Allgemein

J.P Morgan mit Studie Dollar: De-Dollarisierung? Wer wird die neue Leitwährung?

Wird der Dollar als Weltleitwährung wirklich abgelöst?

Dollar De-Dollarisierung

Wird der Dollar als Weltleitwährung wirklich abgelöst? Die De-Dollarisierung ist seit dem Ende des Zweiten Weltkrieg ein immer wiederkehrendes Thema, dass in den letzten Monaten wieder an Aktualität gewonnen hat. In einer neuen Studie untersucht J.P. Morgan die Frage, ob der US-Dollar seine führende Rolle als Leitwährung beibehalten kann und, falls nicht, welche Währung ihn gegebenenfalls ersetzen könnte.

Dollar: Vormachtstellung in Frage gestellt

Der US-Dollar ist die weltweit führende Reservewährung und wird auch am häufigsten für den Handel und andere internationale Transaktionen verwendet. Allerdings wird seine Vormachtstellung in Frage gestellt. So diskutieren die BRICS-Länder über die Schaffung einer Ersatzwährung in Konkurrenz zum US-Dollar.

Insbesondere haben die US-Sanktionen gegen Russland einige Länder vorsichtig gemacht, sich zu stark auf den US-Dollar zu verlassen. Zudem wird ein starker US-Dollar aufgrund steigender Zinsen für Schwellenländer teurer, was einige dazu veranlasst, in anderen Währungen zu handeln. Im Juli 2023 wurde Bolivien das neueste südamerikanische Land, nach Brasilien und Argentinien, das Importe und Exporte in chinesischen Yuan bezahlt.

US-Dollar verliert an den Ölmärkten an Bedeutung, aber nicht an den Devisenmärkten

Der US-Dollar verliert an den Ölmärkten etwas an Bedeutung. Öltransaktionen erfolgen vermehrt in anderen Währungen wie dem Yuan. Beispielsweise zahlen einige indische Raffinerien für russisches Öl in Dirham oder erwägen die Verwendung von Yuan. Saudi-Arabien überlegt, Zahlungen in anderen Währungen anzunehmen. Russische Rohstoffproduzenten begeben Yuan-Anleihen.

Daten von J.P. Morgan zeigen, dass der Einfluss des Dollars auf die Ölpreise abgenommen hat, von 2005 bis 2013 um 1% auf 3%, aber von 2014 bis 2022 auf nur noch 0,2%. OECD-Ölvorräte spielen eine größere Rolle bei der Preisbestimmung. Jahangir Aziz von J.P. Morgan betont, dass der Dollar seit 2014 erheblich an Bedeutung verloren hat, möglicherweise aufgrund der Inflation nach der Pandemie und geopolitischer Ereignisse.

Im Devisenmarkt hält der US-Dollar einen Anteil von 88% am Handelsvolumen, was nahe an historischen Höchstständen liegt. In den letzten zwei Jahrzehnten ist sein Anteil an Handelsabrechnungen, grenzüberschreitenden Verbindlichkeiten und der Emission von Fremdwährungsanleihen jedoch stabil geblieben. J.P. Morgan merkte an, dass trotz langfristiger Rückgänge des US-Handelsanteils die transaktionale Dominanz des Dollars unverändert erstklassig ist. Auf der anderen Seite zeigt sich die De-Dollarisierung in Bezug auf Devisenreserven, wo der Dollaranteil auf einen historischen Tiefstand von 58% gesunken ist.

Obwohl einige Anzeichen für De-Dollarisierung in den Devisenmärkten sichtbar werden, behält der Dollar bisher seine Dominanz bei. „Die insgesamt genutzte Menge des Dollars hat abgenommen, bleibt jedoch innerhalb langfristiger Bereiche, und sein Anteil ist im Vergleich zu anderen Währungen weiterhin hoch“, sagte Meera Chandan, Co-Leiterin des Forschungsteams für globale Devisenstrategie bei J.P. Morgan.

Zwei mögliche Szenarien zur De- Dollarisierung

J.P. Morgen nennt zwei mögliche Szenarien, die den Status des US-Dollars beeinträchtigen könnten. Allerdings müssten beide Szenarien gleichzeitig eintreten.

Das erste Szenario umfasst negative Ereignisse, die das Vertrauen in die Sicherheit und Stabilität des US-Dollars sowie die Gesamtstellung der USA als weltweit führende wirtschaftliche, politische und militärische Macht untergraben könnten. Zum Beispiel könnte eine zunehmende Polarisierung innerhalb der USA das wahrgenommene Maß an Stabilität in ihrer Regierung gefährden, was wiederum die Rolle der USA als globalen sicheren Hafen beeinträchtigen könnte.

