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"Geschäftslage so schlecht wie nie" Immobilien-Wirtschaft rutscht in die Rezession – Expertenaussagen

Bei Immobilien bleibt die Lage angespannt. Die gesamte Branche rutscht derzeit regelrecht in eine Rezession, so aktuelle Expertenaussagen.

Rohbau von Wohnungen
Rohbau von Wohnungen. Foto: Super8-Freepik.com

Die Zinsen der EZB (aktuell 4,5 % Leitzins) werden erst einmal hoch bleiben. Das machte Christine Lagarde gestern klar, als sie sagte, man habe im Kreise der EZB gar nicht über Zinssenkungen gesprochen. Auch aktuelle Berichte legen die anstehende Passivität der EZB beim Thema Zinssenkungen nahe. Damit dürfte klar sein, dass Hoffnungen auf all zu frühe Zinssenkungen im Frühjahr 2024 nicht mehr haltbar sind. Je länger die Zinsen hoch bleiben, desto schwieriger werden neue Finanzierungen oder Anschlussfinanzierungen für Projektentwickler von Immobilien. Aktuelle Daten zeigen, dass die gesamte Immobilien-Wirtschaft derzeit in die Rezession abrutscht.

Immobilien-Wirtschaft rutscht ab

Die Immobilien-Wirtschaft kann sich nicht länger von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abkoppeln, so sagt es aktuell das Institut der deutschen Wirtschaft zusammen mit dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA), dem Spitzenverband der deutschen Immobilien-Branche. Weite Teile der Branche rutschen nach Auffassung des IW in die Rezession. Dies zeigt die aktuelle Winterbefragung der Immobilien-Unternehmen im Rahmen des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindexes (ISI). Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der letzten acht Jahre. „Der Weg der Immobilien-Wirtschaft führt weiter ins Tal, dies aber eben nur dann, wenn diese dramatische Entwicklung achselzuckend zur Kenntnis genommen wird. Die Tragweite dieser Entwicklung ist enorm. Denn die Branche spielt ökonomisch wie sozial eine Schlüsselrolle in diesem Land. Der Staat muss endlich seinen Fuß von der Bremse nehmen“, so der ZIA.

Bund, Länder und Kommunen seien für 37 Prozent beim ,Gut Wohnen‘ verantwortlich. „Das ist typisch für die Rolle, die der Staat gegenüber der gesamten Immobilien-Wirtschaft einnimmt: Er bremst die Branche aus – durch Vorgaben und finanzielle Auflagen“, so der ZIA. Forderungen des Verbands nach Aussetzen der Grunderwerbsteuer und günstigen KfW-Krediten für Wohninvestitionen hätten deshalb „die höchste Dringlichkeitsstufe erreicht“.

Grafik zeigt Stimmung am Markt für Immobilien seit dem Jahr 2015

Alle Einzelwerte im Minus

Sowohl die Geschäftslage als auch die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate sind beim ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) mit Werten von -5,7 und -12,5 negativ. Für die Geschäftslage ist das der schlechteste Wert seit Beginn der ISI-Befragung im Jahr 2014. Das Immobilien-Klima trübt sich gegenüber dem Vorquartal um -5,0 ein und erreicht mit einem Minus von 9,1 Punkten wieder den Negativrekord der Winterbefragung 2022.

Einzelne Bereiche können sich dem Trend entziehen

„Umso erfreulicher ist es angesichts der Gesamtlage, dass einzelne Bereiche sich dem Trend entziehen und der Lage trotzen können. Bei Shopping-Centern an Top-Standorten oder Supermärkten zeigen sich zum Beispiel aktuell Lichtblicke“, so der ZIA. Vor einem Jahr war das Immobilien-Klima, so die Analyse des IW, noch vom Blick nach vorn, von einer äußerst pessimistischen Erwartung geprägt. Heute sind es eine schlechte Geschäftslage plus konkret sichtbare Auswirkungen der Krise auf die Bilanzen und Auftragseingänge der Unternehmen, die den Gesamtwert nach unten ziehen, so führt es der ZIA zur schlechteren Gesamtlage für die Immobilien-Wirtschaft aus. „Da die Erwartungen weiterhin von einer großen Unsicherheit auch aus der Politik geprägt sind, blickt die Branche mit großen Sorgenfalten in die Zukunft. Hoffnung für 2024 macht allein ein voraussichtlich stabileres Gesamtumfeld“, so kommentiert es das IW.

Grafik zeigt Abschwung in allen Segmenten in der Immobilienwirtschaft

Einordnung

FMW: Je länger die EZB die Zinsen hoch hält, desto schwieriger werden Anschluss-Finanzierungen für Projektentwickler, desto schwieriger wird die Lage am Markt. Jüngst haben Bauzinsen, die in 6 Wochen um 0,6 Prozentpunkte fallen konnten von 4,23 % auf 3,63 %, für etwas Erleichterung gesorgt. Häuslebauer kommen nun also etwas günstiger an Finanzierungen für ihre Immobilien. Aber im großen Bild ist das noch keine Erleichterung für die Branche. Zuletzt hatten die Anleihemärkte auf frühe EZB-Zinssenkungen gehofft, deswegen sanken auch schon mal die Bauzinsen. Aber diese Hoffnung auf die EZB ist nun erst einmal dahin, bei Immobilien dürfte die Lage die nächsten Monate weiterhin sehr angespannt bleiben.



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6 Kommentare

  1. Die Immobilienwirtschaft hat das Tal der Tränen bereits überschritten. Der Ausblick ist grandios.
    Sieht man an der hervorragenden Performance der Hypoport. Da die Börse die Zukunft 6 -18 Monate voraus abbildet ist klar, daß dem Immobilienmarkt ein starker Aufschwung bevorsteht, sonst würde doch wohl niemand in einen Hypothekenvermittler investieren.
    Aber in Deutschland denkt man liebr in Katastrophenszenarien.
    Die eben nie eintreten.
    Was sollte da in 2023 nicht alles passieren?
    Verarmung, Blackout, Deindustrialisierung, Bankencrash, Arbeitslosigkeit usw.
    NICHTS davon ist eingetreten oder wird jemals eintreten.
    Die Crashpropheten werden sich für 2024 neue Märchen ausdenken müssen.

    1. Was für eine substanzlose Behauptung ohne faktische Kennzahlen mit Quellenangaben. Woher soll der Aufschwung kommen? Haben wir Steuersenkungen oder plötzlich massiv steigende Gehälter auf breiter Front? Eine Dümpelaktie als volkswirtschaftlichen Leading Indikator heranzuziehen ist schon mutig. Und das alles ohne empirische Beweise.

  2. Sehr guter und treffender Artikel…
    Als Bauträger und Finanzierungsmakler sammelten, analysieren wir für uns selber aus vorderster Front diese Erfahrungswerte seit den 2000er Jahren und für uns bestätigen sich schon seit gut zwei Jahren bis heute die nun real eingetretenen Folgeereignisse. Der Großteil der Bauträger und Entwickler war auf Droge, im Dauerrausch, viele neue und teils unerfahrene Akteure auch, jetzt die Bereinigung der voll abhängigen Nacktbadenden, die immer noch mehr nackt baden wollten, obwohl sie sich Badesachen hätten kaufen können! Nichtsdestotrotz, die Zeit wird am Horizont aber auch Chancen bieten, aber nur für die nationalen und international verblieben Akteure und zusätzlich Abstauber, wie Blackstone. Die Geschichte wiederholt sich, die Immobranche ist ebenfalls ein Frühindikator… wenn quasi letztendlich wörtlich Wolkenkratzer gebaut werden, ist die Risikobetrachtung nahe Null und es ist Zeit aufzuwachen und sich auf schlechte Zeiten vorzubereiten, auch wenn es dann unnötige Zeit und viiiiel Geld über die erzwungene Pause kostet, so wie jetzt. Das aktuell ist/war nur der Anfang, die Inkubationszeit. Jetzt wird‘s krank und hier kann dann nur noch der Staat massiv einschreiten (aber mit einfachen KfW-Förderdarlehen, Zuschüssen, Eigenheimzulagen, Familiendarlehen, Steuererleichterungen, Bauvorschriften was auch immer) um wenigstens die Schmerzen, weil irgendwo wohnen, arbeiten, einkaufen muss ein Steuerzahler doch immer, zu lindern, tut der Staat aber nicht… in Deutschland ist die Eigentümerquote jeher doch schon sowieso sehr niedrig, es ist Zeit, gerade jetzt! Ach, Moment mal… die KfW, der grüne Fördertopf fürs notwendige TeuerBauen ist schon wieder ausgeschöpft per heute, aber am 2. Februar (vielleicht) wird im Bundestag ja ein neuer verabschiedet.. dann macht die Branche bis hin zum notwendigen Energieberater halt mal bis zum 2. Februar verlängerten Weihnachtsurlaub, logisch, kann man sich ja anscheinend leisten. Wirklich, wie realitätsfremd kann man noch sein… dieses nicht gezielte, ideologisch getriebene und vor allem unzuverlässige Agieren kostet uns allen noch Kopf und Kragen, egal in welcher Branche… kommen die Zinsen runter, bringt das kurzfristig erstmal so gut wie garnichts, weil dieser unsägliche Vertrauensbruch erstmal ausheilen muss und/oder z.B. bei Selbstnutzern, also Leute die nach der erzwungenen Arbeitslosigkeit, vielleicht einen neuen Job finden erstmal in Probezeiten festhängen oder gar nur Zeitverträge erhalten nicht einen Cent für ein Darlehen von den Banken erhalten werden, ein großer Teil ist somit für nicht absehbare Zeit zum Mieten verdammt… und gebaut wird erstmal Garnichts, das Einzige was sich aufbaut sind fertige Planungen zur eigentlich notwendigen Bedarfsdeckung in der Schublade.. die Zündschnur ist dran, aber wann sie gezündet werden darf, das ist aktuell weit, weit, weit, weit weg…

