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Fokus auf Teuerung jenseits volatiler Energiepreise EZB fixiert sich auf zunehmend auf die Kern-Inflation

Bei der EZB schrillen die Alarmglocken nach den letzten Inflationsdaten

EZB Inflation und Kerninflation

Die EZB fokussiert sich nun stark auf die sogenannte Kern-Inflation, also die Teuerung ohne die volatilen Sektoren Nahrung und vor allem Energie. Das zeigen akutelle Äusserungen von EZB-Vize De Guindos und des belgischen EZB-Mitglieds Wunsch.

Bei den gestern veröffentlichten EU-Verbraucherpreisen hatte die Kern-Inflation einen neuen Höchststand erreicht – sie zum Vorjahresmonat von 5,3% im Januar auf 5,6% im Februar gestiegen. Damit zeigt sich eine hartnäckige Inflation jenseits des Sektors Energie – und das läßt bei der EZB nun offenkundig die Alarmglocken klingeln.

EZB: Fokus auf die Kern-Inflation

Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank hat erneut betont, dass der Fokus der Währungshüter bei der Entscheidung über den geldpolitischen Kurs derzeit vor allem auf der Kern-Inflation liegt, wie Bloomberg berichtet.

Während sich die Gesamtinflation von derzeit 8,5% bis Mitte 2023 auf unter 6% verlangsamen dürfte, könnte sich jenes Maß der Teuerung, das volatile Posten wie Lebensmittel und Energie ausklammert, als hartnäckiger erweisen, sagte Luis de Guindos am Freitag auf einer Veranstaltung in Madrid.

“Im März werden wir einige Projektionen und mehr Daten über die Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation haben”, sagte Guindos an der CUNEF-Universität. “Die zugrunde liegende Inflation ist sehr, sehr wichtig.”

Wegen des anhaltenden Preisdrucks in der Eurozone gilt eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte am 16. März als so gut wie sicher. Die Geldmärkte preisen derzeit einen Gipfel von 4% für den Einlagensatz der EZB ein, der derzeit bei 2,5% steht.

Guindos zufolge muss sich die Inflation erst wieder deutlich dem Zielwert von 2% annähern, bevor die EZB ihre Straffung beenden kann. Er lehnte es ab, eine Schätzung abzugeben, wie weit die Zinsen steigen müssen.

Wie weit die Zinsen angehoben werden müssen, “hängt sehr stark von der Entwicklung der Kern-Inflation ab”, sagte der Chef der belgischen Notenbank Journalisten am Donnerstag in Brüssel. “Wenn wir keine klaren Signale erhalten, dass die Kern-Inflation zurückgeht, werden wir mehr tun müssen.”

EZB-Ratsmitglied Schnabel: Anleihebestände hinerlich bei Bekämpfung der Inflation

Das Mitglied des Direktoriums der EZB, Isabel Schnabel, sagte, dass die im Rahmen der quantitativen Lockerung angehäuften großen Anleihebestände die Bemühungen zur Inflationsbekämpfung erschweren könnten.

Der derzeitige Umfang der Bilanz sei größer als nötig, um den geldpolitischen Kurs der EZB wirksam umzusetzen, sagte Schnabel am Donnerstag in einer Rede. Eine Verkleinerung des Portfolios hätte unter anderem den Vorteil, dass die EZB mehr Handlungsspielraum hätte, falls die Zinsen so stark gesenkt würden wie in den letzten zehn Jahren, sagte sie.

„Der große Bestand an Vermögenswerten, die im Rahmen von QE (Quantitative Easing) erworben wurden, stellt weiterhin eine bedeutende geldpolitische Akkommodation dar“, sagte Schnabel bei einem Treffen der Money Market Contact Group in Frankfurt. Das könnte unseren Bemühungen zuwiderlaufen, die Inflation rechtzeitig wieder auf unser 2%-Ziel zu bringen“.

Die EZB hat in diesem Monat mit dem Abbau ihres 5 Billionen Euro (5,3 Billionen Dollar) schweren Anleiheportfolios begonnen, nachdem sie die Nettokäufe im letzten Jahr eingestellt hatte. Sie hat ihren Einlagensatz von unter Null Mitte 2022 auf 2,5% angehoben, um den stärksten Anstieg der Verbraucherpreise seit Einführung des Euro einzudämmen.

Schnabel sagte, dass die Märkte in Erwartung der Bilanzreduzierung in den kommenden Jahren bereits dazu beigetragen haben, die Auswirkungen der quantitativen Lockerung rückgängig zu machen und die Kosten für die Kreditaufnahme der Regierungen zu erhöhen.

Schätzungen von EZB-Mitarbeitern zeigen, dass die Anleihekaufprogramme die 10-jährigen BIP-gewichteten Risikoprämien der vier größten Länder des Euroraums bis Ende 2020 um rund 180 Basispunkte gesenkt haben. Seit September 2021 hätten die Märkte rund 40 Basispunkte dieses Effekts wieder aufgeholt, fügte sie hinzu.

Faktisch implizieren die Aussagen von Schnabel, dass die EZB ihre Bilanz stärker reduzieren sollte, um damit Liquidität zu entziehen – jene Liquidität, die die Notenbank selbst im Rahmen ihrer Anleihekäufe neu geschaffen hatte und die eine zentrale Voraussetzung der derzeitig so hohen Inflation war!

FMW/Bloomberg

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2 Kommentare

  1. na ja, die Kerninflation muß hoch bleiben, wie solle ansonsten die serh hohen Sozialkosten gestemmt werdne…

  2. Bezüglich der Bilanzreduzierung sollten wir aber nicht außer acht lassen, das 1.) der QT Betrag mit 15 Mrd.€ recht gering ist und 2.) die EZB ihr QT im APP Kaufprogramm mit Reinvestitionen im PEPP absichert. Von daher dürfte der Liquiditäts entziehende Effekt noch eine ganze Zeit auf sich warten lassen.

    Ganz generell sind bei allen Zentralbanken die QT betreiben, die monatlichen Beträge zu gering angesichts der massivsten Bilanzausweitung die zwischen Frühjahr 2020 und Mitte 2022 erfolgt ist.

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