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Inflation in den USA: Wo ist das Top?

Inflation USA der peak

8,4 Prozent Inflation bei den Verbraucherpreisen in den USA sollten es werden, zu 8,5 Prozent kam es – und trotzdem gingen die Aktien und speziell die Tech-Werte zunächst nach oben. Was sagt uns das? Dass man sich richtig vor den Zahlen gefürchtet hatte, abgesichert war, und die schlechteren Zahlen nicht zum großen Abverkauf führten.

Es war vermutlich die niedriger als erwartete Kerninflation, die mit plus 0.3 Prozent unter den Erwartungen (0,5 %) blieb. Schon wieder war die Rede von Peak Inflation, jedoch ist die Lage an der Inflationsfront ähnlich unvorhersehbar wie an den Aktienmärkten – zöge eine richtige Rezession nicht beides nach unten? Zum Ende des Handels überwog wieder die Vorsicht, die Doppelbelastung aus Wirtschaftsabschwächung und monetärer Bremse wird die Börsen nicht zur Ruhe kommen lassen.

Inflation bei 8,54 Prozent, ein neues 40-Jahreshoch

Was hatte man sich vor der Veröffentlichung der neuesten CPI-Daten des „Bureau of Labor Statistics“ geängstigt? Bei einem Überschießen der Erwartungen sahen einige einen Zinsschritt der Federal Reserve von 0,75 Prozent Anfang Mai – oder gar eine vorgezogene Straffung. Es wurde eine monatliche Steigerung von 1,2 Prozent mit einem weiter exorbitanten Anstieg von Energie mit 32 Prozent auf Jahressicht, aber auch mit 8,8 Prozent bei Lebensmitteln. Auch bei der Länge der Preisauftriebe war es die längste Periode seit 1982. Optimisten verwiesen aber sofort auf die Entwicklung bei den Ölpreisen im April, hierzu gleich mehr.

8,54 Prozent bei der Gesamtrate, 6,47 Prozent in der Kernrate (ohne Energie und Lebensmittel) – ein Chart „up to the Moon“!

Immer wieder wird die Zeit der Ölpreisschocks in den 1970/80ern als Vergleich herangezogen. Aber auch aus den langfristigen Charts wird eines erkennbar: Der Inflationsanstieg kommt in Schüben, bildet Spitzen aus, auch vor 40/50 Jahren. Die Preise können auf hohem Niveau bleiben, aber nicht der Inflationsanstieg.

Ganz einfach weil bei einem fortgesetzten Tempo bei der Teuerung den mit 15,8 Billionen Dollar verschuldeten Amerikanern das Budget ausgehen würde, die Inflation läuft in den USA schon den 12. Monat mit Inflationsraten von mindestens fünf Prozent.

Aber auch sehr schön erkennbar an dieser Grafik: ab April kommt es zum ersten Mal zur Auswirkung des sogenannten Basiseffekts im Jahresvergleich.

Hier wieder ein Blick auf die acht Komponenten des Consumer Price Index seit Beginn des 21. Jahrhunderts: Energie hat keine eigene Kategorie, ist aber in Transportation und Housing enthalten. Rechnet man diesen Preisfaktor heraus, wird seine Bedeutung für die Inflation klar. Hier könnte es für die USA mit den größten Preissteigerungsraten zu Ende sein. Zur Erinnerung: Ende Oktober 2020 kostete US-Öl 36 Dollar, ab November 2021 ging es von 60 Dollar an steil nach oben, das Hoch von 130 Dollar gab es vor fünf Wochen.

Von dieser Seite könnte es zum Basiseffekt kommen, aber jetzt stellt sich die Frage nach den Zweitrundeneffekten – der Lohn-Preisspirale, den Hauskosten, den Lebensmittelpreisen und Weiterem.

Die Frage ist wohl nicht, wann sich diese einstellen, sondern wie hoch sie ausfallen werden?

Die neuesten Preise an den Tankstellen in den USA

Mit vereinten Kräften – durch Freigabe der strategischen Ölreserven in mehreren Ländern – hat es US-Präsident Biden geschafft, die politisch so bedeutsamen Spritpreise um ein paar Cent nach unten zu bringen. Um acht Cent zur Vorwoche, da es für jeden Präsidenten in den USA in der jüngsten Zeit ein wesentliches politisches Ziel war und ist, Kraftstoffkosten tief zu halten. Man ist wieder unter der Fünf-Dollar-Marke. Nichts dokumentiert dem Bürger schneller das Fortschreiten der Inflation, als der tägliche Blick auf die Anzeigetafel der Tankstellen:

Auch bei den Ölpreisen ging es schon deutlich nach unten, aber:

Ist dies auf die politischen Anstrengungen zurückzuführen, mit dem Zusatzangebot von bis zu 180 Millionen Barrel Öl im nächsten halben Jahr, sondern ganz einfach Folge des Monster-Lockdowns in China?

Warum für ein halbes Jahr? Wann sind die Midterm Elections? Und schon wieder wären wir bei der Politik..

Fazit

Wann kommt Peak Inflation – und was wird sie auslösen? Der zwangsläufige inflationsbedingte Rückgang der Nachfrage in Koexistenz mit einer nach oben schießenden 10-jährigen US-Staatsanleihenrendite, als Benchmark für alle Verbraucherkredite, die schon bei 2,80 Prozent stand, die Hypothekenzinsen gar schon bei 5,08 Prozent (von 2,65 Prozent zu Jahresbeginn)?

Obwohl die Fed erst nur ein winziges Zinsschrittchen gemacht hat. Eine schwierige Frage, die wohl keiner beantworten kann. Hier ist nur der Faktor Ukraine-Krieg zu nennen. Was passiert nach einer Großoffensive der russischen Armee im Osten und Süden, sollte es dabei zu weiteren großen zivilen Opfern, zu Kriegsverbrechen kommen? Würde sich die Sanktionsspirale nicht ein deutliches Stück weiter drehen, hinsichtlich eines Öl/Gas-Embargos und was hätte dies für Folgen für die Weltmarktpreise?

Hinsichtlich der Notenbankpolitik könnte man es auch so ausdrücken: Die Fed war hinter der Kurve, bei der sich aufbauenden Inflation und sie wird es auch bei der Inflationsbekämpfung bleiben. Die Anzeichen für eine Rezession in den USA sind bereits überdeutlich, die Märkte haben den Zinsanstieg für dieses Jahr schon eingepreist, die Belastungen für die Kreditnehmer sind schon gestiegen.

Das ist eine zweifache Keule für den Konsumenten: Eine zu hohe Inflation und steigende Kreditkosten im Lande der Eine-Milliarde-Kreditkarten. Die Fed wird jetzt Vollgas geben bei ihrer Geldstraffung, aber sie wird dennoch nur „reagieren“ und nicht „agieren“ können. Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Börse werden à la longue ihre Maßnahmen bestimmen, auch nach den neuesten CPI-Daten.



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