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Aber die Kuh ist noch lange nicht vom Eis Frankreich-Wahl: Euro steigt – Wetten, dass Le Pen absolute Mehrheit verfehlt

Erstmal Erleichterung

Le Pen Frankreich Euro
Foto: Bloomberg

Die Spekulationen, dass die rechte Partei von Marine Le Pen bei den Wahlen in Frankreich keine absolute Mehrheit erreichen wird, ließen den Euro zusammen mit den europäischen Aktienindex-Futures steigen. Die Märkte hoffen, dass die Bedenken der Anleger, dass die zweitgrößte europäische Volkswirtschaft auf einen radikaleren Politikwechsel zusteuert, zerstreuen könnten. Darüber berichtet Bloomberg.

Wahlen in Frankreich: Euro steigt, französische Staatsanleihen legen zu

Die Futures auf französische Staatsanleihen stiegen, während die auf deutsche Bundesanleihen fielen, nachdem der erste Wahlgang gezeigt hatte, dass Le Pens Rassemblement National zwar deutlich vor dem zentristischen Bündnis von Präsident Emmanuel Macron liegt, jedoch dennoch weniger deutlich als in einigen Umfragen prognostiziert. Ein sehr starkes Ergebnis für ihre Partei hätte die Chancen für eine expansive Finanzpolitik in Frankreich erhöht, dessen Defizit bereits über dem von der Europäischen Union erlaubten Wert liegt.

Die asiatischen Aktien entwickelten sich uneinheitlich, wobei der südkoreanische Leitindex neben dem japanischen Topix zulegte, während die meisten chinesischen Aktien nachgaben. Chinesische Aktien gaben nach, nachdem ein Bericht gezeigt hatte, dass die Fabrikaktivität im Juni zum zweiten Mal rückläufig war. Die Finanzmärkte in Hongkong waren wegen eines Feiertags geschlossen. Die Rendite 10-jähriger chinesischer Anleihen fiel angesichts des Pessimismus über die Binnenwirtschaft auf einen historischen Tiefstand.

„Wir starten in Asien mit dem Gefühl der Erleichterung, dass die rechtsextremen Parteien nicht die befürchtete Mehrheit bekommen haben“, sagte Charu Chanana, Marktstrategin bei Saxo Capital Markets in Singapur, gegenüber David Ingles und Stephen Engle von Bloomberg Television.

Neben der französischen Politik werden die Anleger auch auf die Europäische Zentralbank schauen, um Hinweise zu erhalten, sagte sie und fügte hinzu, dass es nach der ersten Zinssenkung ein gewisses Gefühl der Stabilität für die Wirtschaft der Eurozone gegeben habe, aber es sehe nicht so aus, als seien wir über den Berg. Die EZB veranstaltet in Sintra in dieser Woche eine Notenbanker-Konferenz, an der auch Fed-Chef Powell am Dienstag mit einer Rede teilnehmen wird.

Frankreich: Die Kuh ist noch lange nicht vom Eis

Der zweite Wahlgang in Frankreich findet am 7. Juli statt, und in der französischen Politik ist ein „Kuhhandel“ im Gange. In Wahlkreisen, in denen sich drei Kandidaten für die Stichwahl qualifiziert haben, kann sich der drittplatzierte Kandidat zurückziehen, um die Chancen einer anderen etablierten Partei auf einen Sieg über den Rassemblement National zu erhöhen. Sowohl Macrons Partei als auch die linke Volksfront haben ihre Absicht bekräftigt, diesen „Kuhhandel“ anzuwenden, um den Sieg von Le Pens Partei zu verhindern.

Allerdings dürfte die politische Lage in Frankreich schwierig bleiben – was Macrons Partei und die linken Parteien eint, ist lediglich ihre Absicht, einen Minsterpräsidenten aus dem Rassemblement National verhindern zu wollen. Aber wie die Rechten wollen auch die linken Parteien die Staatsausgaben weiter erhöhen – daher dürften die Märkte ihre aktuelle Erleichterung bald hinterfragen. Die Erholung des Euro steht daher auf eher wackeligen Beinen..

FMW/Bloomberg

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5 Kommentare

  1. Auch in Frankreich lebende Juden erklären, daß aktuell in Frankreich der französische Wähler das Wort hat, und niemand sonst. Von daher stelle ich fest, daß man mit Rassemblement National politisch etwas machen kann.

