Die Weltwirtschaft und mit ihr die Kapitalmärkte befinden sich in einem historischen Wandel. Dieser wird zusätzlich beschleunigt durch unvorhersehbare Schocks und daraus resultierende Kettenreaktionen – die private Geldanlage muss sich diesem Umfeld schnell anpassen.
Geldanlage muss in Zeiten hoher Unsicherheit breit aufgestellt sein
Die klassische Geldanlage liquider Mittel fokussiert sich auf Standardaktien, Staatsanleihen und REITs. In erweiterter Form werden sogenannte „alternative“ Anlageklassen, wie z. B. Rohstoffe beigemischt, zu denen per Definition auch Gold zählt. Wobei Gold, ebenso wie Silber, in physischer Form sich historisch bedingt auch als Geld definieren lassen (Gold ist offizielle Reservewährung der Notenbanken). Dieser Anlagemix stammt aus der Zeit der Marktwirtschaft, in der wir uns jedoch nicht mehr befindet. Das Spiel von Angebot und Nachfrage wurde ersetzt durch einen alles dominierenden Notenbankeninterventionismus. Keine Branche, kein Unternehmen, kein Staat, keine Organisation würde ohne die Daueralimentierung durch künstlich niedrige Zinsen und die Finanzierung via Notenpresse in seiner jetzigen Form noch existieren.
Um diesem systemischen Paradigmenwechsel gerecht zu werden, muss sich auch die Geldanlage dem neuen Umfeld anpassen, getreu der Darwin’schen Evolutionstheorie „Survival oft he Fittest“ (nur die am besten Angepassten überleben). Da jedoch nie zuvor ein solches ökonomisches Experiment auf globaler Ebene stattgefunden hat, fehlen Erfahrungswerte aus der Geschichte. Umso größer die Prognoseunsicherheit sich darstellt, umso breiter muss das eigene Vermögen aufgestellt sein. Hinweise, wie man Vermögen durch turbulente und möglicherweise sogar revolutionäre Phasen der Gesellschaft einigermaßen sicher durchbringt, gibt es dennoch in der Geschichte, an denen man sich zumindest grob orientieren kann – zum Beispiel an der katholischen Kirche (Buch: Drei-Speichen-Regel: Das 1600 Jahre alte Geheimnis der ertragreichen und sicheren Geldanlage). Ansonsten gilt heute mehr denn je, sich keinem denkbaren Szenario bei der Geldanlage zu verschließen. Meinungen sind irrelevant. Was jetzt dem Erhalt des eigenen materiellen Wohlstands dient, ist ausschließlich gesunder Menschenverstand, gepaart mit Pragmatismus.
Niemand weiß, wie die Weltwirtschaft nach der Pandemie aussieht
Der Grund für die Dringlichkeit der Anpassung der eigenen Vermögenssicherung resultiert aus dem bereits sehr fortgeschrittenen Stadium der Degeneration unseres Wirtschaftssystems, auch wenn dies an der Oberfläche und im Alltag kaum sichtbar ist. Doch spätestens bei der Geldanlage wird klar, dass wir es mit einem neuen Paradigma zu tun haben: Kredite und Staatsanleihen mit Zinsen unterhalb der Inflationsrate, Sparkonten mit Strafzinsen versehen und Kapitallebensversicherungsverträge, die einseitig vom Anbieter gekündigt werden, sind Indizien für den Ernst der Lage. Weitere Anzeichen dieser ökonomischen Degeneration sind die globale Schuldenkrise, der Notenbankeninterventionismus sowie die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in wichtigen Zukunftsfragen. In Europa ist gar die Existenz unseres Währungs- und Bankensystems in ihrer Gesamtheit abhängig von permanenten Stützungs- und Rettungsmaßnahmen durch die Europäische Zentralbank.