Zeitgleich müssen positive Entwicklungen außerhalb der USA, die das Vertrauen in alternative Währungen stärken könnten, wie etwa wirtschaftliche und politische Reformen in China. Damit ist gemeint, dass die Zentralbank unabhängig von Partei und Regierung wird, was qua Definition der Kommunistischen Partei und ihrer Führung nicht möglich ist. In China gilt das Primat der Partei über den Staat und aller seiner Funktionen. Wie J.P. Morgan betont, muss eine potenzielle Reservewährung als sicher und stabil wahrgenommen werden und gleichzeitig ausreichend Liquidität bieten, um die steigende weltweite Nachfrage zu decken.

Allerdings hat China mit seiner Corona-Politik das Vertrauen der Investoren zerstört und der Yuan hat dieses Jahr rund 4.8% gegenüber dem US-Dollar abgewertet. Ferner sind grundlegende wirtschaftliche und politische Reformen im Sinne einer Liberalisierung unter Xi Jinping nicht zu erwarten.

J.P. Morgan erwartet nur geringfügige De-Dollarisierung

Insgesamt erwartet J.P Morgan, dass es zu einer geringfügigen De-Dollarisierung kommt, jedoch steht eine schnelle De-Dollarisierung nicht unmittelbar bevor. Dies wird insbesondere auf die bedeutenden Vorteile zurückgeführt, die mit einer weitverbreiteten Währung einhergehen, und auf die Tatsache, dass die USA ein langjähriges globales Netzwerk von Allianzen und Partnerschaften besitzen.

Es ist stattdessen wahrscheinlicher, dass eine teilweise De-Dollarisierung eintritt, bei der der Yuan einige der derzeitigen Funktionen des Dollars bei nicht ausgerichteten Ländern und Handelspartnern Chinas übernimmt, insbesondere vor dem Hintergrund der strategischen Konkurrenz. Dies könnte im Laufe der Zeit zu Regionalismus führen und verschiedene wirtschaftliche und finanzielle Einflusssphären schaffen, in denen unterschiedliche Währungen und Märkte eine zentrale Rolle spielen.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

3 Kommentare

  1. Die Volksrepublik China möchte zum einen die Rahmenbedingungen für ausländische Investoren verbessern. Desweiteren hat China Ambitionen in Sachen Chipindustrie. Wie sich das auf das Verhältnis Yuan und US-Dollar auswirkt, bleibt abzuwarten.

  2. Vernünftige Menschen vertrauen nicht auf Regierungen, sondern auf Gesellschaften. In diesem Sinne hat eine Demokratie immer einen Vorteil gegenüber einer Diktatur, weil dort die Gesellschaft die Regierung stärker einhegt.

    Das Problem ist aber, dass die westlichen Demokratien selbst diktatorische Tendenzen zeigen. Wenn sich das in der aktuellen Lage weiter verschärft, besteht massive Gefahr. Dann können die materiellen Vorteile der Rohstoff- und Produktionsgiganten Russland und China an Gewicht gewinnen.

    Ein technisches Detail, das auch hier nicht beachtet wird: es gibt den YUAN zweimal.

    China hat einen Binnenyuan und einen Außenyuan. Der Außenyuan ist für selektive Teilnehmer bereits goldgedeckt.
    Das ist ein System, dass Ägypten in der Antike ebenfalls einsetzte.
    China hat das Problem, dass man in der heutigen Zeit eine Wertabweichung der Yuans voneinander nicht verbergen kann (Stichwort: Masken bei der Fußball-WM), und es bei der eigenen Bevölkerung schlecht ankäme, wenn das eigene Geld schlechter gestellt wird.

    Deswegen gibt es noch ein Szenario: China findet dafür eine Lösung. Dann geht der Dollar den Weg alles Irdischen.

    Allerdings gibt es in den USA ebenfalls Bestrebungen, den Dollar erneut an Gold und(oder Silber zu binden und es sind bereits Systeme mit Parallelwährungen in Gold auf Ebene der Einzelstaaten vorhanden.

  3. Game-Theorie wird dazu führen, dass sich keine der erwähnten Währungen durchsetzten wird. Der Wert dieser Währungen wir immer gegen Null gehen. durchsetzten wird sich ein dezentrales digitales Netzwerk welches weder von Regierungen noch Staaten oder Organisationen manipuliert werden kann. auch wenn es für viele unzustellbar ist, es wird so kommen und Bitcoin wird zum globalen fairen Geld.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage