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Deutsche Bank wälzt intern offenbar M&A-Szenarien zur Expansion

Die Deutsche Bank denkt über Übernahmen oder Fusionen nach, genannt wird die niederländische ABN Amro Bank und die Commerzbank.

Deutsche Bank CEO Christian Sewing
Deutsche Bank CEO Christian Sewing. Foto: Alex Kraus/Bloomberg

Im Vergleich zu US-Instituten sind europäische Banken in Sachen Größe, Profitabilität und Börsenwert nicht der Rede Wert. JPMorgan hat einen Wert von 492 Milliarden Dollar, Deutschlands größte Bank nur 24 Milliarden Euro. Will man sich „in die Größe retten“ durch Großfusionen mit anderen Banken? Wenn man alleine nur an das Debakel der Postbank-Integration denkt, kann einem da schwindlig werden. Wie nun bekannt wurde, hat die Deutsche Bank in letzter Zeit intern Szenarien zur Übernahme des Lokalrivalen Commerzbank und der niederländischen ABN Amro Bank gewälzt, da Bankchef Christian Sewing nach Möglichkeiten für die Expansion sucht.

Die Szenarien drehten sich um insgesamt eine Handvoll von Banken, wobei Commerzbank und ABN Amro zu den als attraktiv erkorenen Zielen gehörten, berichten mit den Überlegungen vertraute Insider laut Bloomberg. Auch mit potenziellen Beratern fanden informelle Gespräche statt, heißt es weiter. Allerdings hat die Deutsche Bank dem Vernehmen nach weder eine Investmentbank formell mandatiert noch die potenziellen Zielobjekte selbst im Hinblick darauf angesprochen. Es gebe erhebliche Hürden für jede mögliche Verbindung und die Chancen für eine solche Megatransaktion seien derzeit klein, heißt es. Deutsche Bank, Commerzbank und ABN Amro lehnten Stellungnahmen ab.

Die Übernahme der Commerzbank würde beispielsweise massive Unterstützung von Seiten der Aufsicht erfordern, meinen die Insider. Denn eine übernehmende Bank müsste Aktiva und Passiva zum aktuellen Marktwert übernehmen, was zu einer erheblichen Abschreibung des Kreditbuchs führen könnte. Eine Übernahme der Commerzbank würde wahrscheinlich eine Abschreibung von weit über 10 Milliarden Euro nach sich ziehen, so die Schätzungen.

Dennoch sehen Sewing und sein Team in einem derartigen Mega-Deal eine Möglichkeit, die Attraktivität der Bank bei den Anlegern zu steigern. Mit der derzeitigen Strategie konnte man die Bewertung der Bank jedenfalls noch nicht durchschlagend erhöhen. Sie ist während Sewings gesamter Amtszeit unter dem europäischen Durchschnitt geblieben. Die Deutsche Bank hat derzeit einen Marktwert von etwa 25 Milliarden Euro, was nur etwa 40% des Buchwerts entspricht — einer der schwächsten Werte im Euro Stoxx Bankenindex. Die Commerzbank bringt etwa 14 Milliarden Euro auf die Waage, die ABN Amro 12 Milliarden Euro.

Deutsche Bank und Commerzbank haben im Jahr 2019 Fusionsgespräche geführt, die letztlich wegen der damit verbundenen Risiken, und am Widerstand von Aktionären wie Arbeitnehmervertretern scheiterten. Eine Übernahme von ABN Amro würde auch für die europäische Finanzindustrie eine Zäsur bedeuten. Während sich die nationale Bankenkonsolidierung in Europa in den letzten Jahren beschleunigt hat, gab es in der Eurozone keine bedeutenden grenzüberschreitenden Zusammenschlüsse.

Sowohl Commerzbank als auch ABN Amro haben seit den Rettungsaktionen der Finanzkrise immer noch ihre jeweiligen Regierungen als Aktionäre. Während die niederländische Regierung gerade dabei ist, ihren Anteil zu reduzieren, hat die deutsche Regierung ihre Pläne noch nicht näher erläutert. Eine Transaktion könnte auch ein Auslöser für weitere sein. Die Commerzbank sieht sich derzeit nach einem neuen Ankeraktionär um, um sich vor einem potenziellen Übernahmeangebot zu schützen und ihre Unabhängigkeit zu bewahren, wie Bloomberg bereits berichtet hat. BNP Paribas soll im Jahr 2022 Interesse an ABN Amro gezeigt haben.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Mein Lieblingsbanker ist der frühere Deutsche Bank-Ceo Alfred Herrhausen, ein kompetenter Partner der Industrie, der Weltwirtschaft wie folgt definierte: Industrieländer, Schwellenländer und Entwicklungsländer. Der frühere Industriepräsident Ulrich Grillo ist diesbezüglich möglicherweise ähnlicher Auffassung.

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