Der europäische Terminmarkt-Gaspreis TTF hat bereits einen enormen Absturz hingelegt. Von 342 Euro im Hoch im August 2022, dem Höhepunkt der Verknappungsangst, ist der Markt zurückgekommen bis auf 23 Euro pro Megawattstunde vor vier Wochen. Aktuell sehen wir Preisniveaus um die 33 Euro. Im Chart sehen wir den Kursverlauf der letzten fünf Jahre. In den nächsten Monaten könnte der Gaspreis weiter spürbar fallen – die Voraussetzungen dafür sind ziemlich günstig.
Gaspreis kann weiter fallen – viel Import und hohe Lagerbestände in Europa
Kann der Gaspreis weiter sinken? Die steigenden Lagerbestände an Gas und die schwache industrielle Nachfrage überwiegen laut Bloomberg die angebots- und wetterbedingten Risiken. Die Gasspeicher sind im EU-Schnitt zu 78,63 % gefüllt und liegen damit deutlich über dem saisonalen Durchschnitt, was zum Teil auf den Zustrom von Flüssigerdgas zu Beginn des Jahres zurückzuführen ist. Dies hat dazu beigetragen die jüngste Volatilität auszugleichen, die durch Ausfälle in Norwegen, Händlerwetten und Hitzewellen, die den Bedarf an Kühlung erhöhen, verursacht wurde.
Die Lagerbestände in Europa werden voraussichtlich „in zwei Monaten an die Kapazitätsgrenzen stoßen, so dass der Gaspreis noch in diesem Sommer fallen dürfte“, so sagen es die Analysten der Citigroup in einer Research Note. Die norwegischen Ausfälle und das heiße Wetter haben den Markt gestützt, so die Bank. Die starke Gasnachfrage in Europa und Asien könnte jedoch nicht in dem Maße eintreten, wie manche hoffen,“ insbesondere wenn die Temperaturen in den nächsten zwei Wochen saisonal bedingt sinken.
Deutschland und Spanien müssen sich am Wochenende auf brütende Hitze gefasst machen, während die Wasserstände an einem wichtigen Durchgangspunkt des Rheins – einer wichtigen Wasserstraße für den Transport von Energierohstoffen – in der Nähe historischer Tiefststände bleiben.
Risikofaktor
FMW: Es besteht bei dem schönen Szenario der sich weiter entspannenden Gaspreise aber immer noch das Risiko, dass der noch vorhandene Gastransit von Russland über die Ukraine nach Zentraleuropa eingestellt wird (hier dazu eine aktuelle Analyse). Dann würden plötzlich bedeutende Gasmengen für den europäischen Markt fehlen, die am Weltmarkt zu höheren Kosten ersetzt werden müssten.
FMW/Bloomberg
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