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BASF, Mercedes, Volkswagen, BMW: Die Rendite-Sensation – oder doch nicht?

BASF, Volkswagen, BMW und Mercedes bieten die Aussicht auf eine sensationelle Dividendenrendite. Aber ist da kein Haken an der Sache?

Chart auf Laptop
Chart auf Laptop. Foto: Drobotdean - Freepik.com

BASF, Mercedes, Volkswagen und BMW sind die Renditeknüller im Dax, wenn man auf die Dividendenrendite (hier eine Begriffserläuterung) schaut. Mal eben 8 % Rendite bezogen auf den aktuellen Kaufpreis einstreichen für die nächsten Jahre, wer greift da nicht zu? Oder hat die Sache doch ein paar Haken? Denn wir reden ja über die Zukunft! Schauen wir uns erwartete Finanzdaten der Konzerne an und dazu erwartete Renditen. Für Anleger ist es auf den ersten Blick eine goldene Investment-Chance.

BASF mit Aussicht auf hohe Dividendenrendite

Es muss auch immer Gründe geben, warum extrem hohe Renditen möglich sind. Je höher die Renditemöglichkeiten, desto höher auch die Risiken! Starten wir mit BASF. Bei einer aktuellen Dividendenrendite (Dividend Indicated Yield) von sensationellen 8,13 % liegen die Erwartungen für die Jahre 2024 und 2025 bei 7,46 % und 7,59 %. Also sollen die Dividenden hoch gehalten werden. Der Umsatz, den BASF in seinen heutigen Quartalszahlen für 2023 mit 73-76 Milliarden Euro angibt, soll laut Markterwartungen in 2024 bei 75,2 und für 2025 bei 77,9 Milliarden Euro liegen. Der operative Gewinn, der 2022 noch bei 6,43 Milliarden Euro lag, soll 2023 bei 4,01 Milliarden Euro liegen, und in den Folgejahren bei 4,98 und 5,86 Milliarden Euro. Also würde der Gewinn nicht mal im Jahr 2025 das Niveau von 2022 erreichen. Aber die Dividenden sollen hoch bleiben, bei gleichzeitiger Zurückhaltung der Börsianer beim Kauf der Aktie. Wer an die Kraft von BASF glaubt und dass das Unternehmen dauerhaft gute Gewinne und hohe Dividenden bieten wird, der kann jetzt mit hohen Renditeerwartungen einen guten Kauf machen. Aber zur Euphorie nur diese Zahl: Die heute gemeldeten Quartalszahlen von BASF zeigen im Jahresvergleich einen Umsatzrückgang von dramatischen 28 %. Es ist also nicht alles Gold, was glänzt.

Seit mehr als einem Jahrzehnt hat BASF seine Dividende nicht mehr gesenkt. Und wer glaubt, dass das Unternehmen trotz schwieriger Zeiten auch die nächsten Jahre die Gewinnausschüttung hoch hält, und wer als Anleger eher auf jährliche Ausschüttungen statt auf Kursgewinne schaut, hat hier ein interessantes Papier vor sich. Diese hohe Renditeaussichten bei BASF sind seit Wochen auch ein heißes Thema bei zahlreichen Börsen-YouTubern, und auch beim Handelsblatt (besprochen ab Minute 15 im Video). Wird BASF die nächsten Jahre trotz hoher Investitionen und schwierigem Geschäftsumfeld seine hohen Dividenden für Anleger beibehalten als Trost für den schwachen Kursverlauf? Das ist die Frage.

BMW

BMW ist die Nummer 1 im Dax beim Blick auf die aktuell vorhandene Dividendenrendite mit 9,66 %. Für die Jahre 2024 und 2025 liegen die Erwartungen bei 6,20 % und 6,49 %. Mit erwarteten KGVs  (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 5 ist die BMW-Aktie wirklich sehr günstig zu haben. Die Umsätze sollen in den nächsten Jahren steigen, von 142,6 Milliarden Euro in 2022 auf 156,7 Milliarden Euro in 2025. Der operative Gewinn, der für 2023 mit 16,8 Milliarden Euro erwartet wird, soll danach stagnieren bei 15,2 Milliarden Euro in den beiden Folgejahren.

Gerade bei den deutschen Autoherstellern herrscht derzeit Krisenstimmung. Können sie Konkurrenten wie Tesla oder BYD aus China bei Elektroautos überhaupt noch einholen? Die Fragezeichen sind groß, und daher halten sich seit einiger Zeit viele Börsianer mit Käufen zurück, bei immer noch vorhandenen Aussichten auf hohe Dividenden. Das alte, noch vorhandene Geschäft liefert also (noch) gute Gewinne. Aber die Börsianer, die die Aktien der Autobauer wie BMW jetzt nicht kaufen, schauen bereits weiter in die Zukunft. Sonst hätte man als Anleger, der jetzt kauft, nicht die Aussicht auf aktuell so hohe Renditechancen.

