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Weniger Zinssenkungen in 2024 Zinsentscheid: Fed kürzt wohl die Prognosen für sinkende Zinsen

Zinsentscheid: Fed kürzt wohl die Prognosen für sinkende Zinsen
Fed, USA Flagge. Grafik: Streetoncamara-Freepik.com

Die US-Notenbank Fed hält den Leitzins seit etwa einem Jahr bei 5,25 % bis 5,5 % und wird ihn auch auf ihrer zweitägigen Sitzung in dieser Woche voraussichtlich nicht senken. Die hohen Zinsen verursachen zwar Schmerzen, aber sie sind nicht vergleichbar mit den systemischen Problemen, die in der Vergangenheit so oft zu einem Scheitern des Wirtschaftswachstums geführt haben. Angesichts einer hartnäckigen Inflation und eines robusten Arbeitsmarktes wird die US-Notenbank wohl erst im Herbst die Zinswende einleiten. Dennoch dürfte der Zinsentscheid für Spannung sorgen. Einerseits könnte der Fed-Vorsitzende Powell neue Hinweise auf eine erste Zinssenkung liefern. Andererseits veröffentlichen die Notenbanker ihre aktualisierten Wirtschafts- und Zinsprognosen (Dot Plot).

Fed: Wie viele Zinssenkungen in 2024?

Laut einem Bericht von Bloomberg dürfte die Fed ihre Zinssenkungspläne drosseln, da die anhaltende Inflation eine Senkung der Zinsen noch nicht zulässt. Ökonomen sind sich uneinig darüber, wie viele Zinssenkungen die US-Notenbank auf ihrer Sitzung in dieser Woche für das Jahr 2024 ankündigen wird, nachdem die jüngsten Inflationszahlen in die Höhe geschnellt sind.

Es ist wahrscheinlich, dass die Währungshüter von ihrer vorherigen Prognose von drei Zinssenkungen in diesem Jahr abrücken werden. Es könnte eine knappe Entscheidung werden, ob sie noch zwei Zinssenkungen einplanen oder nur noch eine. Laut einer Bloomberg-Umfrage erwarten 41 % der Ökonomen, dass der sogenannte „Dot Plot“ zwei Zinssenkungen zeigen wird, während 41 % davon ausgehen, dass die Prognosen nur eine oder gar keine Senkung zeigen werden.

Fed-Zinsentscheid in dieser Woche - Zinsprognosen im Fokus
Ökonomen erwarten erste Zinssenkung der Fed im September

Weniger Zinssenkungen im Jahr 2024

Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank, der seinen Leitzins seit Juli letzten Jahres auf dem höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten hält, wurde durch einen starken Rückgang der Inflation in der zweiten Jahreshälfte 2023 ermutigt, eine schrittweise Senkung der Zinsen für dieses Jahr in Betracht zu ziehen. Diese Pläne wurden jedoch aufgrund mangelnder Fortschritte nach hinten verschoben.

„Die Fed wartet nun auf eine Reihe von Daten, die ihre Zuversicht stärken, dass die Inflation auf einem nachhaltigen Weg in Richtung ihres 2 %-Ziels ist“, sagte Ryan Sweet, leitender US-Ökonom bei Oxford Economics, in einer Umfrageantwort. „Das Risiko für unsere Inflationsprognose ist immer noch eher nach oben gerichtet.

Es ist so gut wie sicher, dass die Notenbanker den Leitzins beim Zinsentscheid in dieser Woche zum siebten Mal in Folge in einer Spanne von 5,25 % bis 5,5 % halten werden. Der Vorsitzende Jerome Powell und seine Kollegen werden auf der Sitzung am 11. und 12. Juni zum ersten Mal seit März ihre Wirtschafts- und Zinsprognosen aktualisieren.

Weniger Zinssenkungen würden auf einen späteren Beginn der geldpolitischen Lockerung hindeuten. Dies könnte Auswirkungen auf die Präsidentschaftswahlen im November haben, auch wenn die Fed-Beamten immer wieder betonen, dass ihre Entscheidungen ausschließlich auf wirtschaftlichen Erwägungen beruhen.

Zinsentscheid: FOMC rechnet mit moderaten Zinssenkungen im Jahr 2024
FOMC rechnet mit moderaten Zinssenkungen im Jahr 2024

Zinsen: Erste Senkung im September

Beobachter der Fed gehen davon aus, dass die erste Senkung der Zinsen auf der Sitzung der Notenbank im September erfolgen wird, dem letzten Zinsentscheid vor den US-Wahlen am 5. November. Sie gehen auch davon aus, dass die Währungshüter ihre Inflationsschätzungen für 2024 leicht anheben werden, während sie ihre Prognosen für das Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukts mit einer jährlichen Rate von 2,1 % und eine Arbeitslosenquote von 4 % zum Jahresende bekräftigen.

