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Ein Sektor verzerrt das Gesamtbild Erzeugerpreise für Dienstleistungen in der Deflation – nur ein Grund!

Die Erzeugerpreise für Dienstleistungen sind in die Deflation gerutscht. Allerdings zieht nur ein Segment den Schnitt ins Minus.

Containerschiffe im Hamburger Hafen

Die Erzeugerpreise für Dienstleistungen in Deutschland sind in der Deflation angekommen. Heute früh hat das Statistische Bundesamt die Daten für das erste Quartal veröffentlicht: Im Jahresvergleich sind es -0,8 %, und im Quartalsvergleich -0,6 %. Interessant sind die die Details – denn es gibt nur einen Grund, warum der Gesamtschnitt im Minus gelandet ist. Die Rückgänge sind laut den Statistikern ausschließlich auf den Abschnitt Verkehr und Lagerei zurückzuführen. Hier sind die Erzeugerpreise in der See- und Luftfracht infolge massiv sinkender Frachtraten deutlich gefallen. In anderen Dienstleistungsbereichen gab es hingegen zu Jahresbeginn 2023 deutliche Preissteigerungen, hauptsächlich wegen gestiegener Kosten für Energie und Personal.

Entwicklung der Erzeugerpreise für Dienstleistungen in den letzten drei Jahren

Erzeugerpreise bei Verkehr und Lagerei mit Preisrückgang um 7,9 %

Blicken wir auf die Details in diesem Segment: Mit -7,9 % gegenüber dem Vorjahresquartal verzeichnete der Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei im 1. Quartal 2023 als einziger Abschnitt im Dienstleistungssektor einen Preisrückgang. Mit -47,3 % gegenüber dem Vorjahresquartal hatte der Bereich See- und Küstenschifffahrt entscheidenden Anteil daran. Hatten die Erzeugerpreise während der Pandemie aufgrund von Kapazitätsengpässen ein Rekordniveau erreicht, führte die Abkühlung der wirtschaftlichen Entwicklung nun zu einem massiven Rückgang der Frachtraten, von diesem extrem hohen Niveau im Vorjahr aus gesehen. Auch gegenüber dem 4. Quartal 2022 fielen die Erzeugerpreise um 21,2 %, auch weil die Preise für Bunkeröl gegenüber dem Vorquartal deutlich zurückgingen. Analog gab es auch in der Luftfahrt einen Preisrückgang, der mit -0,2 % gegenüber dem Vorjahresquartal allerdings geringer ausfiel, wobei die Rückgänge speziell in der Luftfracht insbesondere aufgrund sinkender Frachtraten teilweise wesentlich stärker waren.

Demgegenüber stiegen die Erzeugerpreise anderer Verkehrsträger stark an: In der Güterbeförderung im Eisenbahnverkehr um 20,1 % sowie im Straßenverkehr um 12,2 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Darin spiegelten sich die anhaltend hohen Energiepreise wider. Im Straßenverkehr kamen gestiegene Personalkosten infolge des Fahrermangels hinzu.

Wirtschaftsabschnitt Information und Kommunikation

Mit +1,9 % im Vergleich zum 1. Quartal 2022 war der Anstieg der Erzeugerpreise im Wirtschaftsabschnitt Information und Kommunikation moderat, so die Statistiker. Weiter schreiben sie: Maßgeblich verantwortlich dafür waren (personal-) kostenbedingte Preissteigerungen zu Jahresbeginn für Dienstleistungen in der Informationstechnologie, wo die Preise um 2,2 % gegenüber dem Vorjahresquartal stiegen. Mit +4,3 % gegenüber dem Vorjahresquartal konnten zudem im Bereich Verlegen von Software zu Jahresbeginn Preiserhöhungen beobachtet werden. Ebenso stiegen auch infolge höherer Energiekosten die Preise für Datenverarbeitungs- und Hostingleistungen mit +2,9 % relativ stark im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen

Im Wirtschaftsabschnitt freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen gab es im 1. Quartal 2023 laut den Statistikern mit +4,9 % einen deutlichen Anstieg der Erzeugerpreise gegenüber dem Vorjahresquartal. Mit 7,0 % stiegen hier die Preise für Architektur- und Ingenieurdienstleistungen am stärksten. Wie schon in den Vorquartalen waren die Entwicklungen in der Baubranche der stärkste Preistreiber, da höhere Baukosten sich auf die Honorare der baubezogenen Dienstleistungen auswirken.

Der Wirtschaftszweig technische, physikalische und chemische Untersuchungen verzeichnete mit +6,2 % gegenüber dem Vorjahresquartal ebenfalls einen deutlichen Preisanstieg. Insbesondere für chemische Untersuchungen gab es unter anderem durch steigende Materialkosten mit +6,8 % einen hohen Anstieg gegenüber dem Vorjahresquartal. Auch die Gebühren für Kfz-Untersuchungen stiegen mit 6,3 % gegenüber dem 1. Quartal 2022 relativ stark.

Erzeugerpreise bei Verwaltungs- und Unterstützungsleistungen

Mit einem Plus von 7,5 % gegenüber dem 1. Quartal 2022 gab es im Wirtschaftsabschnitt Verwaltungs- und Unterstützungsleistungen den höchsten Anstieg der Erzeugerpreise seit Start der Veröffentlichung des Index im Jahr 2015. So schreiben die Statistiker: Neben den auch hier vorgenommenen Kostenanpassungen zu Beginn des Jahres spielte in den betreffenden Branchen auch die Erhöhung des Mindestlohns am 1. Oktober 2022 eine entscheidende Rolle für den überdurchschnittlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahresquartal (Gebäudereinigung + 9,8 %, Wach- und Sicherheitsdienste + 8,9 %, Arbeitnehmerüberlassung +6,3 %).



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1 Kommentar

  1. Nach der Einigung beim Heizungsgesetz kommt jetzt die Verdoppelung der LKW-Maut.
    Dann mal zu.
    Mal sehen was dann das Gemüse aus Spanien in Deutschland kosten wird.
    Oder das Gemüse von Spanien nach Deutschland mit der Bahn? Mal sehen, was dann noch genießbar in Deutschland ankommt.

    https://blackout-news.de/aktuelles/nach-der-einigung-beim-heizungsgesetz-kommt-jetzt-die-verdoppelung-der-lkw-maut/

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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