Immobilien

Krise am Immobilienmarkt Top-Banker sieht weitere Immobilien-Wertberichtigungen in Deutschland

Noch keine Talsohle in Sicht? Ein Top-Banker für den Immobilienmarkt sieht weitere Wertberichtigungen bei deutschen Immobilien.

Baustelle in Nürnberg
Baustelle in Nürnberg. Photographer: Ben Kilb/Bloomberg

Seit Wochen und Monaten beschäftigen wir uns mit dem Thema, und lassen immer wieder verschiedene Stimmen zu Wort kommen. Liegt die Krise am Immobilienmarkt inzwischen größtenteils hinter uns? Oder müssen Immobilien noch weiter an Wert verlieren, Forderungen von Banken müssen noch weiter abgeschrieben werden, weil noch höhere Verluste drohen? Dazu hat ein wichtiger Banker mit Bezug zum Immobilienmarkt Stellung bezogen.

BayernLB-Vorstand sieht mehr Wertberichtigungen bei Immobilien

Laut BayernLB-Vorstand Gero Bergmann ist der Höhepunkt der Krise am Immobilienmarkt noch nicht erreicht. Das sagte er in seiner Funktion als Präsident des Verbands deutscher Pfandbriefbanken laut Bloomberg bei einer Veranstaltung in Berlin. Weitere Wertberichtigungen zeichnen sich seiner Meinung nach ab. “Bei uns Banken hinterlässt die Krise am Immobilienmarkt Spuren in Form höherer Risikovorsorge”, erklärte Bergmann laut Redemanuskript. “Ja, es werden noch weitere Wertberichtigungen kommen, aber das sollte für unsere Branche in Summe gut verkraftbar sein.”

Die Immobilienmärkte waren zuletzt weltweit in Schieflage geraten. Steigende Zinsen und sinkende Nachfrage belasten die Bewertungen. Erst in dieser Woche war die Signa Holding von René Benko in die Insolvenz gerutscht. Auch die Landesbanken gehören Kreisen zufolge zu den Signa-Kreditgebern (hier eine Übersicht). Im ersten Halbjahr 2023 hatten Helaba, LBBW, NordLB und BayernLB nach Bloomberg-Berechnungen rund 400 Millionen Euro an Vorsorge für Immobilien gebildet.

Auch die Bundesbank sieht bei Gewerbeimmobilien “erhöhte Risiken”, wie deren Präsident Joachim Nagel bei derselben Veranstaltung erklärte. Es sei bereits ein leichter Anstieg der Kreditausfälle zu beobachten, wenn auch von niedrigem Niveau aus. Bergmann zufolge stünden Banken, anders als 2008, aber nicht in der ersten Reihe der Betroffenen. Die Beleihungsausläufe – also die Darlehenssumme im Verhältnis zum Immobilienwert – seien seit der Finanzkrise systematisch reduziert worden. Der gesamte Sektor habe seine Kapitalbasis deutlich gestärkt.

Die Preise für Wohnimmobilien- und Gewerbeimmobilien liegen Bergmann zufolge aktuell rund 7% beziehungsweise 12% unter den jeweiligen Höchstständen zur Jahresmitte 2022. Das Finanzierungsvolumen habe angesichts der stark zurückgegangenen Transaktionstätigkeit nachgelassen. “Eine Besserung ist bei Preisen und Kreditnachfrage kurzfristig auch noch nicht zu erwarten. Der Scheitelpunkt der Krise liegt noch vor uns und die Kapitalwerte werden unseres Erachtens noch einige Quartale zurückgehen”, sagte Bergmann weiter. “Wir gehen aktuell von einer Stabilisierung des Immobilienmarktes im kommenden Jahr aus, bei Wohnimmobilien dürfte sie deutlich früher einsetzen als bei Gewerbeimmobilien.” Der VDP hat rund 50 Mitglieder, neben der BayernLB unter anderem auch Helaba, Aareal Bank AG, Deutsche Bank AG und Commerzbank AG.

FMW/Bloomberg



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6 Kommentare

  1. Mal sehen was passiert, wenn die Darlehen von 2013/14 mit den heutigen Zinsen neu ausgehandelt werden, und auf gefallene Immobilien werte bei den Häusern treffen, die noch aufwändig energetisch saniert werden müssen. Und das wahrscheinlich ohne Beihilfen.

    1. @Helmut. Soviel wird da garnicht passieren. Studieren Sie einmal den Zinsverlauf über die Jahre, insbesondere das von Ihnen genannte Intervall zwischen 2013/14 und heute:

      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1347565/umfrage/entwicklung-der-bauzinsen-in-deutschland/

      Bedenken Sie die Tilgung und Lohnsteigerung in dieser Zeit, die Zuschüsse für mögliche Sanierungen und eventuell gestaffelte Hypothekenverträge, dann können sogar Sie wieder etwas optimistischer in die Zukunft blicken und den vielen Hausbesitzern in Familien alles Gute wünschen!

      1. Hallo Permanix, ich blicke äußerst zuversichtlich in die Zukunft. Wir haben keinerlei Kredite, die Immobilie ist bezahlt, von unseren Renten alleine können wir schon gut leben. Unser Goldkonto in der Schweiz wird wohl nie benötigt werden.
        Ich habe mir aber gedacht, wenn 2013/14 die Immobilie mit einem Baudarlehen zu 1% Zinsen finanziert wurde, und heute die Baudarlehen über 4% kosten, dann wird eine Vervierfachung der Zinsbelastung weitaus höher monatliche Belastungen geben, damit das Häuschen weiter abbezahlt werden kann. Selbst wenn man davon ausgeht, dass in den letzten 10 Jahren sich ja der zu finanzierende Kredit auch verringert hat. Bei 2% Tilgung würde sich das neu zu finanzierende Darlehen in 10 Jahren, nur um etwa 18,3% mindern. Und ich denke, die Lohnerhöhungen wird die Familie für etwas anderes gebrauchen, als davon die über 400% gestiegenen Zinsen für den Immobilienkredit zu bezahlen. Und wenn dann noch das Haus (wie etwa 2,4 Millionen anderer Häuser) in die Energieeffizienzklasse „h“ gehört, dann werden schnell 6 stelliger Eurobeträge für die Sanierung fällig.
        Aber, es ist ja bald so weit, dann werden wir sehen, wie es kommt.
        Vielleicht läuft ja auch alles mit einer neuen deutschen Regierung besser, und die Zinsen gehen wieder runter.
        Etwa 20 Millionen Elektroautos sollen ja auch noch von den Bürgern finanziert werden.

        Viele Grüße aus Andalusien Helmut

        1. @Helmut
          Wie sogar hoffentlich du im Link von @Permanix erkennen kannst, lagen die Zinsen vor 10 Jahren aber um die 3%, nicht 1%.
          Und die Baupreise lagen etwa bei der Hälfte des heutigen Werts.

          Über 400% gestiegene Zinsen, also von 3% auf 403%? 😂
          Spaß beiseite, aber bei Zinsen in Prozentangaben musst du nun wirklich keine weitere Steigerung in Prozent von den Prozenten aufmachen, nur weil es viel dramatischer klingt. Es reicht völlig aus zu sagen, die Zinsen sind seither um 1 Prozentpunkt gestiegen.

          Und da die neu zu tilgende Summe ja nun korrekt berechnet „nur“ mehr bei 79% der ursprünglichen liegt, sind selbst bei 4% die Zinszahlungen aufsummiert über die 10 Jahre bis 2033 bei gleichbleibender Annuitätsrate dennoch etwas geringer, als in den ersten 10 Jahren bei 3%. Entsprechend wird sogar etwas mehr getilgt.

          Soll heißen, die Annuitätsrate bleibt einfach wie sie war, die monatliche Belastung bleibt also unberührt, während der Immobilienwert massiv gestiegen ist. Und wie bereits erwähnt, ein Haus von 2013 fällt sicher nicht unter die Effizienzklasse „H“ mit einem Endenergiebedarf von mehr als 250 kWh/(qm*a), es sei denn, es wurde vergessen, Dämmung und Fenster einzubauen 🤣
          Man muss nicht immer alles tiefschwarz bis zum Untergang malen 😩

        2. @Helmut. Ihre genannten Zinssätze 2013/14 von 1% sind Phantasien. Die von mir referenzierte Grafik zeigt etwas ganz anderes. Vielleicht probieren Sie nach dem Studium der korrekten Daten nochmal einen Anlauf ohne gleichzeitig Ihren persönlichen Einzelfall zu erklären? Ich habe auch schon einige Häuser gebaut und finanziert. Das spielt doch im Universum nun wirklich keine Rolle.

    2. @Helmut
      Wer 2013/2014 ein Darlehen aufgenommen hat, um zu bauen, wird wohl kaum aufwändige energetische Sanierungen vorzunehmen haben. Es sei denn, er hat die Dämmung vergessen 😂 Ansonsten sollte der energetische Standard der EnEV 2014 entsprechen, der sich bis heute nicht geändert hat.
      https://geg-info.de/geg_2024/anlage_01_geg_2024_referenzgebaeude_wohnbau.pdf

      Wer in dem Zeitraum ein 10-jähriges Forwarddarlehen in Anspruch nahm, sollte nun langsam sein Haus aus 2003/2004 auch abbezahlt haben, das schließlich nur die Hälfte vom derzeitigen Baupreisindex gekostet hat.
      Und was die „gefallenen“ Immobilienwerte seit 2013 angeht: Sieht aus, als lägen die heute noch immer 70% bis 90% höher 🤣
      https://wohnglueck.de/artikel/immobilienpreise-54859
      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/597304/umfrage/immobilienpreise-alle-baujahre-in-deutschland/
      https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Baupreise-Immobilienpreisindex/Tabellen/Haeuserpreise-Bauland.html#
      https://meine-renditeimmobilie.de/wp-content/uploads/2021/01/Hauspreisindex_Wertsteigerung_Immobilien_20-Jahre_2023.png

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