Darüber hinaus erleben wir gerade die beschleunigte Destabilisierung der Weltwirtschaft durch gleich mehrere exogene Schocks, wie die Coronavirus-Pandemie oder den Ölpreiskrieg zwischen Saudi-Arabien, Russland und der US-Schieferölindustrie. Wie die Welt aussieht, nachdem sich der Nebel gelichtet hat, weiß heute noch niemand. Doch man sollte sich darauf vorbereiten, dass die bereits vor den genannten außerordentlichen Schocks sehr fragile Weltwirtschaft nur noch durch noch radikalere Maßnahmen der Geld- und Fiskalpolitik am Leben erhalten werden kann. Da im heutigen weltweit ungedeckten Fiat-Money-System Geld theoretisch keine Rolle spielt, sollte man sich bei der Geldanlage auch auf ein Szenario der zunächst schleichenden und sich dann immer mehr beschleunigenden Kaufkraftminderung des Geldes einstellen.
Die Klassifizierung von Vermögenswerten kann sich schnell verändern
Gelten momentan Staatsanleihen noch als „Sicherer Hafen“ und relativ ausfallsicher, so kann sich dieser Status sehr schnell ändern. Was nützt darüber hinaus die vermeintliche Sicherheit, wenn der Gegenwert später in einer wertlosen Währung ausbezahlt wird. Eine der populärsten Altersvorsorgeformen, die Immobilie, wurde bereits des Öfteren in der Vergangenheit zur Finanzierung bankrotter Staaten in Form von Lastenausgleichszahlungen herangezogen oder gar komplett enteignet (siehe DDR). Bei Aktieninvestments sieht es nicht anders aus: Der Anstieg der Indizes über die Jahrzehnte täuscht darüber hinweg, dass die Zusammensetzung der Kursbarometer regelmäßig verändert wird. Dass bedeutet, dass die im DAX oder Dow Jones oder S&P 500 enthaltenden Wert nur noch mit wenigen Ausnahmen denen von vor 30 Jahren entsprechen. Über die Absteiger und Bankrotteure hört man nichts mehr. Oder erinnern Sie sich noch an die Pan American World Airways (kurz „Pan Am“) – die einst größte Fluglinie der Welt?
Gerade in Zeiten ökonomischer Umbrüche sind auch Anteile an Unternehmen nicht zwingend sicher. Hier kommt es vor allem auf die Zukunftsfähigkeit der angebotenen Produkte und Dienstleistungen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten an. Ohne eine strake Bilanz ist eine Aktie kein Sachwert mehr. Hoch verschuldete Unternehmen haben eher Anleihencharakter. Gold dient seit über sechstausend Jahren als inoffizielle Weltwährung und sichere Geldanlage. Doch genauso wichtig, wie dessen Besitz ist die Anonymität. Andernfalls drohen auch bei dieser Krisenwährung Risiken durch Wegnahme, Besteuerung oder Handelsverbote. Dennoch gehört das gelbe Edelmetall unbedingt in den modernen Vermögensmix. Wie sagte bereits US-Präsident Herbert Hoover im Jahr 1933: „Wir haben Gold, weil wir den Regierungen nicht trauen können“. Wenn schon ein Politiker so argumentiert, dann sollten wir Bürger dies sehr ernst nehmen.
Die Geldanlage auf möglichst viele Risiken vorbereiten
Um die eigene Geldanlage möglichst krisenfest aufzustellen, sollten in Anbetracht der Risiken alle Sachwerte mit den Vermögensmix einbezogen werden. Festverzinsliche Wertpapiere machen für Privatanleger zu mittelfristigen Anlagezwecken keinen Sinn mehr, da sie entweder bereits negativ rentieren oder sich ihr Wert weit über Pari befindet (Kurswert über Nennwert und damit dem Tilgungswert). Da das Kernszenario der Zukunft eine beschleunigte Geldmengeninflation, einhergehend mit Güter- und Dienstleistungsteuerung ist, sollte die Geldanlage dementsprechend aus realen Vermögenswerten mit möglichst gleichmäßiger Verteilung im Portfolio bestehen. In der Endphase eines ungedeckten Geldsystems kam es in der Vergangenheit regelmäßig zu einem sogenannten Crack-up-Boom, bei dem die Preise für Sachanlagen als Hort der Sicherheit vor Geldentwertung stark nachgefragt wurden und unabhängig von der Konjunktur stark aufwerteten.
