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Wieso die EZB-Bilanz ruckartig um 491 Milliarden Euro schrumpft

In einer Woche sinkt die EZB-Bilanz um 491 Milliarden Euro. Die Rückzahlung von Bankkrediten ist dafür verantwortlich.

EZB-Zentrale in Frankfurt

Gestern veröffentlichte Daten zeigen: Die Bilanz der EZB ist in der Woche bis zum 30. Juni im Vergleich zur Vorwoche um satte 491 Milliarden Euro geschrumpft auf jetzt „nur noch“ 7,22 Billionen Euro. Wie das passieren kann? Nun, es hat in diesem Fall nichts mit dem Abbau der gigantischen Halde von gehaltenen Staatsanleihen zu tun.

Die EZB entzieht dem Bankensystem nun immer mehr von den ausstehenden langfristigen sehr günstigen Krediten, die unter der Abkürzung TLTRO bekannt sind. Stand die Summe von 477 Milliarden Euro im Raum, so waren es letzte Woche satte 502 Milliarden Euro, die von den Banken an die EZB zurückgezahlt wurden. Dieses Geld fehlt nun den Banken, und die EZB kann ihre Bilanz reduzieren. Der Bilanzwert von 7,22 Billionen Euro ist der niedrigste Wert seit März 2021, was 53 % des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone entspricht. Im Vergleich dazu: Japan liegt bei 128 %, die USA bei 31 %.

Hier können sie die Details der aktuellen Aktiva und Passiva der EZB einsehen. Nachfolgend zeigen wir die Aktiva. Es gab zwar auch andere Bewegungen in der Bilanz, aber das waren letztlich alles kleine und unbedeutende Veränderungen. Die Rückzahlung der TLTRO-Kredite der Banken an die EZB war der ausschlaggebende Faktor.

Aktiva der EZB-Bilanz

Diego R. Faßnacht kommentiert dazu: „Betrug die Bilanzsumme Mitte letzten Jahres knapp 70 % der jährlichen Wertschöpfung, so wurde diese Quote nun auf 53 % reduziert. Anders als bei der FED ist nicht die Reduzierung von Staatsanleihen in der Bilanz vorrangig dafür verantwortlich, sondern die Rückzahlung von sehr zinsgünstigen Krediten durch die Banken. Banken konnten sich zeitweilig sogar zu Minus-Zinsen bei der EZB Geld leihen. Das ist seit Herbst letzten Jahres vorbei und sie zahlten letzte Woche eine hohe Summe an die EZB zurück. Die Reduzierung der Bilanz hat maßgeblich zur Stärke des EUR beigetragen. Im November notierte der EUR noch unter 1 USD. Jetzt liegt er bei knapp 1,09 USD. Auch über die Wechselkurse wird die Inflation beeinflusst. In diesem Falle reduziert.“

Daten und Grafik: EZB



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