  2. Moin, moin,

    Frankreich ist, wie andere westliche Länder, massiv überschuldet. Auch Reformen von bspw. Arbeitsmarkt und anderen Rechtsbereichen gibt es nicht wirklich. Die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit von Frankreich ist wie gut? (dito bspw. auch BRD).

    Egal, wer nun diese Wahlen gewinnt, wenn keine Änderungen in der Politik kommen, dann geht Frankreich wirtschaftlich und damit dann auch politisch unter.

    Macron hatte 7 Jahre Zeit etwas zum Besseren zu verändern. Ergebnis? Wenn Macron ein Geschäftsführer eines Konzerns oder Trainer einer Fussball-Bundesligamannschaft wäre, wäre er da 7 Jahre im Amt geblieben bei der Leistung?

    Macron, Scholz oder andere Politiker müssen Leistungen bringen, ansonsten stirbt die Wirtschaft und damit brennt das Land. Siehe hierzu Deutschland vor 100 Jahren. Nur mit neuen Schulden, Ideologie und Geld drucken löst man keine Probleme, sondern erreicht, dass bestehende Probleme kumulieren.

    Fazit: Leben wie Gott in Frankreich erfordert Arbeit, Leistung und Einsatz, also eine funktionierende Volkswirtschaft (= BRD 1950er und 1960er Jahre).

  3. CAC40 öffnet mit Monstergap nach oben!

  4. Vielleicht besteht ja in der Wirtschaft die Hoffnung, dass bei einem Wahlsieg von Le Pens Partei, der Klimawahn in Europa in vernünftige Bahnen gelenkt wird. Und nicht dafür, wie in Deutschland, weiter die Wirtschaft gegen die Wand gefahren wird.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Dieter Stubenvoll

      @Helmut
      Europäische Klimapolitik wird in Brüssel gemacht, nicht von Rechtsfaschisten in Paris.
      Die wollen die Nation lieber in brave Landleute und böse Städter spalten und für ihr Land eine expansive Finanzpolitik, also Schulden, Schulden, Schulden… Genau das prangern Sie in Deutschland immer an, obwohl hierzulande die Schuldenquote mit 64% weit unter der Frankreichs mit 111% oder Spaniens mit 108% liegt.

      Wenn überhaupt, geht die größte Gefahr für den europäischen Klimaschutz derzeit von den opportunistischen Konservativen um Manfred Weber aus. Die entscheiden bekanntermaßen nicht nach eigenen Überzeugungen und Programmen, sondern nach Wahlumfragen und Lobbyisteneinfluss. Deren aktueller Ruf nach mehr Technologieoffenheit ist nichts anderes als das Begehren, fossil genauso weiterzumachen wie bisher.

      Vielleicht sollte es Deutschland einfach machen wie die Schweiz, und Superreiche für ihren extrem hohen Beitrag zur Erderwärmung und zugunsten einer sozial gerechten Klimapolitik auch angemessen zur Rechenschaft ziehen.
      https://taz.de/Milliardaere-zahlen-in-der-Schweiz-mehr/!6002066/

      Anders als die bescheuerte AfD in Deutschland oder die FPÖ in Österreich leugnen längst nicht alle rechten Parteien den menschengemachten Klimawandel. Die italienische Ministerpräsidentin Meloni nannte den Klimawandel etwa die »größte Herausforderung unserer Generation«.
      Sogar der RN ist sich darin einig, dass die Menschen für den Klimawandel verantwortlich sind und handeln müssen. Auch wenn die Motive eher xenophober Natur sind: »Mit den Linken stimmen wir nur bei der Einschätzung überein, dass der globale Klimawandel zu einer weltweiten Massenflucht zu führen droht, die niemand mehr stoppen kann«, sagte Le Pens aufstrebender neuer Stern am rechten Faschistenhimmel, Jordan Bardella. Er verbindet damit die Klimakrise mit der altbekannten ausländerfeindlichen Haltung des RN und stellt wie gewohnt Migranten als Bedrohung dar.

      Die Energiepläne der französischen Rechten dürften im Falle eines Wahlsieges sehr, sehr teuer werden.
      Ganz großes Kino, wir werden sehen…
      https://montelnews.com/de/news/a02d4ee2-34f8-4cb3-aa95-6be73614be20/wahlsieg-von-le-pen-ware-energie-katastrophe-experten

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