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Teure Rohstoffeinfuhren Gigantisches Handelsbilanzdefizit von EU und Eurozone

Eurozone und EU meldeten aktuell für August ein Handelsbilanzdefizit von 50,9 und 64,7 Milliarden Euro. Hier ein Blick in die Details.

Containerschiff im Hamburger Hafen

EU und Eurozone legen ein gigantisches Handelsbilanzdefizit hin. Dies zeigen heute von Eurostat veröffentlichte Daten. Die Warenausfuhren des Euroraums in die restliche Welt lagen im August 2022 bei 231,1 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 24,0% gegenüber August 2021. Die Einfuhren aus der restlichen Welt beliefen sich auf 282,1 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 53,6% gegenüber August 2021. Infolgedessen registrierte der Euroraum im August 2022 ein Handelsbilanzdefizit von 50,9 Milliarden Euro im Warenverkehr mit der restlichen Welt, gegenüber einem Überschuss von 2,8 Mrd. Euro im August 2021. Für die Gesamt-EU beläuft sich das Defizit sogar auf 64,7 Milliarden Euro!

Im folgenden Chart (Verlauf der Handelsbilanz der Eurozone in den letzten 25 Jahren) sehen wir den großen Absturz in der Handelsbilanz Europas. Woran das liegt? Nun, Europa produziert Waren, benötigt dafür aber viele Brennstoffe und Rohstoffe. Und in diesem Jahr sind die Weltmarktpreise nun mal explodiert. Dadurch fließt so viel Geld ab in die rohstoffexportierenden Länder, dass mehr Geld aus Europa abfließt, als durch denVerkauf von fertigen Produkten hereinströmt.


source: tradingeconomics.com

Die folgende heute von Eurostat veröffentlichte Tabelle zeigt das Desaster, aus dem dieses gigantische Handelsbilanzdefizit entstanden ist. Im Zeitraum Januar-August 2022 hat die EU ein Handelsbilanzdefizit beim Thema Energie (Kohle, Öl, Gas) erwirtschaftet von 423,4 Milliarden Euro. Im selben Zeitpunkt des Vorjahres waren es „nur“ -152,5 Milliarden Euro. Schaut man auf die einzelnen Länder, sieht man auch klare Veränderung. Für diesen großen Zeitraum Januar-August 2022 wuchs das Defizit der EU gegenüber China von 139,8 Milliarden Euro im Vorjahr auf -259 Milliarden Euro.

Aufgrund der traditionell großen Warenexporte von Europa Richtung USA konnte die EU ihren hohen Überschuss gegenüber dem USA halbwegs halten mit +100 Milliarden Euro (Vorjahr +109,4). Gegenüber Russland explodierte das Defizit der EU von -37,3 auf -115 Milliarden Euro. Auf gegenüber Norwegen, von wo viel Gas in die EU fließt, steigt das Handelsbilanzdefizit von -2,6 auf -60,1 Milliarden Euro.

Robin Brooks vom Institute of International Finance kommentiert das explodierte Handelsbilanzdefizit in der Eurozone heute so: Das Handelsdefizit der Eurozone für August wurde heute veröffentlicht. Es ist ein Monstrum. Noch nie hatten wir ein anhaltendes Defizit in dieser Größenordnung. Wenn Sie versucht sind zu denken, dass der Euro zu stark gefallen ist, sollten Sie sich dieses Bild vor Augen halten. Der Schock, der Europa trifft, ist gewaltig. Der Euro wird weiter fallen.



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4 Kommentare

  1. Die deutsche Industrie kauft Rohstoffe und Energie, und verkauft die Produkte in die Welt. Also müssen doch die Exporte höher liegen, als die Importe, denn exportiert wird plus Lohnkosten.
    Es wurde eben zuviel in Deutschland an importierten Gütern verbraucht. Also muss der Lebensstandard in Deutschland runter. Und da werden die Grünen den Deutschen sagen und zeigen wie es geht.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Helmut, die Handelsbilanz von D ist quasi ausgeglichen, in dem Artikel geht es um die EU bzw. Eurozone. Das Defizit liegt zum Bsp. in Spanien vielleicht auch Andalusien, zuviel Subventionen z.B. Energie. Das heißt der Lebensstandard muss nicht in D sondern in Spanien sinken ;-).

  2. Hallo ZOPO
    Ja, Spanien hat praktisch durchgehend ein Handelsbilanzdefizit. Siehe Target 2.
    Nur in Deutschland, von 175 Milliarden plus im Jahre 2021, ein Jahr später ins Minus rutschen, ist schon beachtlich. Wie wird es wohl 2023, wenn die Exportindustrie weiter schrumpft. Entweder weil sie pleite gehen, Standorte verlagern, oder die Produktion herunterfahren.
    Natürlich muss und wird auch der Lebensstandard in Spanien runter gehen müssen.
    Ich denke, im nächsten Frühjahr werden wir alle schon mehr Informationen darüber haben, wie weit es runter gehen wird/muss.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    Deutschland erstmals seit 14 Jahren mit Handelsbilanzdefizit

    https://www.t-online.de/finanzen/boerse/ticker/deutschland-erstmals-seit-14-jahren-mit-handelsbilanzdefizit/0DA9C800DF998B60/

  3. Hallo Helmut,

    wie in deinem Link beschrieben ist das Defizit ca.1Mrd., das ist garnichts zu den xx Mrd. plus die D. zuvor gemacht hat. Natürlich auf Dauer unschön. Ich will die Situation auch nicht schön reden, das wird brutal nächstes Jahr, wenn wir nicht schnell wieder Zugang zu günstiger Energie bekommen. Wir hauen 100Mrd. Rüstung und 200Mrd. für Gas raus, was nur die Symptome bekämpft. Würde man das Geld z.B. Windkraft 1kW Leistung = 1000€ oder von mir aus auch PV, Wasser, Geothermie, Biogas,… stecken könnten wir hochgerechnet 300GW (wir haben zu seit ca. 200GW in allen Bereichen Kohle, Atom, Gas,… installiert) bauen, die uns nicht jedes Jahr kosten für den Einkauf von Uran, Gas, Kohle, Öl verursachen. Warum das die Ploitik so macht kann man nur spekulieren, aber das mach ich nicht, da ich es eh nicht ändern kann. Ich kann nur selber Stromproduzieren und habe mich komplett Öl und Gas unabhängig gemacht, kann leider nicht jeder. Aber für die Südstaaten wie Italien, Griechenland und Spanien,… wird das noch brutaler, da Deutschland die Spendierhosen / Kreditvergabe über Targed2 einschränken wird um selber zu überleben. Jetzt fängt schon D und F an Strom gegen Gas zu tauschen…

    Grüße
    -Z-

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