sich Anleger weiterhin in Geduld üben sollten.

Das Anlegersentiment ist diese Woche auf -3,5% gefallen. Damit stellt sich die schlechte Laune von vor zwei Wochen wieder ein. Die Aufhellung der Vorwoche war nicht mehr als ein Strohfeuer.

Auch die Verunsicherung ist zurückgekehrt, der Umfragewert ist auf -3,3% gefallen. Kein Wunder, viele Anleger, die vor einer Woche opportunistisch gekauft haben, wurden auf dem falschen Fuß erwischt.

Die Hoffnung stirbt zuletzt: Der Zukunftsoptimismus gegenüber dem DAX ist erneut opportunistisch auf 3,8% gestiegen, der zweithöchste Wert seit anderthalb Jahren.

Die Investitionsbereitschaft hingegen ist auf 1,2% zurückgegangen (Vorwoche 1,7%). Das ist nachvollziehbar, denn den gesamten August hindurch war die Investitionsbereitschaft sehr hoch. Die Cashquote ist vom extrem hohen Wert bei 26% Anfang August inzwischen auf einen extrem niedrigen Wert bei 16% gefallen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf Null, was eine neutrale Haltung anzeigt. Im August war das Sentiment überwiegend positiv. Daraus können wir schließen, dass die hohe Investitionsbereitschaft im August überwiegend für Long-Spekulationen genutzt wurde. Absicherungspositionen sind weitgehend aufgelöst.

Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, sind optimistisch. Das Put/Call-Verhältnis ist auf 1,2% gefallen, was eine vergleichsweise starke Nachfrage nach Long-Spekulationen widerspiegelt.

In den USA bleibt das Bild gegensätzlich zu unserem: Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE ist weiter angestiegen und zeigt einen gestiegenen Absicherungsbedarf der US-Anleger. US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote von 61% auf 50% reduziert.

Die Bulle/Bär-Differenz ist auf 12,6% angestiegen. Unter den US-Privatanlegern dominieren wieder die Bullen mit 42% über den Bären mit nur noch 30% Anteil.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 steht bei neutralen 51%.

Interpretation der Stimmung gegenüber dem DAX

Wenngleich die abgelaufene Woche für DAX-Anleger nicht schön war, so war sie doch aus Sicht der Sentiment-Theorie konstruktiv. Die Rally vom Oktober letzten Jahres bis ins Frühjahr wurde über den Sommer „konsolidiert“, man könnte auch sagen „verdaut“. Der DAX notiert noch immer auf dem Niveau, das er im April erzielt hatte. Zwischenzeitlich stand der DAX immer wieder mal unwesentlich höher, in der Spitze um nicht einmal 5%.

Doch obwohl wir nur 5% unter dem Hoch im DAX notieren, zeigen unsere Sentimentindikatoren eine konstruktive Entwicklung. Der 5-Wochendurchschnitt des Sentiments ist auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Rallye im vergangenen Oktober. Der absolute Wert dieses Indikators ist auf einem Niveau, der bei Verschnaufpausen im Rahmen einer intakten Rallye für einen Boden ausreichte.

Anders herum formuliert: Der 5-Wochendurchschnitt erreichte nur dann noch extremere Tiefs, wenn wir in einen Bärenmarkt abrutschen und eine lang anhaltende Baisse durchliefen.

Und nochmal anders formuliert: Wir haben ein Niveau erreicht, das, wenn es gebrochen werden sollte, die Erholung beendet und uns in einen Bärenmarkt wirft.

Daraus können wir ablesen, dass das Kursniveau nun für Käufe geeignet ist, Käufe jedoch eng abgesichert werden sollten. Sollte der Boden halten, dürfen wir mit deutlich höheren Kursen in den kommenden Monaten rechnen. Wird der Boden jedoch nach unten gebrochen, endet die Rallye und es ist ratsam, sich gegen weiter fallende Kurse abzusichern.

Die Sentiment-Theorie kann einen Boden nicht genau bestimmen. Sie kann nur Wahrscheinlichkeiten ausrechnen. Auch zeitlich lässt sich kein Tag und auch keine Woche definieren, sondern lediglich ein Zeitraum, der erfahrungsgemäß jedoch bei ein bis zwei Wochen liegt. Soll heißen, es kann vielleicht noch ein oder maximal zwei Wochen turbulent bleiben, bis eine Entscheidung zu erkennen ist.

Ölmarkt

Die Zukunftserwartung am Ölmarkt ist derzeit besonders positiv. Nur 14 Mal war die Erwartung in den vergangenen 17 Jahren (das sind rund 850 Wochenumfragen) vergleichbar optimistisch. Das sind weniger als 2%.

Wenn die Zukunftserwartung in der Vergangenheit so optimistisch war, dann ist der Ölpreis in den kommenden 6 Monaten durchschnittlich um 33% angestiegen. Das Bemerkenswerte daran: Alle 14 Ereignisse führten in der Vergangenheit zu höheren Ölpreis nach sechs Monaten. 13 der 14 Ereignisse führten sogar bereits nach 3 Monaten zu einem höheren Ölpreis.

Aus Sicht der Sentiment-Theorie handelt es sich hierbei somit also um ein ziemlich kräftiges Kaufsignal. Im Kapitel 5 werde ich eine Ölaktie vorschlagen, die wir als Spekulation auf diese Entwicklung in unser Portfolio holen (bzw. die Plus-Kunden haben bereits heute Nachmittag eine E-Mail erhalten). Wir hatten die Aktie bereits erfolgreich im Portfolio. Doch trotz des jüngsten Kursanstiegs notiert die Aktie aus Bewertungssicht noch immer nur bei einem Drittel seiner üblichen Bewertung.



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