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Inflation: Geldpolitik für die Geschichtsbücher

Gelddrucken ohne Ende kann zur Inflation führen

Die jüngsten Daten der EZB offenbaren einen ungebremsten Anstieg der Geldmenge. Parallel dazu schießt die Inflation bei den Konsumentenpreisen nach oben. Der Leitzins verharrt dennoch unverändert bei null. Der Grund für diese historische Anomalie ist bis auf Weiteres unabänderbar.

Für die EZB ist die Inflation irrelevant

Heute Vormittag veröffentlichte die Europäische Zentralbank (EZB) die Daten zur Entwicklung der Geldmenge in der Eurozone. Das breit gefasste Aggregat M3 stieg im Juli um 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Im Vormonat lag die jährliche Expansionsrate noch bei 8,3 Prozent. Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Kremer, weist in seinem Tweet darauf hin, dass trotz des etwas moderateren Anstiegs immer noch zu viel Geld neu in Umlauf kommt.

Krämer spielt damit auf eine Gemengelage an, die historisch einmalig ist: Während die EZB ihre Bilanz im Rahmen ihrer Wertpapierkaufprogramme im Juli um weitere 90 Milliarden Euro aufblähte und gleichzeitig den Leitzins bei null und den Einlagenzins bei -0,5 Prozent beibehielt, schoss die Konsumentenpreisinflation auf ein 27-Jahreshoch und die Erzeugerpreisinflation sogar auf ein 46-Jahreshoch nach oben.

Und obwohl sich die Inflationsdynamik weiter fortsetzt – die Bundesbank rechnet bis Jahresultimo sogar mit einer Jahresrate von ca. 5 Prozent – druckt die EZB weiter Geld. In der ersten August-Woche durchbrach die Bilanzsumme der EZB die Marke von 8 Billionen Euro.

Grafik zeigt Bilanzsumme der EZB

Seit Jahresbeginn summiert sich der Ausstoß der digitalen Euro-Notenpresse damit auf über 1 Billion Euro. Daher verwundert es auch nicht, dass sich die Euro-Geldmenge M3 unabhängig vom Basiseffekt von Monat zu Monat weiter aufbläht (hellblaue obere Linie).

Grafik zeigt Geldmenge im Vergleich zu Inflation und Leitzins

Offiziell heißt es zur Bedeutung des Geldmengenaggregats M3: „Die Geldmenge M3 ist ein wichtiger Indikator für die monetäre Analyse, die den geldpolitischen Entscheidungen des Eurosystems zugrunde liegt“. Warum fährt die EZB bei einer jährlichen Inflation der Geldmenge M3 von 7,6 Prozent mit dem Gelddrucken fort? Immerhin expandiert die Wirtschaft der Eurozone aktuell mit einer zweistelligen Jahresrate (+13,6 Prozent im Q2´2021) und einem Quartalswachstum von über zwei Prozent. Die Preisinflation ist ebenfalls kein Grund für eine Fortsetzung der ultralaxen Geldpolitik. Im Gegenteil: Das primäre Mandat der EZB ist die Preisstabilität. Diese ist spätestens mit dem Hochschnellen der Güterpreisinflation in diesem Sommer nicht mehr gegeben. Da auch in den kommenden Quartalen die Inflation für die Konsumenten deutlich erhöht bleiben dürfte, müsste die EZB gemäß ihrem Mandat asap handeln. Doch die Inflation ist den „Währungshütern“ längst egal. Stattdessen wird das ohnehin willkürlich festgelegte Inflationsziel einfach aufgeweicht. Was nicht passt, wird passend gemacht.

Nach dem Motto: „Frech kommt weiter“ erdreistete sich die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel jüngst sogar dem erstaunten Publikum das Märchen von der Angst vor der zu niedrigen Inflation aufzutischen. Die Projektionen der Geldpolitiker sehen für 2022 lediglich eine Preissteigerungsrate von 1,5 Prozent für die Eurozone vor. Man darf gespannt sein.

Aber zurück zu den Gründen für die desperate Geldpolitik der EZB jenseits ihres Mandats. Hier spielt vor allem die ungelöste Schuldenproblematik in Süd- und Südwest-Europa eine entscheidende Rolle. Ohne die Anleihekaufprogramme der EZB wäre die Schuldenlast Griechenlands, Zyperns und vor allem Italiens nicht mehr tragbar. Die Eurozone und mit ihr die wunderbaren Karrieren und Privilegien der in großen Teilen korrumpierten geldpolitischen Entscheidungsträger wären am Ende.

Staatsverschuldung in der Eurozone in Relation zum BIP

Welche Werte wollte der Westen mit Waffengewalt in alle Welt exportieren? Gehörte dazu nicht auch die Unbestechlichkeit von Politikern und die Unabhängigkeit der Notenbanken? Man darf gespannt sein, wie die Geschichtsschreibung über den Anspruch westlicher Eliten als moralische Autoritäten urteilen wird – das gilt auch für die heute Verantwortung tragenden Geldpolitiker.



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3 Kommentare

  1. Pingback: *** Must-Read! Aktuelles vom 27. 08.2021 und „Deutschland reif für Rot-Rot-Grün“! | das-bewegt-die-welt.de

  2. DAS NENNT SICH MORAL HAZARD!
    TATBESTÄNDE :

    – BETRUG
    -ÜBERGRIFFIGKEIT
    -INDIREKTE KORRUPTION
    -DIEBSTAHL
    -VORSÄTZLICHE TÄUSCHUNG
    -ETC….ETC
    Das hat mit einem redlichen ehrbaren „Hamburger Kaufmann“ nichts zu tun.
    Eher mit einem „DROGENDEALER AUS SAN FRANCISCO“

    Und wie immer, alles vorsätzlich und aus niederen Beweggründen zur eigenen Vorteilsnahme.
    Und der BGH und EUGH stehen in einer Reihe daneben und lachen.
    Das ist die EU im Jahre 2021 in Wahrheit ! Eine Bande von Faschisten.
    Diese Mittel ,die heutzutage rund um den Globus schon benutzt werden müssen,sprechen Bände.
    Ob die ZB´s , Corona oder was auch immer ,die Handhabe ist immer identisch.
    Aber ,hey, everything is awesome . :-) :-)
    Go on ,nothing to see here !

  3. Pingback: Ackerland: Warum Ultra-Reiche wie Bill Gates investieren - finanzmarktwelt.de - Geld richtig investieren

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