Nächste Woche Donnerstag ist es soweit. Die EZB wird aller Voraussicht nach ihre Zinsen um 0,25 Prozentpunkte senken, da ist sich der Markt einig, auch dank zahlreicher Aussagen von EZB-Funktionären. Aktuell liegt der Leitzins bei 4,5 % und der Einlagensatz bei 4,0 %. In der Grafik sehen wir die Entwicklung seit dem Jahr 2005. Ökonomen schrauben ihre Erwartungen an weitere Zinssenkungen aber gerade zurück. Eine Bloomberg-Umfrage ergab die Median-Erwartung von nur noch sechs Senkungen des Einlagensatzes um einen Viertel-Prozentpunkt. Vor der letzten Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank im April waren noch sieben Schritte abwärts erwartet worden.
Die folgende Grafik zeigt die Aussicht für weitere Zinssenkungen bei der EZB bis Dezember 2025.
Mehrere Gründe für Zurückhaltung bei weiteren Zinssenkungen
EZB-Präsidentin Christine Lagarde und ihre Kollegen haben wiederholt eine erste Senkung der Zinsen im Juni signalisiert. Damit würden die Währungshüter des Euroraums mit der Lockerung ihrer Geldpolitik der Federal Reserve und der Bank of England zuvorkommen. Indessen heizen eine überraschend robuste Erholung der europäischen Wirtschaft, anhaltender Lohndruck und Aufwärtsrisiken zum Inflationsausblick die Debatte über weitere mögliche Zinssenkungen an. Falken wie EZB-Direktorin Isabel Schnabel und Bundesbankchef Joachim Nagel wollen bis September warten, bevor sie einen zweiten Zinsschritt nach unten in Betracht ziehen. Ökonomen gehen davon aus, dass die zögerliche Haltung der Fed den Handlungsspielraum der EZB einschränken wird.
Expertenaussage
Die EZB-Absichten zu kommunizieren, ohne sich auf ein bestimmtes Szenario festzulegen, könnte – einmal mehr – die größte Herausforderung für Lagarde sein. „Es wird schwer sein, zu argumentieren, warum sie so zuversichtlich sind, dass dies der richtige Zeitpunkt für einen Zinsschnitt ist, ohne eine Orientierung für weitere Zinssenkungen zu geben”, sagte Hugo Le Damany von AXA Investment Managers. Der Volkswirt rechnet damit, dass die EZB ihre geldpolitische Lockerung im Juni nächsten Jahres beenden wird – nach fünf Senkungen des Einlagenzinssatzes auf letztlich 2,75%. Als größte Risiken für die Euroraum-Wirtschaft sehen die von Bloomberg befragten Ökonomen nach wie vor die Inflation, gefolgt von den Auswirkungen der US-Präsidentschaftswahlen und geopolitischen Spannungen.
FMW/Bloomberg
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