Immobilien

Blick nach Berlin Vorschau für Deutschland? Immobilienpreise steigen – Preisverfall war nur kurze Rally-Pause?

Die Immobilienpreise in Berlin steigen wieder. Die enorme Nachfrage trifft auf das begrenzte Angebot. So wird es auch bundesweit kommen?

Der für Deutschland wohl wichtigste Gradmesser für die Immobilienpreise, der Europace Hauspreisindex, war nach einer mehr als zehn Jahre laufenden Rally zuletzt 7 Monate am Stück rückläufig. Und dann im Februar sah man plötzlich wieder einen kleinen bundesweiten Preisanstieg. Nun kann man sich fragen, ob das schon die Wende am Immobilienmarkt ist, oder nur eine kurze Pause im Preisabsturz. Jüngst zeigten wir anhand von Preisen, Aufträgen für Neubauten und stark rückläufigen neuen Immobilienkrediten den Absturz am Immobilienmarkt. Aber sind die Immobilienpreise ein Sonderfaktor, der durch die enorm hohe Nachfrage und das nun begrenzte Angebot wieder Auftrieb erlebt? Schauen wir auf aktuelle Daten.

Immobilienpreise in Berlin steigen wieder – Druck zu groß

Der Berliner Wohnungsmarkt ist so angespannt, dass die stark gestiegenen Finanzierungskosten den längerfristigen Aufwärtstrend der Immobilienpreise offenbar nur kurzzeitig gebremst haben. Der Preis für den Kauf einer Neubauwohnung in Berlin ist im ersten Quartal 2023 um 0,8 % gestiegen, und hat damit den drastischen Rückgang des vierten Quartals 2022 teilweise wieder wettgemacht. Dies geht aus Zahlen hervor, die das Immobilien-Anzeigenunternehmen Immobilien Scout für Bloomberg News zusammengestellt hat. Ein Quadratmeter kostete im ersten Quartal durchschnittlich 6.093 Euro – rund das Doppelte von dem, was noch vor sieben Jahren fällig war.

Entwicklung der Immobilienpreise in Berlin

Der zehnjährige Boom bei Wohnimmobilien in Deutschland kam im vergangenen Jahr abrupt zum Stillstand, als die Europäische Zentralbank die Zinswende einläutete. Dadurch verdoppelten – und manchmal verdreifachten – sich die Hypothekenzinsen für Hauskäufer, was viele vom Markt verdrängte und die Immobilienpreise (Angebotspreise) bundesweit sinken ließ.

Bestandswohnungen sind in Berlin nach Angaben von Immobilien Scout das zweite Quartal in Folge günstiger geworden. Allerdings fiel der Rückgang mit 0,3 % nach einem Minus von 5,3 % im Vorquartal sehr gering aus, so dass auch hier mit einer baldigen Trendwende zu rechnen ist. Und wenn dies der Fall ist, dürfte sich die frühere Tendenz für die Immobilienpreise nach oben weiter fortsetzen. Ein Jahrzehnt niedriger Zinsen hat die Immobilienpreise in ganz Deutschland in die Höhe getrieben, aber nur an wenigen Orten war die Explosion so dramatisch wie in Berlin, wo Wohnraum notorisch knapp ist.

Berlin kämpft seit langem mit einem gravierenden Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Mietwohnungsmarkt. Nach Angaben des Senats mussten Anfang vergangenen Jahres in Berlin rund 26.000 Menschen in Notunterkünften schlafen, bei Freunden auf dem Sofa übernachten oder waren obdachlos. Einige Forscher gehen davon aus, dass die Stadt mehr als 100.000 Wohnungen bauen müsste, um den Bedarf zu decken.

Der Mangel an Wohnraum hat die Mieten und in der Folge die Immobilienpreise in die Höhe getrieben. Da die Inflation in jüngster Zeit Rekordhöhen erreicht hat, sind Vermieter versucht, die strenge Berliner Mietpreisbremse zu umgehen und noch mehr von den Mietern zu verlangen.

