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EZB schlägt Alarm – Inflation steigert Risiko für Banken und Staaten

In ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht schlägt die EZB Alarm. Die hohe Inflation steigert die Risiken für Banken und Staaten.

EZB-Zentrale in Frankfurt

Angesichts des sich eintrübenden Konjunkturausblicks und der hartnäckigen Inflation warnt die Europäische Zentralbank (EZB) vor wachsenden Stabilitätsrisiken für Banken, Regierungen und Haushalten, so Bloomberg aktuell. Die steigenden Lebenshaltungskosten belasten die Fähigkeit der Verbraucher Kredite zu bedienen, heißt es im Finanzstabilitätsbericht, den die EZB heute vorgelegt hat. Die Verschlechterung des Wachstumsausblicks bedroht auch die Gewinne der Unternehmen.

Die Währungshüter schlugen auch in Bezug auf die öffentlichen Finanzen Alarm und verwiesen dabei auf schuldenfinanzierte Unterstützungsprogramme gegen die Energiekrise. An den Aktienmärkten droht hingegen ein neuer Kursverfall. Bei den Immobilienpreisen könnte laut EZB nach den Jahren der Hausse das Maximalniveau erreicht sein.

Rückgang bei Aktien und Anleihen

“Verbraucher und Unternehmen beginnen bereits die Auswirkungen der steigenden Inflation und der nachlassenden Konjunktur zu spüren”, konstatierte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos. “Die Risiken für die Finanzstabilität haben nach unserer Einschätzung zugenommen. Indessen ist im Euroraum eine technische Rezession wahrscheinlicher geworden.” Die Mischung aus steigenden Preisen und schrumpfender Produktion infolge des russischen Krieges in der Ukraine stellt sowohl die politischen Entscheidungsträger als auch die Anleger vor Herausforderungen.

Um eine Verfestigung der Inflation zu verhindern, hat die EZB ihren bisher aggressivsten Zinserhöhungszyklus eingeleitet, obwohl sich ein konjunktureller Abschwung abzeichnet. Die Straffung der Geldpolitik soll fortgesetzt werden. Dabei hat die Notenbank auch signalisiert, an den Abbau ihres 5 Billionen Euro schweren Anleiheportfolios gehen zu wollen.

Risikobehaftete Vermögenswerte dürften weiterhin “empfindlich auf den unsicheren Inflationspfad” sowie auf geldpolitische und wirtschaftliche Entwicklungen reagieren, so die EZB. Unter anderem der US-Aktienmarkt erscheine angesichts der Fundamentaldaten immer noch überzogen bewertet – den deutlichen Börsenkorrekturen zum Trotz.

Weitere Verwerfungen bei den Kursen könnten aus Sicht der EZB zu weiteren Problemen auf den Derivatemärkten führen, die bereits durch die ausufernden Energiekosten unter Druck geraten waren. Bei den jüngsten Turbulenzen am britischen Finanzmarkt hatten Nachschussforderungen eine wichtige Rolle gespielt.

Die Banken müssen nach Einschätzung der EZB im nächsten Jahr womöglich mehr Geld für faule Kredite zurücklegen. Im Finanzstabilitätsbericht wurde dabei auf “eine weitere drastische Verschlechterung der Wirtschaftsaussichten” verwiesen sowie auch auf die Erwartung höherer Kurzfristzinsen. Die EZB erklärte, ihre Prognosen seien konservativer als die von Analysten, die die Branche beobachten.

Defizite der Regierungen in der Eurozone

Nach den hohen Ausgaben während der Corona-Pandemie haben die Regierungen des Euroraums nach EZB-Schätzungen den Gegenwert von rund 1,4% der Wirtschaftsleistung aufgewandt, um die Auswirkungen des Energieschocks abzufedern. Die Währungshüter warnen, dass “die meisten dieser Maßnahmen nicht zielgerichtet” seien. Sie wiederholten den Ratschlag, dass Hilfen zeitlich begrenzt und auf die Bedürftigsten ausgerichtet sein sollten.

“Der Anstieg der Zinsen belastet die Haushaltslage stärker als bisher angenommen”, heißt es im EZB-Bericht. “Daher könnte eine weitere Verschlechterung des Finanzumfelds die Marktstimmung gegenüber einigen der anfälligeren staatlichen Emittenten des Euroraums verändern.”

Die Immobilienmärkte indessen könnten an einem Wendepunkt angelangt sein, so die EZB. Der Anstieg der Kreditkosten dämpfe die Nachfrage nach neuen Darlehen. “Es gibt Anzeichen, dass die Immobilienexpansion der letzten Jahre zu einem Ende kommen könnte”, hieß es (hier die gestern gemeldeten Daten aus Deutschland). Schätzungen einer überzogener Bewertung und Hypothekenzinsen befänden sich inzwischen auf dem höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren. Auch an den Märkten für Gewerbeimmobilien verschärften sich die Finanzierungskonditionen, was die Erholung nach der Pandemie rückgängig machen könnte, warnte die EZB.

