EZB-Druck auf Banken zur Berücksichtigung von Klimarisiken wirkt

Eigentlich ist die EZB „nur“ für die Preisstabilität zuständig, damit das Geld seinen Wert behält. Aber seit Monaten mischt sich die Zentralbank immer stärker in das Thema Klimaschutz ein, und fühlt sich dafür inzwischen auch zuständig. Denn – so vereinfacht ausgedrückt die Logik – eine starke Klimaveränderung kann beispielsweise zu weniger Ernteerträgen und damit steigenden Lebensmittelpreisen führen, oder Umweltkatastrophen führen zu großen Kosten und Kreditausfällen bei Banken. Also muss die EZB über ihre Vehikel nun dafür sorgen, dass Banken sich Klima-konform verhalten? Das ist offenkundig die Agenda – womit man theoretisch die Zuständigkeit für alles an sich reißen könnte!

EZB macht Druck auf Banken

Die Zahl der europäischen Banken, die Umweltrisiken bei ihren Rückstellungen für Kreditausfälle berücksichtigen, hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht. Dies sei ein erster Erfolg der Regulierungsbehörden bei ihren Bemühungen, sich auf den Klimawandel vorzubereiten. Nach dem zunehmenden Druck der EZB im vergangenen Jahr berücksichtigen nun 55% der Banken das Klima, verglichen mit 16% im Vorjahr. Dies geht aus einer Präsentation der Aufsichtsbehörde hervor, die letzten Monat vor Wirtschaftsprüfern gehalten wurde und Bloomberg vorliegt. Hintergrund sind verstärkte Bemühungen, die Art und Weise zu ändern, in der Banken so genannte Overlay-Rückstellungen verwenden.

Klima Overlay-Ansatz

Die EZB hat sich an die Spitze der Bemühungen gestellt, die Banken auf Verluste vorzubereiten, die durch extreme Wetterbedingungen und durch Kunden mit hohem CO2-Ausstoß verursacht werden, die in einer grüneren Wirtschaft in Schwierigkeiten geraten könnten. Einige europäische Banken haben sich jedoch gewehrt und davor gewarnt, dass zusätzliche Umwelt- und Klimapuffer sie gegenüber ihren Konkurrenten in den USA benachteiligen würden, wo solche Anforderungen nicht bestehen.

Die Zentralbank sei auf Seiten der Wirtschaftsprüfer nach wie vor mit Zweifeln hinsichtlich der Methodik und der Notwendigkeit des Klima-Overlay-Ansatzes konfrontiert, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Sie wiesen auf die häufig geäußerten Bedenken hin, dass die Banken noch nicht über genügend Daten verfügten, um solche zu berechnen. Klimabezogene Rückstellungen würden zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich relativ gering ausfallen, hieß es. Eine EZB-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme ab.

Die Rechnungslegungsstandards erlauben es den Banken, Overlays — oder breite Rücklagen — für Verluste zu bilden, die nur schwer im Detail aufzuschlüsseln sind, wie z. B. die Auswirkungen von Lockdowns während der Pandemie oder Unterbrechungen der Energieversorgung nach Russlands Einmarsch in der Ukraine. Die weit gefassten Puffer “bleiben eine wesentliche Komponente” der Rückstellungen der Banken für Kreditverluste, so die Präsentationsfolien.

Die Zentralbank hat die Banken dazu gedrängt, ihre Daten über künftige Klimarisiken zu verbessern, und trotz einiger Anlaufschwierigkeiten sieht sie das Ergebnis als eine Bestätigung ihrer Bemühungen. “Dies ist ein großer Erfolg”, so die EZB in der Präsentation, angesichts der Tatsache, dass die Aufgabe “einst für unmöglich gehalten” wurde. Einige Banken haben Szenarien für die Kosten entworfen, die Unternehmen entstehen könnten, wenn sie gezwungen sind, ihre CO2-Emissionen zu senken, heißt es auf den Folien. Wenn diese Kosten erheblich genug sind, könnten sie die Fähigkeit der Unternehmen, ihre Schulden zu bedienen, in Frage stellen.

Neuartige Risiken

Andere Banken verwenden ein Scoring-System, das die Exposition der Schuldner gegenüber solchen Übergangsrisiken und physischen Ereignissen wie Überschwemmungen oder Dürren zusammenfasst, oder versuchen, sie direkt in den zugrunde liegenden Kreditratings mit “qualitativen Elementen” widerzuspiegeln, wie es in der Präsentation heißt.

Einige Wirtschaftsprüfer sind der Ansicht, dass der Fokus der EZB auf Klimarückstellungen im Vergleich zu anderen Arten von Risiken, die wahrscheinlich früher zu Verlusten führen, unverhältnismäßig ist, so Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Wie die Vorlage einer Umfrage der EZB unter 53 Großbanken zeigt, richtet sich ihr Augenmerk auch auf andere sogenannte neuartige Risiken, nämlich solche in den Bereichen Zinsen, Inflation, Geopolitik, Energie und Lieferketten.

“Overlays können ein geeignetes Instrument sein, um neuartige Risiken bei der Risikovorsorge zu berücksichtigen, vorausgesetzt, sie folgen einem klaren und strukturierten Prozess und werden durch Nachweise untermauert”, so die EZB in ihrer Präsentation. Claudia Buch, die dieses Jahr die oberste Aufsichtsfunktion der EZB übernahm, hat erklärt, dass es eine ihrer obersten Prioritäten sei, die Banken dazu zu drängen, detailliertere Pläne auszuarbeiten, wie sie auf eine Reihe neuer Risiken reagieren würden, die ihrem Geschäft schaden könnten. Sie hat den Fokus der EZB auf das Klima als Teil ihres Mandats verteidigt.

Kommentar

FMW: Wie bitteschön soll eine Bank Klimarisiken kalkulieren? Wie soll das gehen? Man kann vermuten, dass hier wieder Greenwashing betrieben wird. Die EZB fordert etwas, und man bastelt sich irgendeine Art von Klima-Rückstellung in seinen Büchern zurecht, damit EZB und die mediale Öffentlichkeit sehen, dass da etwas gemacht wird, und alle sind am Ende happy.

FMW/Bloomberg

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