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Aussagen aus März und von heute Lagarde irrt erneut komplett? Heiner Flassbeck über das rasche Ende der Inflation

Christine Lagarde will sich nicht erneut blamieren. Holger Flassbeck spricht über das Ende der Inflation und den aktuellen Fehler der EZB.

Zuerst lag die EZB völlig falsch, als sie die ab Herbst 2021 immer weiter ansteigende Inflation in der Eurozone einfach nicht wahrnehmen wollte. Obwohl die Zahlen ganz klar vorlagen und die Rate Monat für Monat weiter anstieg, sprach man nur von einem kurzfristigen Phänomen, es sei alles kein Problem. Auch das Argument des Ukraine-Kriegs als Preistreiber zählte irgendwann nicht mehr. Nun kompensiert die EZB offenbar über, und erhöht die Zinsen viel zu lange und zu stark – weil man sich nicht ein zweites Mal in der medialen Öffentlichkeit lächerlich machen möchte. Dazu hat der Experte Heiner Flassbeck auch neue sehr interessante Kommentare abgegeben.

Inflation auf dem Rückmarsch – Lagarde irrt erneut?

Schauen wir zunächst auf den folgenden TradingView Chart. Wir sehen seit 2019 die Entwicklung im Leitzins der EZB (blaue Linie). Seit Juli 2022 ist der Leitzins von 0,00 % auf letzte Woche 4,00 % angehoben worden (hier die Details). In orange sehen wir die Entwicklung der Inflation in der Eurozone – sie stieg bis zum Herbst 2022 in der Spitze auf über 10 %, um bis jetzt auf immer noch 6,1 % zurückzukommen. Dazu sehen wir in türkis die Entwicklung der Erzeugerpreise in der Industrie der Eurozone. Die jährliche Steigerungsrate von +43 % im letzten Herbst ist bis jetzt auf +1,0 % gesunken. Ebenso sind die deutschen Erzeugerpreise (gelb) auf +1,0 % zurückgekommen. Und die deutschen Importpreise waren im April sogar schon um 7,0 % rückläufig (lila). Geht man nach diesen Vorlaufindikatoren, müsste die Inflation demnächst weiter spürbar fallen. Aber die EZB will die Zinsen noch weiter anheben – und richtet damit Unheil an, das gar nicht mehr nötig wäre? Das wäre gut möglich!

Entwicklung der Inflation in der Eurozone im Vergleich zu mehreren Indikatoren

Heiner Flassbeck sprach schon vor drei Monaten vom Inflationsende

Der Ökonom Heiner Flassbeck hatte im März gesagt, in 3 Monaten werde die Inflation verschwunden sein (hier das Video dazu). Und heute, 3 Monate später, zeigen zahlreiche Vorlaufindikatoren in der Tat bereits deutlich deflationäre Tendenzen. Hatte Heiner Flassbeck also recht? Aktuell sagt er im Interview mit biallo (siehe folgendes Video) zum Ziel der EZB, die Inflation bis zum Jahr 2025 wieder auf 2 % zu senken, dass sie schon wieder völlig falsch liege.

EZB lag völlig falsch und will sich kein zweites Mal blamieren

Und es ist auch interessant zu hören, warum die EZB laut Holger Flassbeck völlig falsch liegen soll mit einer Inflation, die angeblich noch zwei Jahre brauchen soll für diesen Rückgang. Der nach vorne gerichtete Preisdruck ist laut Holger Flassbeck überhaupt nicht mehr vorhanden. Die Zinsen weiter zu erhöhen, sei völlig falsch. Aber: Es sei der EZB nun mal peinlich, dass sie die Inflation hat überhaupt nicht kommen sehen, und wolle deswegen dieses Mal kein Risiko eingehen, und die Inflation zu stark bekämpfen. Die Inflation falle derzeit viel schneller, als er selbst es erwartet habe, von daher werde das Ziel sehr schnell erreicht werden.

Inflation: Kein Druck von den Lohnsteigerungen

Es habe einen einmaligen Preisschub gegeben, und der sei jetzt zuende, und werde sich in niedrigen Zuwachsraten ausdrücken. Die Dynamik der Preisentwicklung ist laut Heiner Flassbeck eindeutig nach unten gerichtet, sogar in den negativen Bereich. Ansprechen tut er in dem Zusammenhang auch die Vorlaufindikatoren. Die hohen Lohnsteigerungen werden seiner Aussage nach noch nicht weitergegeben, sonst würde man dies bereits bei weiter steigenden Erzeugerpreisen sehen. Die Lohnsteigerungen seien auch nur ein einmaliger Effekt.

„Politik läuft blind in die Rezession“

Durch immer höhere Zinsen verschärft die EZB die Rezession? Gut möglich, denn es ist klar, dass Veränderungen beim Leitzins erst mit mehreren Quartalen Verzögerung auf die Realwirtschaft wirken, vielleicht sogar erst nach einem ganzen Jahr. Wenn sich die Rezession jetzt verschärft, werden dann die Leitzinserhöhungen der EZB aus den letzten Monaten die wirtschaftlichen Probleme in Europa Ende 2023 und Anfang 2024 noch verschlimmern? Das wäre ein denkbares Szenario. Holger Flassbeck ist sehr pessimistisch für die Konjunktur. Nicht nur die EZB mit ihren Zinserhöhungen, sondern auch der sparsame Bundesfinanzminister Lindner würde negativ wirken. Die Industrie-Indikatoren (-9,9 % Auftragseingänge im April) seien katastrophal.

