Gas

Überangebot in Spanien wichtiger Faktor Experte erklärt aktuell stark fallenden Gaspreis

Der Experte Andreas Steno Larsen erklärt, warum der kurzfristige Gaspreis und auch der Terminmarktpreis gerade so deutlich fällt.

Gas mit Schriftzug 2023

Gestern hatten wir bereits einen Blick auf die Energiepreise an europäischen Terminbörsen geworfen. Und siehe da, Gaspreis und Strompreis fallen deutlich. Das milde Wetter (weniger Gasnachfrage), fast volle Gasspeicher in weiten Teilen Europas, und maximal mögliche Lieferungen an Flüssiggas (LNG) entspannen derzeit die Nachrichtenlage, was die Preise fallen lässt. Dazu kam noch jüngst das „Machtwort“ von Olaf Scholz, dass drei AKW in Deutschland bis April 2023 weiterlaufen werden. Mehr Stromangebot senkt den Preis! Aber schaut man genauer hin, dann sieht man zwar einen Börsen-Terminpreis für das Dutch TTF-Gas bei 115 Euro pro MWh für den November-Kontrakt (Ende August noch 330 Euro). Aber schon der Dezember-Kontrakt notiert bei Kursen über 140 Euro, wie auch die darauf folgenden Kontraktmonate. Im Chart sehen wir den deutschen Börsen-Strompreis, wie er im Hoch von über 1.000 Euro stark zurückkommt auf aktuell sogar unter 400 Euro (blaue Linie). In orange sehen wir den Dutch TTF-Gaspreis.

Gestern hatten wir anhand von möglichen US-Exportbeschränkungen von Brennstoffen und von Aussagen aus Katar dargelegt, dass die große Energiekrise wohl erst nächstes Jahr kommen dürfte, wenn russisches Gas für das Auffüllen der Gasspeicher fehlt. Und ab Dezember greifen ja noch die EU-Sanktionen gegen russisches Öl. An dieser Stelle wollen wir auf die aktuellen Aussagen eine Börsenexperten blicken. Andreas Steno Larsen hat in zahlreichen Tweets aus seiner Sicht beschrieben, warum Gaspreis und Strompreis derzeit so kräftig zurückkommen.

Überangebot an Gas in Spanien dank zu vielen ankommenden LNG-Tankern – dämpfender Faktor für Gaspreis

Andreas Steno Larsen geht auch auf die aktuelle Situation vor den Küsten Spaniens ein. Die Anlande-Terminals für LNG sind voll ausgelastet. Aber derzeit kommen mehr LNG-Tanker aus Übersee vor spanischen Häfen an, als zur Zeit entladen werden können. So kommt es zu Staus. Für Händler und Beobachter, die auf eine Entspannung der Preise hoffen, ist das eine gute Nachricht. Denn wenn Börsianer sehen, dass von einer Ware so viel angeboten wird, dass sie vom Käufer zeitweise nicht in vollem Umfang abgenommen werden kann, bedeutet das Überangebot, und der Gaspreis kann fallen. Wie gesagt… kurzfristig wirkt die Lage entspannt.

Andreas Steno Larsen erwähnt, dass der Tagespreis für Gas in Spanien auf nur noch 27 EUR pro MWh gefallen ist, da derzeit eine Schlange von Schiffen vor den spanischen LNG-Häfen auf die Entladung wartet. Dies habe dazu geführt, dass die Preise für LNG stark gefallen sind, da die LNG-Betreiber versuchen, mehr Platz für das vor der Küste wartende LNG zu bekommen. Der Tages-Spot-PVB von MIBGAS (iberischer Markt) wird mit 27,75 EUR pro MWh gehandelt, aber die Kurve ist im November und Dezember immer noch stark ansteigend.

Interessanterweise hat die Kurve laut Andreas Steno Larsen ein positives Beta zu den Spot-Entwicklungen, d. h. selbst wenn die Preisentwicklung derzeit durch ein kurzfristiges Überangebot getrieben wird, zieht sie die GESAMTE Kurve mit nach unten, auch wenn dies irrational erscheint. Das Gleiche gelte für den TTF-Benchmark-Gaspreis in den Niederlanden.

Volle Gasspeicher und warnender Hinweis auf 2023

Die Füllstände in den europäischen Gasspeichern nähern sich weit vor dem Stichtag 1. November der Marke von 100 %, was in Verbindung mit dem milderen Wetter als üblich zu einer sehr geringen Nettonachfrage nach Gas führt, so sagt es Andreas Steno Larsen. In Deutschland werden beispielsweise bis Mitte Oktober noch täglich große Nettoeinspeicherungen vorgenommen, da die Durchflussmenge anständig sei, die Temperaturen mild, und da der Erdgasverbrauch der Haushalte und der Industrie im Vergleich zu 2021 rückläufig ist.

Dies wird laut Andreas Steno Larsen wahrscheinlich die gesamte Erdgas- und Stromkurve in den kommenden Wochen nach unten bringen, zumindest bis die Heizsaison im November richtig losgeht. „Das Armageddon-Szenario ist es im Moment NICHT wert, darüber zu sprechen. ABER…“, so schreibt er es… die Versorgung für 2023 sei weit weniger sicher! LNG macht 40 % der derzeitigen Gasversorgung in Europa aus, aber aufgrund des Mangels an russischem Gas liege man in Europa immer noch 20-25 % unter den üblichen Mengen. Der vor uns liegende Winter scheint sicher zu sein, aber im Jahr 2023 könnte es erneut zu Turbulenzen kommen, so Andreas Steno Larsen.



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