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Ganz normaler Wahnsinn: Deutschlands größte Sparkasse plant Einführung von Negativzinsen

Negativzinsen durch Deutschlands größte Sparkasse, Milliardenverluste durch die HSH Nordbank, und die Elbphilharmonie: alles eine Frage der Wahrnehmung..

FMW-Redaktion

Manchmal hilft ja der Blick auf den Mikrokosmos, um das große Ganze besser zu verstehen. Und das kann man etwa, indem man sich ansieht, was derzeit so in Hamburg passiert.

Fangen wir an mit der Hamburger Sparkasse, der größten Sparkasse Deutschlands, die zu den 140 systemrelevanten Banken der Eurozone gehört und die daher direkt von der EZB beaufsichtigt wird. Wie wir aus gut unterrichteten Kreisen erfahren haben, steht die Haspa kurz vor Einführung von Negativzinsen bei Kontoguthaben ab 500.000 Euro, vermutlich wird das schon im April kommen. Das hätte große Signalwirkung, wenn Deutschlands größte Sparkasse diesen Schritt unternimmt – bislang haben ja eher lokale, unbedeutende Banken diesen Schritt unternommen. Die Einführung dieser Negativzinsen würde zwar allen Versprechungen des Haspa-Vorstands aus der Vergangenheit widersprechen – aber was kümmert einen sein Geschwätz von gestern, wenn die Zeiten nun einmal außergewöhnlich sind!

Der Vertrieb der Haspa blickt der Einführung von Negativzinsen bei großen Konten schon freudig entgegen – man wird natürlich den sehr wohlhabenden Privat- oder Geschäfts-Kunden dann empfehlen, das Konto auf maximal 500.000 Euro zu reduzieren, und die dadurch frei werdenden Gelder anderweitig zu investieren, wenn möglich natürlich in die Produkte der Haspa. Insgesamt geht man in der Bank davon aus, dass die so frei werdenden Gelder eher nicht in Aktien, sondern in Immobilien investiert werden, vor allem in den Kauf von Mehrfamilienhäusern.

Und, so heißt es aus diesen Kreisen: seit der Wahl Donald Trumps läuft das Geschäft der Haspa wieder richtig rund, nachdem das Jahr 2016 vor dem November sehr mau verlaufen war. Der Grund: man hat jetzt im Vertrieb endlich eine gute, überzeugende Story, nämlich die Reflation, also den Anstieg der Inflation. Damit trifft man nämlich die Urangst der Deutschen: Panik vor Geldentwertung! Und Donald Trump sei Dank, klingelt es daher wieder kräftig in der Haspa-Kasse, weil die Kunden ebenfalls erwarten, dass die Inflation anzieht – jüngste Daten aus Deutschland scheinen das ja auch zu belegen.


Die Zentrale der Haspa
Foto: Staro1, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1316721

Neben dem inzwischen fast normalen Wahnsinn „Negativzinsen“ lässt sich in Hamburg derzeit auch ein interessantes Phänomen beobachten: der Jubel darüber, mit der Elbphilharmonie endlich Weltgeltung erreicht zu haben. Und das ist ja wirklich so: inzwischen wissen auch Amerikaner, dass Hamburger nicht nur aus Rindfleisch bestehen, sondern auch Humanide aus einer deutschen Stadt sein können – selbst am New Yorker Time Square war das Elbphilharmonie-Feuerwerk anlässlich des Eröffnungs-Konzerts ein großes Thema, für Touristen aus aller Welt kommt Hamburg nun auf die „To-do-Liste“.

Und wenn man sich erinnert, wie groß der Aufschrei vor allem über die ausufernden Kosten der „Elfi“ war – alles vergessen inzwischen. In der Summe wird sich das für Hamburg lohnen, das scheint klar. Und daher gibt es etwa im „Hamburger Abendblatt“, dem lokalen Käseblatt mit unbestrittener Weltgeltung, fast nur noch ein Thema: die Elbphilharmonie.

Und dabei wird völlig verdrängt, dass die Kosten der „Elfi“ einfach nur „Peanuts“ waren gegenüber dem, was auf das Bundesland Hamburg an Kosten für die abgegebenen Garantien für die HSH Nordbank zukommen wird. Diese dürften nämlich die Garantien von 10 Milliarden Euro (also mehr als das 10-fache der Kosten für die Elbphilharmonie!) für Hamburg und Schleswig-Holstein bei weitem überschreiten, mithin steuern beide Bundesländer auf die Zahlungsunfähigkeit zu, wie kürzlich Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Thorsten Albig warnte – er rechnet eher mit 16 Milliarden Euro. Dazu dann noch die Kosten dafür, dass die HSH Nordbank faule Kredite an private Investoren verkauft hat, und zwar sicher sehr viel billiger, als sie in den Bilanzen der Krisenbank stehen – die Differenz (ca. 1 Milliarde? Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart, also maximale Transparenz für den Hamburger Steuerzahler, wie schon beim anonymen bail-out von Hamburger Reedern) kommt dann noch oben drauf.

Mithin ist also alleine der vergünstigte Verkauf von HSH-Schrottkrediten für Hamburg so teuer wie die lange und viel beklagten Kosten für die Elbphilharmonie. Aber im „Hamburger Abendblatt“ findet sich das dann nicht als Headline auf der Titelseite, sondern als kleiner verschämter Bericht im Wirtschaftsteil. Auch das ist eben der ganze normale Wahnsinn. Und was für Hamburg, also den Mikrokosmos gilt, gilt für Deutschland, den Makrokosmos, allemal..



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3 Kommentare

  1. Diederich Heßling

    Es war einmal… da war die HASPA eine wunderbare Hamburger „Institution“ und sehr gute Sparkasse. Wie gesagt, es war einmal.
    Heute ist die HASPA der gleiche menschenverachtende Bereicherungsverein wie alle Banken. Märchen sind heute nicht „in“.

  2. Vllt einfach das Geldschuldsystem verlassen und in echtes Geld wechsel, welches durch Leistung entsteht. Bitcoin

  3. Das Ganze geht noch schlimmer,
    ich bin Kunde bei Flatex, dort wird ab 15.3.17 auf Guthaben ab dem ersten EUR der Strfzins erhoben. Da kann man nur schnell kündigen. Ich finde das sehr bemerkenswert.

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