Im besten Falle können auch in einem Krisenszenario sich manifestierende Risiken bei bestimmten Vermögensbestandteilen durch höhere Wertzuwächse bei anderen Anlagen kompensiert werden. Neben der Diversifikation der Vermögenswerte ist auch eine geografische Diversifikation ratsam. In der Geschichte der Menschheit gab es immer Horte der Sicherheit auf dieser Welt – für Menschen und für Vermögen. Undifferenziert könnte man sagen, dass dort, wo sich der Wohlstand konzentriert, das Vermögen am sichersten ist. Dies gilt vor allem für souveräne Staaten, deren Geschäftsmodelle im Wesentlichen auf dem Wohlstand ihrer Bürger basieren und die auch in der Lage sind, sich und ihre Bürger zu schützen.
Fazit und Ausblick
Die Umstände, die in Sachen Geldanlage zum Umdenken und Handeln zwingen, sind keine erfreulichen. Gleichwohl entspricht es der menschlichen Natur und seiner Effizienz, nur dann aktiv zu werden, wenn die Notwendigkeit dafür vorhanden ist. Im Falle der Geldanlage geht es um den Erhalt von materiellen Gütern, zur Sicherstellung von relativem Wohlstand oder schlicht des finanziellen Überlebens. Die Motivation zu handeln, ist also sehr hoch. Um den Erhalt des eigenen Vermögens sicherzustellen, kann man sich an Beispielen aus der Geschichte orientieren und darüber hinaus neue, an das aktuelle Weltwirtschaftsexperiment angepasste Strategien umsetzen. Am besten eignet sich dazu eine Geldanlage, deren Fokus auf die Vermeidung unnötiger Risiken und die Wahrung außerordentlicher, systembedingter Chancen gerichtet ist (Crack-up-Boom).
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Toller Artikel!!
Leider -wie so oft- ein Fazit ohne konkrete Anlageidee! Z.B. Vermögensaufteilung in 60% vermietete Immobilien; 40% physische Aktien, 5% Gold, 5% Silber beide physisch und 5% Barreserven für Notfälle…Mal bitte eine klare Idee kommunizieren-DANKE
@Herbert Müller
5% Gold! Warum so wenig??? Und 60% Immos? Warum so viel?
@ Herbert Müller. Natürlich steckt da eine Anlageidee dahinter. Es ist Werbung für das Cantillon-Depot. Sonst würde ein Vermögensverwalter und Gold-Bug hier keine so langen und aufwendigen Artikel schreiben. Ist auch nichts Anrüchiges.
genau das habe ich mir schon gedacht, weil 100erte dieser artikel keine lösung bieten. nur das geseier 100erter sog. experten, die sich gegenseitig wiederholen und „abschreiben“!!!! ;-)))
Macht in der Summe 115% Vermögen. Ist das jetzt gehebelt oder sind die überschüssigen 15% auf Pump?
Kurzfassung des Artikels:
Diversifikation schützt gegen Ungewissheiten (ein alter Hut).
Klassische Aufteilung: Anleihen, Aktien, Gold, Immobilien
Die revolutionäre neue Anlageform: 1/3 Aktien, 1/3 Gold, 1/3 Immobilien
Mit einem Wort: Schmeißt die Anleihen aus eurem Portfolio (und Lebensversicherungen usw., alles was mit FIAT zu tun hat).
Den Kernpunkt hätte man auch in einem Satz sagen können, wie z. B. Ray Dalio neulich in Davos:
„Cash is Trash“.
Solange die Sachwerte noch im Wert fallen, ist Cash noch King, aber vor dem inlfationären Crack-up-Boom
sollte man den Großteil seines FIAT-Gelds besser investieren. Immobilien scheinen übrigens weiter zu steigen.