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Dividendenrendite hoch? Bayer mahnendes Beispiel für Anleger

Die bislang sehr hohe Dividendenrendite bei Bayer und die gestrige 95 % Absenkung der Zahlung ist eine generelle Mahnung für Anleger!

Börsenkurse
Grafik: User31947721-Freepik

Bis gestern Mittag war die Bayer-Aktie für Dividendenjäger die „Goldene Uhr“. Bei einem Aktienkurs von 28 Euro lag die Dividende im Jahr 2022 bei 2,40 Euro pro Aktie, und für 2023 wurden 2,12 Euro erwartet. Für 2023 hätte die Aktie einem Anleger, der sie jetzt kauft, eine Dividendenrendite von sage und schreibe 7,57 % gebracht. Da können Tagesgeldkonten oder die allermeisten anderen Aktien als jährliche Ertragsquelle nicht mithalten. Dann gestern das Debakel für Dividendenjäger: Bayer gab bekannt, die Dividende für 2023 auf 0,11 Euro abzusenken von 2,40 Euro in 2022. Erwartet wurden für 2023 vom Markt wie gesagt 2,12 Euro. Auch die nächsten beiden Jahre soll die Zahlung auf extrem tiefem Niveau bleiben. Bayer will mit dem nicht ausgeschütteten Geld lieber Schulden abzahlen.

Hohe Dividendenrendite bei Bayer – Aktie aber seit Jahren im Niedergang

Abgesehen von der hohen Dividende war die Bayer-Aktie seit Jahren ein Desaster. Die Aktie fiel immer weiter wegen der seit Jahren anhaltenden Klagewelle in den USA wegen dem Unkrautvernichter Roundup, der Krebs verursachen soll. Amerikaner klagen seit Jahren, immer wieder gibt es neue Urteile, und es ist kein Ende in Sicht. Auch wenn Bayer viel Geld für Urteile beiseite gelegt hat – ein Ende ist nicht absehbar, und ob noch weit mehr Kosten als die vorhandenen Rückstellungen zu erwarten sind? Wer kann das schon sagen! Dieser TradingView Chart zeigt das jahrelange Desaster – die Aktie verlor in den letzten zehn Jahren 69,6 % an Wert.

Grafik zeigt prozentuale Entwicklung der Bayer-Aktie in den letzten zehn Jahren

Mit Blick auf die Kursverluste war die Dividende für Bayer-Aktionäre bislang ein Trostpflaster. Wenigstens gab es den hohen jährlichen Ertrag. Natürlich, wer vor Jahren zu höheren Kursen in die Aktie eingestiegen war, hatte auch einen geringeren Ertrag. Wer beispielsweise noch vor einem Jahr bei 57 Euro die Aktie kaufte, hatte mit 2,40 Euro Ausschüttung für 2022 eine Dividendenrendite von 4,21 % – immer noch ein guter Wert im Vergleich zu vielen anderen Aktien.

Plötzliche Kürzung der Dividende Mahnung für Anleger

Aber diese gestrige Verkündung von Bayer ist eine Mahnung an Anleger. Oft haben wir die letzten Jahre berichtet über Aktien mit sehr hohen Dividendenrenditen, und was das für Anleger als Chance bedeuten kann. Aber in den selben Artikeln warnen wir auch stets vor den Risiken, wenn man solche Aktien kauft. Denn an der Börse regulieren die Anleger alles von alleine. Wenn es irgendwo gute Investment-Chancen gibt, würden ruckartig zahlreiche Anleger einsteigen, und durch höhere Kurse würden die Dividendenrenditen automatisch auf normale Niveaus sinken. Aber wenn bei einer Aktie Dividendenrenditen lange Zeit sehr hoch bleiben, ist das ein Alarmzeichen.

Denn ein Unternehmen kann – auch wenn die Geschäfte schwach laufen und die Aussichten wacklig sind – hohe Dividenden ausschütten. Solche Fälle gibt es immer wieder. Anleger meiden aufgrund von Risiken im Unternehmen die Aktie, weshalb der Kurs niedrig und die Rendite hoch bleibt. Diese Vorsicht bei vielen Anlegern hat sich jetzt beim Musterbeispiel Bayer als begründet erwiesen. Es kann wie bei Bayer von Jetzt auf Gleich passieren, dass Unternehmen mit wackligem Geschäftsverlauf irgendwann entscheiden, dass die hohen jährlichen Ausschüttungen so nicht mehr aufrechterhalten werden können. Und wer nur wegen hohen Dividendenrenditen so eine Aktie gekauft hat, und bereits auf deftigen Kursverlusten sitzt, schaut dann endgültig in die Röhre.

Renditen deutlich über Marktniveau – grundsätzliches Alarmzeichen

Es ist wie bei anderen Beispielen am Kapitalmarkt auch: Bietet ein Anbieter – egal ob Aktie, Anleihe, Sparkonto oder Sonstiges – den Anlegern Renditen weit über dem Marktniveau, ist auch das Risiko für die Anleger höher. Im Dax liegt die für 2024 erwartete Dividendenrendite im Schnitt bei 3,36 %. Wer gestern die Bayer-Aktie kaufte mit einer Renditeerwartung von 7,57 %, musste sich schon denken können, dass ein erhöhtes Risiko in der Aktie steckt. Bei Anleihen liegt die Marktreferenz bei aktuellen 2,39 % Rendite für zehnjährige deutsche Staatsanleihen. Privatanleger können sich aber an den besten Tagesgeldzinsen renommierter deutscher Banken orientieren.

Das Beispiel Bayer mahnt Anleger ganz grundsätzlich dazu, mit offenen Augen all zu verlockende Angebote bei Dividendenrenditen oder Sparzinsen zu blicken. Gibt es Angebote, die weit über dem Marktniveau liegen, sollten sich Anleger immer fragen, warum diese Anbieter mehr bieten als die breite Masse der anderen Anbieter. Für höhere Risiken sind Anbieter stets bereit höhere Renditen zu bezahlen, um Anlegergelder anzulocken. Und höhere Risiken können eben irgendwann auch mal in der Realität zu Verlusten führen!



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1 Kommentar

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Dividenden- Renditen und KGVs sind nicht alles. Das beste Beispiel ist die Deutsche Bank, in Zeit vor der Finanzkrise.

    Vor der Finanzkrise verdiente die Deutsche Bank knapp 10 Milliarden Euro jährlich vor Steuern,bei einem Aktienkurs von knapp unter 100 und einer Divende von 4,5 Euro je Aktie und hatte sie somit eine Dividendenrendite von etwas über 4,5 Prozent.
    Bei damals nur rund 620 Millionen an ausgegebenen Aktien, war das,auch nach Steuern, ein Gewinn von weit über 10 Euro,je Aktie der Deutschen Bank. Das ergab also rein formal ein KGV von unter 10.
    Rein theoretisch also im Wesentlichen ein klarer Kauf, Dividendenrendite bei stolzen 4,5 Prozent und KGV von unter 10 ,ist fundamental betrachtet ein klarer Kauf.
    Nur dann kam die Finanzkrise:
    Gucken Sie sich an wo die Bank heute steht und vergleichen Sie bitte hierzu die Charts der entsprechenden Jahre. Also die Performance der Aktie seit dem Jahr 2007 bis heute.
    Wie es besser geht zeigen ihre us amerikanischen Konkurrenten, die im Leitindex Dow Jones Industrial Average Index gelistet sind, Goldman Sachs und J.P.Morgan.
    Einfach mal die Performance miteinander vergleichen. Dafür gibt es die Charts im Internet.

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