Indizes

Dax versus EZB-Bilanz – dunkle Vorzeichen?

Der Dax strebt nach Höherem, die EZB-Bilanz schrumpft schnell, auch zuletzt. Ist das ein dunkles Vorzeichen für Anleger?

Warum können die Aktienmärkte nicht einfach immer weiter steigen, und die ganzen Nörgler, Schwarzseher und Crashpropheten sollen einfach mal ruhig sein? Das wäre doch schön! Nur müssen sich Verzerrungen und Übertreibungen an der Börse irgendwann immer korrigieren, anders geht es nun mal nicht. Die Frage ist, ob der folgende Chart als Anhaltspunkt für die These dient, dass Dax und Co die letzten Monate irrational gestiegen sind.

Massiver Abbau der EZB-Bilanz – Warnzeichen für den Dax

Denn schließlich ist der Abbau der EZB-Bilanz in vollem Gange. Nicht nur in den USA, sondern auch in der Eurozone wird dem gesamten Kapitalmarkt durch Federal Reserve und EZB massiv Liquidität entzogen. Nach dem jahrelangen gigantischen Aufblähen und Gelddrucken ist man nun dabei diese Übertreibung zu korrigieren, auch wenn man immer noch erst einen kleinen Teil der Blase abgebaut hat. Und wird die EZB gar nicht dazu kommen, diesen Berg in ihrer Bilanz in großen Teilen abzubauen? Das weiß jetzt natürlich noch niemand.

Wir können hier und heute nur den Ist-Zustand kommentieren. In diesem TradingView Chart sehen wir von 2016 bis heute die Entwicklung der EZB-Bilanz als blaue Linie. Sie stieg seitdem von 2,78 Billionen Euro auf 8,8 Billionen Euro im Top im Sommer 2022 – ein gigantischer Anstieg! Seitdem geht es bergab durch den Abbau der Anleihenhalde und die Rückzahlung von Krediten. Vor allem die Rückzahlung von Krediten, welche die EZB den Banken in der Eurozone gewährt hatte (TLTRO), sorgte zuletzt für einen sehr schnellen Abbau der EZB-Bilanz, immerhin 491 Milliarden Euro Bilanzabbau binnen nur einer Woche! Diese Bewegung ist am Ende des Charts gut erkennbar.

Von 8,8 Billionen Euro runter auf aktuell 7,22 Billionen Euro. Ein Abbau der EZB-Bilanz um gut 1,6 Billionen Euro in zwölf Monaten, das ist schon beachtlich. In orange sehen wir die Entwicklung des Dax, der im großen Bild betrachtet nicht weit entfernt ist von seinem Allzeithoch. Die Tendenz zeigt nach oben. Wir haben rot markiert: Der Absturz im Dax im Jahr 2020 und die gleichzeitige Explosion der EZB-Bilanz – dies war dem Ausbruch von Corona geschuldet. Als die Märkte verstanden, dass Zentralbanken und Staaten zur Krisenbekämpfung immer mehr Schulden machen und Geld drucken, stiegen die Aktienmärkte wieder kräftig an, so auch der Dax.

Grafik zeigt die Entwicklung der EZB-Bilanz im Vergleich zum Dax

Wir sehen im Chart eine zwar nicht perfekte, aber erkennbare Korrelation von EZB-Bilanz und Dax. Je mehr Liquidität im Markt, desto besser für Assetklassen wie Aktien! Ab 2022, wo die große Zinswende eingeleitet wurde, sackte auch der Dax ab – er hat sich aber wieder komplett erholt – weil die Unternehmensgewinne die höheren Kurse rechtfertigten. Nun sehen wir im zweiten roten Kasten, wie der Dax in 2023 nach „Höherem“ strebt, während die EZB-Bilanz um 1,6 Billionen Euro geschrumpft ist. Und diese gegenläufige Entwicklung geht weiter?

Europäische Aktien in Relation zu US-Aktien günstig wie nie

Die Frage ist nun: Kann sich der Aktienmarkt weiter gegen den Entzug der Liquidität stemmen und diese ignorieren? Auch zeigen jüngste Umfragedaten unter Staatsfonds und Zentralbanken, dass sie ihre Käufe von Anleihen ausweiten wollen um sich hohe Renditen zu sichern. Die Konkurrenz für Aktien wird größer, und die Liquidität von Seiten der Zentralbanken wird entzogen. Noch scheint das den Indizes wie dem Dax egal zu sein. Und immerhin: Jüngste Analysen zeigen, dass europäische Aktien in Relation zu US-Aktien derzeit so günstig sind wie noch nie, beim Betrachten der erwarteten KGVs, also der Gewinne in Relation zur Marktbewertung der Unternehmen. Aber die schrumpfenden Zentralbankbilanzen sollten ein warnender Aspekt sein.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage