Während die Märkte auf eine schnelle Entspannung an der Preisfront hoffen und auch darauf spekulieren, gehen Ökonomen davon aus, dass wir noch länger mit einer hohen Inflation leben müssen. Laut den von Bloomberg befragten Ökonomen bleibt die Inflation in der Eurozone bis 2025 über dem Ziel der EZB. Allerdings erwarten sie trotz des Kampfes gegen die Inflation keinen großen Wirtschaftseinbruch. Die Wirtschaft hat sich als widerstandsfähiger erwiesen als befürchtet und könnte sogar einer leichten Rezession entgehen.
Zuletzt kam es drei Monate in Folge zu einem Rückgang des Preisdrucks. Im Januar 2023 sind die Verbraucherpreise in der Eurozone gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,5 % gestiegen nach 10,6 % im Oktober, 10,1 % im November und 9,2 % im Dezember. Der Rückgang dürfte sich zwar fortsetzen, schon allein wegen der Basiseffekte, doch das 2%-Ziel der EZB dürfte frühstens 2025 erreicht werden.
Inflation: Verlangsamung ja, aber langsamer als erwartet
Die Verlangsamung der Inflation im Euroraum wird die Inflationsrate 2025 immer noch knapp über dem 2%-Ziel der Europäischen Zentralbank liegen lassen, so die von Bloomberg befragten Ökonomen.
Laut der Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen – der ersten, die diesen Zeitraum abdeckt – werden sowohl die Gesamtinflationsrate als auch die Kerninflation in diesem Jahr durchschnittlich 2,1 % betragen.
Die Kerninflation, die volatile Posten wie Energie und Nahrung ausschließt und der EZB derzeit besondere Sorgen bereitet, wird der Umfrage zufolge im ersten Quartal 2023 mit 5,2 % ihren Höchststand erreichen, bevor sie in den letzten drei Monaten des Jahres auf 3,6 % zurückgeht.
Die Projektionen geben einen Hinweis darauf, wie die neuen vierteljährlichen Prognosen der EZB aussehen könnten, wenn sie im nächsten Monat nach dem jüngsten wetterbedingten Rückgang der Erdgaspreise veröffentlicht werden. Die letzte Prognose vom Dezember sah eine Kerninflation von 2,4 % im Jahr 2025 vor, was die EZB dazu veranlasste, die aggressivste Zinserhöhungsphase ihrer Geschichte einzuleiten, um die Inflation zu bremsen.
Trotz anhaltender Inflationsgefahr keine Rezession?
Die europäische Wirtschaft hat sich angesichts des russischen Krieges in der Ukraine als widerstandsfähiger erwiesen als befürchtet und könnte sogar einer leichten Rezession entgehen. Die Befragten rechnen mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 % im ersten Quartal, gefolgt von einem Aufschwung. Der Umfrage zufolge wird das BIP im Jahr 2023 um 0,4 % und im Jahr 2024 um 1,2 % wachsen.
Deutschland ist die einzige der vier größten Volkswirtschaften des Euroraums, die in diesem Jahr schrumpfen wird, während Spanien das höchste Wachstumstempo verzeichnen wird.
Es wird weiterhin erwartet, dass die EZB ihren Leitzins von derzeit 2,5 % auf einen Höchststand von 3,25 % anheben wird. Dies beinhaltet eine weitere Anhebung um 50 Basispunkte im März, die die EZB-Beamten auf ihrer letzten Sitzung bereits angekündigt hatten, und eine weitere Anhebung um einen Viertelpunkt danach.
Die erste Zinssenkung ist nun für das zweite Quartal 2024 vorgesehen.
FMW/Bloomberg
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