    @ Herr Fugmann – weiter so, sie treffen genau den Nerv des für mich notwendigen Informationsflusses – was jeder daraus für sich macht und deutet steht auf einen anderen Blatt!

    1. @LuxOne, das ist ein Skanal, keine Frage.
      Aber das Graichen-Netzwerk hat der gesamten Bevölkerung massiv geschadet, und das durchaus verbunden mit Lobby-Interessen – das ist viel schlimmer aus meiner Sicht!

  3. @Claudio Kummerfeld
    So richtig schlau werde ich aus Ihren Artikeln und Analysen nicht. Mal kritisieren Sie Niedrigzinsen aufs Schärfste, weil sie zu Zombifizierung, Hyperinflation und explodierenden Baupreisen führen. Dann wiederum kritisieren Sie angemessene Zinsen wie derzeit, die über Jahrzehnte das Normalste der Welt waren, weil sie die bedauernswerte Baubranche ruinieren.

    Seien wir doch einmal ehrlich und benennen das Kind beim Namen: Die Baubranche hat sich die letzten 10 bis 15 Jahre aufs Unverschämteste bereichert, die Preise ins Utopische getrieben und sich zu einem Eldorado für moderne Goldsucher, einem nie dagewesenen Moloch aus Spekulanten und windigen Geschäftemachern aufgebläht.
    Bauherren und der Staat wurden geschröpft und ausgepresst wie Zitronen, das ganze Modell basierte auf riesigen Kreditsummen mit minimalen Zinsen und lautem, anhaltendem Geschrei nach immer neuen Fördertöpfen. Doch trotz aller paradiesischen Zustände gelang es der Branche nicht ansatzweise, ausreichend Wohnraum für eine bis zum Ukraine-Krieg stagnierende Bevölkerungszahl zu schaffen.

    Man beachte in dem Zusammenhang nur einmal die reinen Baugrundpreise, die mit Baumaterial, energetischen Anforderungen und Energiepreisen nicht das Geringste zu tun haben.
    https://www.immoverkauf24.de/immobilienverkauf/immobilienverkauf-a-z/grundstueckspreise/index.php?rex_media_type=default-webp&rex_media_file=preisindex-bauland.jpg

  4. Spielt zwar keine Rolle was ich sehe/denke… aber was beim Hypoportkurs gerade aktuell reininterpretiert wird entspricht meiner Meinung nach in keinster Weise der Realität und dem wahren Ausblick für 24, er beruht auf falscher und einseitiger Hoffnung… CEO Slabke braucht nicht nur günstige Zinsen… es Bedarf mehr als das.. zuverlässige Förderkulissen, Zuversicht, Vertrauen und ableitbare/erkennbare Sicherheitsaspekte wie z.B. Arbeitsplatzsicherheit der Antragsteller.. nur so entsteht wieder mehr ertragsreicher Antragstraffic in notwendiger Masse, da nützt es auch nichts, wenn immer mehr Vermittler/Pools angebunden werden die auch zwangsläufig kein Geschäft schreiben können… 2024 wird noch mal hart… mal sehen wann die Gewinnerwartung/Prognose dann wieder gekappt werden muss, denke schon in Q2/24… BestandsImmoPreise sind runtergekommen, fertiggestellter Neubau unterliegt auch mittlerweile Preisnachlässen, weil alles keine Abnehmer findet, Neubau zu teuer und macht kaum jemand, Banken immer restriktiver in der Vergabe und mehr Eigenkapitaleinsatz als in der Vergangenheit notwendig, Versicherungsmarkt auch gesättigt, Immobewertungen folglich auch rückläufig… frage mich wo hier das Volumen für den Umsatz herkommen soll… in sich gutes Unternehmen, aber nur bei optimalen ImmoWetterBedingungen, Restgeschäft dort ist Beifang und trägt/hilft aber hoffentlich/wenigstens durch in bessere Zeiten zu kommen… nach kurz long daher für mich jetzt eher kurz bis mittelfristig short.. und ich werd’s erfahren!

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