FMW/Bloomberg



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8 Kommentare

  1. Wenn Dr. Krall tatsächlich mit seinen Prognosen von 2018/19 richtig liegt, dann wird es im Frühjahr 23 Probleme mit den Banken geben, die dann mit weiteren Billionen versucht werden zuzuschütten.
    Mit den dann zu erwartenden Problemen im Immobiliensektor, Zombiefirmen, Arbeitslosigkeit usw.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Hallo Helmut.
    Ein guter Teil der deutschen Volkswirtschaft und Arbeitnehmer, existierte in den letzten 10 Jahren nur noch als Zombie. Ohne immer neue Kredite wäre es bereits viel früher zur Depression gekommen. Aber unser komplettes Wirtschaftssystem funktioniert nun einmal leider so. Dank 20 jahrelanger negativer Reallohnentwicklung ist der deutsche Binnenmarkt so schwach, dass jede noch so kleine Erschütterung in der Ferne, das deutsche Geschäftsmodell ins Wanken bringen.
    ich bin realistisch genug, dass für die jüngere Generation in diesem Deutschland langfristig kein Wohlstand mehr zu erwarten sein wird und bereite mich deswegen menthal darauf seit Jahren vor.
    Genießen Sie ihren wohlverdienten Lebensabend in Spanien solange es geht.
    Leider sind Sie höchstwahrscheinlich längerfristig ebenso vom wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands finanziell betroffen. Deswegen machen Sie sich keinen Kopf und genießen jeden Tag im Ruhestand, als wäre es der Letzte.

    Gruß aus dem niedersächsischen Harzvorland.
    Stephan

    1. MMT tut bald noch mehr weh

      Über 2 Jahre hat man Krall als Crashpropheten verhöhnt und jetzt kommt die Zweitausendmann Anfängerbude der EZB etwa zum gleichen Schluss.Früher war Amerika das Land der unbegrenzten Möglichkeiten wo man vom Tellerwäscher zum Milliardär werden konnte. Europa hat aufgeholt, die EZB macht vielen Unwissenden Hoffnung auf eine glanzvolle Zukunft.
      Mit Gelddrucken geht die Karriere noch schneller als mit Tellerwäsche.

    2. Ja, für unsere Kinder sehe ich auch keine gute Zukunft, auch wenn es natürlich die klimabetrunkenenj Grünen so darstellen wollen, weil ja die Welt untergeht – ist sie übrigens schon 2x bisher.Das sind solche Dampfplauderer, Schwätzer wenn man sich die Aussagen früherer Jahre durchliest, und was davon eingetroffen ist. Aber ja das war gestern und jetzt gibt´s neue Katastrophen.
      Den US-Mann Stephen Schneider kennt wahrscheinlich kaum jemand. Er ist Plasmaphysiker und war über 40 Jahre in der Klimaforschung tätig. Natürlich für den menschgemachten Klimawandel. In den Anfängen der 70 iger aber war man ziemlich fest der Ansicht die Erde kühlt sich für eine neue Eiszeit ab. Und Stephen Schneider engagierte sich bei der Abkühlungstheorie. Ich hab noch ein Video wo er rumrennt und vor Abkühlung warnt weil das Klimakatastrophen mit im Gefolge hat. Wie Stürme, Überschwemmungen, viel Schnee.und Kälte.
      Was können wir aus solchen Warnungen, Angstmache lernen ? Es gibt immer Katastrophen ob es nun kälter wird oder wärmer !! Und die Menschen glauben daran – weil die Warner sind ja anerkannte Wissenschaftler.
      Noch 1978 veröffentlichte die Washington Post einen Vorschlag um die Abkühlung aufzuhalten, daß man die eisbedeckten Pole mit Ruß aus Flugzeugen bestreuen sollte um das Sonnenlicht zu speichern, heißt somit wird auch das Eis abgetaut.
      Und jetzt ??

      1. Also ich würde diese Theorie der Eiszeit mal nicht soooo weit weg schieben. Beispiel: Unser gemäßigtes Klima hier in Europa hängt sehr vom Golfstrom ab. Wenn der mal Probleme machen sollte, dann haben wir hier ruck zuck eine neue Eiszeit. Ich empfehle mal, sich mit diesem Problem vertraut zu machen.
        Fakt ist auf jeden Fall, daß wir mehr und mehr Wetterextreme feststellen können. Die permanenten Eisdecken schmelzen und in der Folge hat sich der Meeresspiegel schon deutlich erhöht. Ein sehr ungewöhnliches Phänomen und nicht mit den üblichen Schwankungen im Klima zu erklären.
        Also ich finde, das Leugnen hat einen noch nie weit gebracht. Besser ist es, sich auf mögliche Änderungen vorzubereiten und Lösungswege zu suchen. Man muß ja nicht gleich in Panik verfallen. Warum ist das für manche Menschen so schwer? Machen wir im Leben doch ständig.

  3. Leiden die Analysten unter einer kollektiven Schizophrenie oder gibt es den Verein 2mal?

  4. Dr. Krall, hmmmm….. er hat schon 2011 und 2012 seine Theorie (ein sehr logisch aufgebauter Vortrag) vorgetragen und sogar genaue Quartale für den Zusammenbruch benannt. Aber….nix passiert. Klar, kann immer noch irgendwann passieren bei der weltweiten Schuldenorgie. Ich würde seine Theorien eher als Randnotiz nehmen, mit dem Vermerk: „Auch ne Möglichkeit“.

  5. Nur weil man Insolvenzen verschleppt und verhindert hat wird’s nicht besser werden.Oder kennen Sie einen Patienten,dessen Krankheit zu spät entdeckt oder falsch behandelt wurde, der keinen Nachteil hatte? Es fällt Vielen schwer die unschöne Wahrheit von Krall einzugestehen.Man hat viel lieber die Schönredner, auch wenn gerade jetzt viele als Hochstapler enttarnt werden

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