Volkswagen

Volkswagen steht besonders im Fokus der Börsianer wegen Problemen mit Elektroauto-Marktanteilen in China. Die Medien-Berichterstattung zu dem Thema verhagelt regelrecht die Stimmung für die Aktie. Bei aktueller Dividendenrendite von 8,76 % liegt die Erwartung für 2024 und 2025 bei 9,05 % und 9,08 %. Das ist mal eine Hausnummer. Niedrige Aktienkurse und auch für die Zukunft erwartete hohe Ausschüttungen machen solche Erwartungen möglich. Die Umsatzerwartungen steigen von 312,5 Milliarden Euro in 2023 auf 328 Milliarden Euro in 2025. Der operative Gewinn soll von 22,2 Milliarden Euro in 2022 bis 2025 auf 23,8 Milliarden Euro steigen. Auf den ersten Blick gar keine so schlechten Zahlen? Wenn da nicht die wenig rosigen Aussichten für das Geschäft mit Elektroautos wäre. Die Börsianer bewerten diese Lage wenig rosig, und lassen die Aktie eher fallen, was den Weg frei macht auf diese Bewertungen.

Mercedes mit Rendite von 9 % und KGV unter 5

Bei einer jetzigen Dividendenrendite von 9,31 % liegen die Erwartungen bei Mercedes für 2024 und 2025 bei 9,04 % und 9,29 %. Von 150 Milliarden Euro Umsatz in 2022 soll es bis 2025 auf 160 Milliarden Euro bergauf gehen. Der operative Gewinn soll von 18,38 Milliarden Euro in 2022 leicht rückläufig sein auf 17,5 Milliarden Euro in 2025. Aktuell und auch für die nächsten Jahre sehen wir eine KGV-Erwartung bei Mercedes von unter 5. Hallo? Für hoffnungsfrohe Anleger, die für die deutsche Autoindustrie doch eine Wende zum Guten sehen, bieten sich hier wirklich günstige Einstiege.

Einordnung

Gerade da, wo die Geschäfte schlecht laufen, oder wo es einen problematischen Geschäftsausblick gibt, halten sich Anleger mit Käufen der jeweiligen Aktien zurück. Deswegen sind die Kurse relativ niedrig. Normalerweise reguliert sich die Börse immer von alleine, und gesunde Unternehmen mit guten Aussichten haben bei guten Dividendenausschüttungen aufgrund hoher Aktienkurse vielleicht erwartete Dividendenrenditen von 2, 3 oder 4 %. Aber bei den hier erwähnten Aktien sehen wir oft Werte von 7, 8 oder 9 %. Die Kurse sind niedrig, weil die Anleger auf schwierige anstehende Geschäftsjahre blicken. Wenn der einzelne Anleger an eine Wende zum Guten in den Geschäftsmodellen glaubt, und wenn man vor allem von konstant hohen Dividendenausschüttungen für die nächsten Jahre ausgeht, dann sind das gute Einstiege. Dieser TradingView Chart zeigt die prozentuale Entwicklung der letzten zwölf Monate: Dax und BMW im Plus mit 11,69 % und 10,31 %, aber BASF verliert 4,49 %, Mercedes verliert 4,88 %, und bei Volkswagen ist die Stimmung am Schlechtesten mit -22,85 %.

Entwicklung von Dax, BASF, Mercedes, BMW und Volkswagen

Risikohinweis
Der Handel mit Wertpapieren und Finanzinstrumenten kann Ihr Kapital erheblichen Risiken aussetzen, unter Umständen auch über das eingesetzte Kapital hinaus. Der Handel an der Börse ist nicht für jeden geeignet. Vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Performance. Die hier gezeigten Analysen stellen keine Anlageberatung dar und sind daher auch keine Empfehlung zum Kauf bzw. zum Verkauf eines Wertpapiers, eines Terminkontraktes oder eines sonstigen Finanzinstrumentes. Die bereitgestellten Analysen sind ausschließlich zur Information bestimmt und können ein individuelles Beratungsgespräch nicht ersetzen. Eine Haftung für mittelbare und unmittelbare Folgen aus diesen Vorschlägen ist somit ausgeschlossen.

FMW mit Daten aus Bloomberg-Terminal



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1 Kommentar

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Ein Beispiel soll das verdeutlichen: Die Deutsche Bank hatte mal eine Dividendenrendite von 4,5 Prozent, kurz vor der Finanzkrise.

    Das heißt, die Deutsche Bank zahlte damals jedem Aktionär stolze 4,50 Euro pro Anteilsschein. Die Aktie selbst rentierte damals bei um die 100 Euro das Stück.

    Theoretisch läge also eine Super- Dividendenrendite vor. Theoretisch. Praktisch hat die Aktie seitdem rund 90 Prozent an Wert verloren.

    Die 4,50 Euro von damals sind also längst verpufft.

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