Die Umfrage unter 43 Wirtschaftswissenschaftlern wurde vom 31. Mai bis zum 5. Juni durchgeführt. Die überwiegende Mehrheit der Befragten gab an, dass die Fed die Zinsen als Reaktion auf eine niedrigere Inflation senken wird, und nicht wegen eines Defizits auf dem Arbeitsmarkt oder eines Wirtschaftsabschwungs. Keiner der Ökonomen sagte, dass der nächste Zinsschritt eine Anhebung sein wird – eine Option, die gelegentlich von Vertretern wie dem Chef der Minneapolis Fed, Neel Kashkari, als Möglichkeit genannt wird.

In den letzten Wochen haben zahlreiche führende Vertreter der Fed angedeutet, dass sie es nicht eilig haben, die Zinsen zu senken, da die Inflation beständiger ist und die Wachstumsaussichten solide bleiben. Die Inflation nach dem von der Fed bevorzugten Maß lag im Jahr bis April bei 2,8 %. Ökonomen erwarten für die zweite Jahreshälfte relativ geringe Fortschritte in Richtung des 2 %-Ziels der Zentralbank, verglichen mit den niedrigen monatlichen Zahlen Ende 2023.

Vor einer selbst auferlegten Ruhephase sagte Fed-Gouverneur Christopher Waller, dass die Federal Reserve eine Zinssenkung „am Ende dieses Jahres“ in Erwägung ziehen könnte. Eine Ansicht, die ebenfalls vom Präsidenten der Atlanta Fed, Raphael Bostic, aufgegriffen wurde. Die Chefin der Cleveland Fed, Loretta Mester, sagte, sie wolle „noch ein paar Monate Inflationsdaten sehen, die eine Abkühlung andeuten“, während Susan Collins von der Boston Fed sagte, „Geduld ist wirklich wichtig“.

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Zinsentscheid: FOMC-Statement

Fast alle Befragten gehen davon aus, dass die Fed an ihrer Einschätzung vom 1. Mai festhalten wird, wonach eine Senkung der Zinsen erst dann angemessen wäre, wenn die Zentralbank mehr Vertrauen in eine nachhaltige Entwicklung der Inflation in Richtung 2 % hat. Die Ökonomen sind geteilter Meinung darüber, wie der FOMC die Inflation charakterisieren wird, wobei eine Mehrheit erwartet, dass der Ausschuss wiederholen wird, dass es in letzter Zeit keine Fortschritte gegeben hat.

„Der FOMC wird wahrscheinlich sagen, dass es einige ermutigende Daten gegeben hat, aber dass er mehr Beweise sehen muss, damit das Vertrauen zurückkehrt“, sagte Luke Tilley, Chefökonom bei Wilmington Trust.

Am zweiten Tag der Sitzung, an dem Fed-Chef Powell zum Zinsentscheid Stellung nimmt, wird die Regierung den Verbraucherpreisindex für Mai veröffentlichen. Während sich die Fed auf eine separate Messung der Preise konzentriert, erwartet man, dass die CPI-Daten eine leichte Abkühlung der Inflation auf 3,4 % zeigt, nach 3,5 % im April.

„Der Verbraucherpreisindex wird wahrscheinlich den Ton des FOMC beeinflussen“, sagte Stephanie Roth, Chefvolkswirtin bei Wolfe Research. „Wir erwarten im Monatsvergleich einen niedrigeren Wert, ein Wert unter 0,30 % könnte als weiterer Beleg für eine nachlassende Inflation gewertet werden.“

Die Fed-Mitglieder prognostizieren seit Juli letzten Jahres eine sanfte Landung der Wirtschaft. Die Ökonomen selbst sind in Bezug auf die Wachstumsaussichten zunehmend optimistischer geworden. Nur 3 % der Befragten sagen für die nächsten 12 Monate eine Rezession voraus, weit weniger als die 58 % vom Juli letzten Jahres.

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Zinsen: Gründe für eine Senkung

Während sich die Fed-Führungsspitze vage darüber äußerte, welche Wirtschaftsdaten genau eine Zinssenkung auslösen würden, sagten 60 % der Wirtschaftsexperten, dass ein wichtiger Katalysator drei aufeinander folgende positive Berichte über die Kerninflation wären. Die Inflationszahlen von Januar bis März waren enttäuschend. Die Ökonomen sagen daher, dass eine gleiche Anzahl von guten Berichten die Voraussetzungen für eine Senkung der Zinsen schaffen würde.

Darüber hinaus könnten „klare Anzeichen für eine Verlangsamung auf dem Arbeitsmarkt“ zu Zinssenkungen führen, so Elisabet Kopelman, US-Volkswirtin bei der Skandinaviska Enskilda Banken AB.

Der am Freitag veröffentlichte Arbeitsmarktbericht der Regierung für den Monat Mai zeigte ein gemischtes Bild in Bezug auf den Zustand des Arbeitsmarktes. Das Wachstum der Zahl der Beschäftigten und der Löhne beschleunigte sich, während die Arbeitslosenquote anstieg und die Erwerbsbeteiligung sank.

Die Händler interpretierten die Arbeitsmarktdaten so, dass sich der Zeitpunkt der ersten Zinssenkungen verschieben dürfte, und rechnen laut Terminkontrakten nun mit etwa 1,5 Viertelpunkt-Senkungen in diesem Jahr.

FMW/Bloomberg



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