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Demografiewandel? Erstaunlich: Kurzarbeit sinkt trotz Wirtschaftsflaute

Es ist erstaunlich. Wir erleben gerade eine Wirtschaftsflaute, immer mehr Unternehmen haben zu kämpfen, aber die Kurzarbeit geht sogar zurück! Sie lag im August bei 110.000 Menschen, nach 150.000 im Mai, so meldet es aktuell das ifo-Institut auf Grundlage der ifo-Konjunkturumfragen und Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Die schwache Konjunktur wirkt sich laut ifo-Aussage bislang kaum aus. Eine Rolle mag dabei spielen, dass die erleichterten Voraussetzungen für den Bezug von Kurzarbeitergeld Ende Juni ausgelaufen sind, so sagt es ifo-Arbeitsmarktforscher Sebastian Link. Der Anteil an den Beschäftigten sank auf 0,3 Prozent, von 0,4 Prozent.

Hier weitere Details von ifo: Etwa 80 Prozent der Kurzarbeitenden entfallen auf die Industrie. Aber auch dort gingen die Zahlen zurück, von 118.000 auf 89.000. Das sind 1,3 Prozent nach 1,7 Prozent der Beschäftigten in diesem Segment. Nicht in allen Branchen ist ein Rückgang zu verzeichnen: In der Metallerzeugung und -bearbeitung (11.000 nach 7.400) sowie im Maschinenbau (20.000 nach 13.000) stieg die Anzahl der Kurzarbeitenden. „Interessanterweise spielt die Kurzarbeit auf dem Bau trotz der extrem schlechten Stimmung bislang keine Rolle“, sagt Link weiter. Die geschätzte Zahl der Kurzarbeitenden lag dort im August mit 7.000 in etwa auf dem Niveau im Mai (8.000). Im Handel waren es 3.000 nach 6.200, bei allen Dienstleistern zusammen nur noch 11.000 nach 18.000 Kurzarbeitenden.

Im August 2022 lag die Zahl in der Gesamtwirtschaft niedriger, bei 76.000 Kurzarbeitenden oder 0,2 Prozent. Beim Höchststand während der Coronakrise im April 2020 waren es sogar 6 Millionen oder 17,8 Prozent. Kurzarbeit ist eine Art Teilzeit-Arbeitslosigkeit, vor allem bei zeitweisem Auftragsmangel. Beschäftigte erhalten Kurzarbeitergeld in Höhe des Arbeitslosengeldes für die ausfallenden Stunden.

Aufteilung der Kurzarbeit nach Branchen

Mutmaßungen unsererseits: Ist es der Demografiewandel? Entlassen viele Arbeitgeber ihre Leute nicht mehr, und schicken sie sie auch nicht mehr in die Kurzarbeit? Ist man froh, dass man überhaupt noch diese Arbeitskräfte hat? Und weiß man, dass es nach der Krise fast unmöglich sein würde Ersatz zu finden?Daher könnte es viele Arbeitgeber geben, die lieber ihre Belegschaft voll in Lohn und Brot halten. Das könnte ein Effekt sein. Ebenfalls könnte der Demografiewandel bewirken, dass doch entlassene Mitarbeiter sofort bei anderen Unternehmen – vielleicht sogar in ganz anderen Branchen – neue Jobs finden, weil insgesamt gesehen in der deutschen Volkswirtschaft viel zu wenig neue Arbeitnehmer „nachrücken“, während immer mehr ältere Arbeitnehmer in Rente gehen.



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3 Kommentare

  1. aus eigener Erfahrung: die Prüfungen sind streng geworden. da der Ermessensspielraum sehr hoch ist, laufen insbesondere kleinere Unternehmen immer Gefahr in Regress genommen zu werden.
    ich denke immer mehr, gerade kleinere Unternehmen machen den Laden einfach dicht. Nachfolger zu finden ist eh schwierig…

    warten wir’s mal ab, ob dies eine gute oder doch eher eine schlechte Nachricht ist.

    1. @ Peter

      Das ist ein Punkt. Ab dem ersten Lockdown sah man etliche Firmen in Kurzarbeit gehen, obwohl sie voll weiter arbeiteten. In der Masse mitschwimmen ist jetzt schwerer.

      Zudem werden Kurzarbeiter auch die Kandidaten sein, die früh ganz gehen müssen.

      Ich wüßte vor dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklung nicht, wieso das eine gute Entwicklung sein sollte.
      Außer wenn es ein paar Eltern von grünwählenden Studenten trifft, und diese Studenten dann mal ein bißchen mehr Realitätskontakt bekommen.

    2. Ja, Demographie hin oder her, die Abbruchkante dürfte schärfer sein, denn Zinsen für Anschlusskredite steigen und ungebremst in eine Wirtschaftsflaute(-krise), vgl chemische Vorprodukte, hilft eben auch nicht viel weiter.

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