Auch Bloomberg erwähnt die Wende im Europace Hauspreisindex. Zitat: „Auch andere Marktquellen deuten darauf hin, dass sich der deutsche Wohnimmobilienmarkt bereits wieder auf dem Weg zurück in die Vergangenheit stetiger Preissteigerungen befindet. Der Europace-Hauspreisindikator, der die Entwicklung der Wohnimmobilienpreise in Deutschland abbildet, verzeichnete im Februar einen Anstieg gegenüber dem Vormonat und durchbrach damit eine Serie von sieben Rückgängen in Folge, die im Juli letzten Jahres begonnen hatte.“

Kommentar

FMW: Ist Berlin sozusagen das Vorbild für ganz Deutschland in Sachen Immobilienpreise? Gewiss, gerade hier ist das Angebot am Immobilienmarkt durch jahrelang falsche politische Weichenstellung verknappt worden. Und dem gegenüber steht eine enorm große Nachfrage nach Wohnraum, noch viel stärker als sonst wo in Deutschland. Aber diesen Trend gibt es auch bundesweit, wenn auch in etwas weniger stark ausgeprägter Form. Sehr viele Flüchtlinge drängen auf den Wohnungsmarkt, gleichzeitig bricht der Neubau an Wohnungen aufgrund der stark gestiegenen Zinsen ein. Dieses Missverhältnis könnte sich in weiter steigenden Preisen und auch Wohnungsmieten zeigen. Dann wäre der 7 Monate währende Absturz der Immobilienpreise nur eine winzig kleine Episode gewesen, bei vorher mehr als zehn Jahre lang massiv steigenden Preisen.

Die folgende Grafik zeigt seit 2016 die jahrelang ansteigenden Immobilienpreise (orange) im Vergleich zum EZB-Leitzins (blau). Ab Sommer 2022 stiegen die Zinsen schnell an, die Preise am Immobilienmarkt fielen. Aber ist die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage der Grund dafür, dass die Preise nun doch weiter steigen werden? Gut möglich.

Immobilienpreise und Leitzins im Vergleich seit 2016 Grafik: TradingView

FMW/Bloomberg

Wohnblocks in Berlin
Wohnblocks in Berlin. Photographer: Krisztian Bocsi/Bloomberg


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5 Kommentare

  1. Ich denke, die Menschen werden mit dem ihnen zur Verfügung stehende Geld zuerst dafür sorgen, dass sie ein Dach über den Kopf haben und genug zu essen haben.
    Ob dann noch die Heizkosten bezahlt werden können, ein Elektoauto finanziert werden kann, und die Mieterhöhung, nachdem die Heizung für die Wohnungen auf Wärmepumpe umgerüstet sind, und die Wärmedämmung auf den neusten Stand gebracht wurde, wird sich zeigen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Pingback: Meldungen & Nachrichten vom 12.04.2023 | das-bewegt-die-welt.de

  3. Leistungsträger sollten auswandern. Hier wird die Nachfrage absichtlich in die Höhe getrieben. Der Sozialstaat ist erledigt. Warum noch Zeit verschwenden um diesen Wahnsinn mit seinen Steuern weiterhin zu finanzieren. Da gibt es bessere Länder.

    1. @flipper

      Leistungsträger sind längst ausgewandert, zumindest mit ihren Konten und offiziellen steuerpflichtigen Erst-, Zweit- und Drittwohnsitzen. Was das allerdings mit Immobilienpreisen in Berlin zu tun hat, müssten Sie mir näher im Detail erläutern.

    2. Ich bin in Berlin aufgewachsen, jetzt 36 und aktuell schaue ich mich sehr aktiv nach einen neuen Job in der Schweiz und in den USA um. Meine Wohnung in sehr guter Lage mit Blick aufs Wasser werde ich in den nächsten Monaten verkaufen und dann gehts in eine neue Heimat. Es ist eine Beleidigung für alle Menschen mit Intelligenz, was hier seit Jahren in so vielen Bereichen abgeht. Der Wohnungsmarkt ist nur eines von vielen Symptomen in Deutschland.
      Es muss erst richtig krachen in Berlin/Deutschland, dass es wieder in die richtige Richtung geht – Marktwirtschaft. Es wird aber eher ein Schrecken ohne Ende werden und kein Ende mit Schrecken…

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