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Fed-Mitglied macht Aussagen, warum die „Labor Force Participation Rate“ konstant zurückgeht

Sie ist ein wichtiges Thema, dass bei jeder monatlichen US-Arbeitsmarktstatistik zwar mit genannt, aber nicht so richtig beachtet wird. Dabei ist die "Labor Force Participation Rate" ein verdammt wichtiger...

FMW-Redaktion

Sie ist ein wichtiges Thema, dass bei jeder monatlichen US-Arbeitsmarktstatistik zwar mit genannt, aber nicht so richtig beachtet wird. Dabei ist die „Labor Force Participation Rate“ ein verdammt wichtiger Gradmesser. Per Definition handelt es sich hierbei um den Prozentsatz der US-Bevölkerung, der einer Tätigkeit nachgeht oder aktiv nach einer Tätigkeit sucht. Man kann mit Alterszahlen spielen und somit auch zu anderen Ergebnissen kommen, aber normalerweise betrachtet man für die USA die Statistik aller Menschen ab dem 16. Lebensjahr. Und genau dieser Prozentsatz der Participation Rate geht konstant zurück, wie diese Grafiken zeigen. Von 2006 bis heute von über 66% auf aktuell 62,8%. Das sind Welten! Auch die Finanzkrise 2008 hat die Grafik nicht beeinflusst.

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Grafik: BLS

Diese zweite Grafik zeigt die Participation Rate von 1950 bis heute. Dort sieht man gut, wie die Kurve bis in die 90er-Jahre noch anstieg, und dann jahrelang eine Stagnation einsetzte. Seit der Jahrtausendwende geht es von 67% konstant bergab.

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Grafik: BLS

Warum fällt aber der Anteil der Menschen, die arbeiten oder Arbeit suchen, in Relation zur Gesamtbevölkerung immer weiter? Gut, naheliegend ist hier der Demographiewandel, der in allen westlichen Industrienationen für eine Überalterung sorgt. Während viele Menschen ins Rentenalter aufrücken und somit nicht mehr arbeiten oder nach Arbeit suchen, rücken wegen der niedrigen Geburtenraten in Relation zu dieser Personengruppe immer weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt nach. Dadurch wird die Participation Rate schon mal negativ beeinflusst. Diesen Faktor bestätigt nun auch Stanley Fischer, ein wichtiges Mitglied der US-Notenbank Federal Reserve, der eine Rede an einer Universität hielt.

Aber die Überalterung der Gesellschaft sei nur ein Faktor, so Fischer. Auch gäbe es bei Menschen, die im absolut richtigen Alter sind, die aber ihre Arbeitsplätze verlieren, eine Emtmutigung, wenn sie keine neue Arbeitsstelle finden würden. Anders als in Deutschland rennt der Amerikaner mangels finanzieller Unterstützung dann nicht automatisch zum Arbeitsamt. Viele suchen auf eigene Faust, andere geben ganz auf, und tauchen in keiner Statistik als arbeitslos oder arbeitssuchend auf.

Auf die Frage, warum vor allem auch die Kernrate bei Männern genau im besten arbeitsfähigen Alter die Participation Rate falle, hat Fischer eine interessante Antwort. Im geht es hierbei speziell um die Männer mit eher geringer Schulbildung, also mit nicht mehr als einem High School-Abschluss. Er ist sich selbst nicht völlig sicher, verweist aber zum Beispiel auf die Möglichkeit, dass viele Menschen bestimmte Sozialleistungen sowie Zahlungen aus Berufsunfähigkeitsversicherungen beziehen würden. Das könne eine bedeutende Rolle spielen, dass diese Personen dem Arbeitsmarkt komplett fernbleiben. Auch bringt Fischer die Möglichkeit ins Spiel, dass die Nachfrage nach gering qualifizierten Arbeitskräften in den USA rückläufig sei. Wir meinen: Gerade in den USA ist doch der Sektor für einfachste Tätigkeiten enorm groß und flexibel !?!

Aber generell könnte es durchaus sein, das eine gewisse Kombination viele Menschen davon abhält sich überhaupt noch um neue Arbeit zu bemühen. Man bezieht zum Beispiel eine kleine monatliche Sonderzahlung, woher auch immer, und sieht, dass man mit seiner geringen Qualifikation praktisch keine Chance auf gut bezahlte Jobs hätte. Dann meldet man sich gar nicht erst arbeitslos, und sucht auch gar nicht erst aktiv nach Arbeit. Laut Fischer seien die Löhne der Personen mit niedriger Bildung in den letzten 40 Jahren deutlich gefallen in Relation zu höher Qualifizierten. Wir glauben: Fischer´s Aussage über die „Entmutigung“ dürfte viele Menschen einfach davon abhalten, als aktiv suchende Person noch am Arbeitsmarkt aufzutreten. So viel zum Thema „US-Arbeitslosenquote bei 4,9%“…

Fischer im Original-Wortlaut:


The proportion of adults participating in the labor force–that is, either holding jobs or actively searching for employment–has declined substantially over the past decade. The decline has reflected, in part, the severe economic recession. Millions of people lost their jobs, and many of them experienced great difficulty finding new employment. Some of these people became discouraged and stopped looking for work. In other words, they dropped out of the labor force. However, much of the decline in labor force participation reflects factors that precede the recession.2 Most significantly, our population is aging, and older people participate in the labor market at lower rates than younger adults. In addition, the labor force participation of prime-age males–that is, individuals aged 25 through 54–has been declining since the mid-1960s, particularly among those with only a high school degree or less education, and has continued to decline in the years since the last recession.

Economists are examining a number of reasons why prime-age males are falling out of the labor force. Here there are differences among economists. Some economists have emphasized the role of public assistance programs, such as disability insurance. Some evidence suggests that public assistance income has likely played a role. Other economists have put more emphasis on the effects of the reduction over time in the demand for lower-skilled labor.3 Indeed, the wages of high school graduates have fallen sharply in comparison with the wages of college graduates over the past 40 years. Many economists believe that the decline in demand for lower-skilled workers reflects technological changes.4 For instance, the introduction of information technology such as desktop computers may have boosted the wages of highly skilled workers by more than the wages of workers with fewer skills. The slump in demand for lower-skilled labor likely also reflects the effects of globalization, including competition from goods produced and imported from abroad.



Quelle: Federal Reserve



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1 Kommentar

  1. Die Labor Force Participation Rate ist ein sehr wichtiger Indikator dem leider viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Der US-Arbeitsmarkt kann überhaupt nicht gesund sein, weil die im Artikel genannte Kennziffer seit Jahren konstant sinkt. Vor dem Hintergrund ist auch eine Arbeitslosenrate von 4,9 % in jeder Hinsicht unglaubwürdig.

    Ein funktionierender Arbeitsmarkt wäre gegeben, wenn die Labor Force Participation Rate kontinuierlich steigt und gleichzeitig die Quote sinkt! Das war und ist aber nicht der Fall.

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