Kommentar

Mit seinem Szenario kann Heiner Flassbeck durchaus Recht haben. Erst mit „Verzögerungszünder“ kann man in der Realwirtschaft sehen, wie sehr negativ die kräftig erhöhten Zinsen wirken. Und Frau Lagarde ist derzeit extrem darauf bedacht die Zinsen immer weiter anzuheben, es sei noch viel zu tun um die Inflation zu bekämpfen. Ob die Rezession in Europa wirklich viel deftiger ausfällt, werden wir erst ein einigen Monaten wissen. Und die jetzt weiter erhöhten Leitzinsen der EZB könnten dann immer weiter verschärfend wirken.



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22 Kommentare

  1. Die Hyperinflationspropheten sehen sich plötzlich einer Disinflation gegenüber.
    Es kommt eben doch oft anders…

    1. Heiner Flassbeck hat aus meiner Sicht genauso wenig Verständnis von der Ökonomie wie Frau Lagarde

  2. Die Inflation wurde als Deckmantel für steigende Zinsen geschaffen.Der wahre Grund ist durch steigende Zinsen die Wirtschaft zu crashen, das dann noch durch „panische Zinssenkungen“ verstärkt wird. Wie sagt doch „Klausi“ vom WEF „Great Reset“ intelligent in den Wirtschaftscrash, damit die Bevölkerung,die kommenden „traumhaften“ Vorschläge auch akzeptiert.

    1. Das ist natürlich eine krude Verschwörungstheoretie, welche mit der Realität rein gar nichts zu tun hat. Die Inflation ist den steigenden Rohstoffpreisen in Folge des Ukrainekriegs geschuldet. Die Aufgabe der EZB ist es die Inflation bei etwa 2 Prozent zu halten. Ich möchte nur wissen, was es den Menschen bringt ständig solche verrückten Theorien zu verbreiten

      1. Wenn Sie den Verlauf der Preissteigerungen sehen, dann werden Sie feststellen, dass die Energiepreise sogar vor dem Ukrainekrieg gestiegen sind. Der Ukrainekrieg hat es verschärft jedoch war der Trend schon deutlich vorher da. Die 2% sind nur eine „Scheinaufgabe“ der EZB, die eigentliche Aufgabe ist es den Euro zu retten, wie lang können sich Italien/ Spanien und Frankreich 4% Zinsen leisten? Wieso fährt Japan mit der Nullzinspolitik noch einigermaßen gut? Ich denke Herr Flessbeck hat nicht ganz unrecht!

  3. Wirtschafts- Azubi

    Der milde Winter hat die Energiepreise gedrückt.Der jetzige Rückgang der Energie ist eine sichere Basis für die nächste Aufwärtswelle und der Doktor sollte wissen ,dass die Gesundheitskosten mit Nachholbedarf und stark nachlaufend auch noch Spuren hinterlassen werden.10 Jahre Gelddruckorgie wird nicht so schnell verdaut sein.
    @ Wüstling, bei 8% Inflation eine zögerliche Zinserhöhung auf 4% panisch zu nennen ist nur lächerlich.
    Wüstling und der Schönredner Schönling beweisen einmal mehr ihre gravierende Unkenntnis von Wirtschaft.

    1. Volle Zustimmung!

  4. Aus welcher Anstalt ist dieser Flassbeck entflohen? Italien hat zuviel gespart ? Lindner spart auch zuviel ? Die zukünftigen Lohnsteigerungen sind auch schon in den Erzeugerpreisen enthalten.Wirtschaftsfremd auf höchstem Niveau, als Deutscher würde ich mich schämen am Unsinn dieses Pausenclowns. Das einzige was stimmt ist ,dass die Rezession die Teuerung bremst, aber zuerst braucht es diese Rezession.

    1. Obwohl ich kein Finanzexperte bin, gebe ich Ihnen recht. Es war vorher abzusehen, dass das alles nichts mit dem Krieg zu tun hat.
      Die Verzögerung, wie Herr Flassbeck beschreibt, kann nach der Null-Zins-Politik und den Anstieg der Leitzinsen genau den Effekt erzielen, den „Klausi“ will. Die Pleiten des Mittelstandes gehen jetzt schon in die Höhe und die Megakonzerne brauchen nur noch zu ernten.
      Great Reset und dunkel im Raum.
      Warum nur in den letzten zweieinhalb Jahren, eine Verwöhrungstheorie nach der anderen sich als war herausgestellt hat?
      Weil soetwas nur Einzelperson/gruppen sehen können und Schwarmintelligenz unter Menschen eine Utopie bleibt.
      Leider verhärten sich dann immer nur die Fehlinformationen in der Gesellschaft.
      Ist normal und wird noch Jahrhunderte dauern, bis die Masse damit klarkommt.

    2. Absolut, Flassbeck ist ein Totalversager ein eitler Schwätzer.

  5. Flaschbeck - Schutzpatron von MMT

    Die SNB als gutes Beispiel ? ? Die SNB hat zwar mit dem gedruckten Geld Währungen und Anlagen gekauft und in 2022 132Milliarden Verlust gemacht. ( ça. 10% der Bilanz ) Unterschied, die EZB hat gedrucktes Geld für stark fallende Anleihen ausgegeben und somit viel grössere Verluste zu verzeichnen

  6. Nach dem Gewinn der „güldenen Ketchup-Flasche“ kann man Heiner sowieso nicht mehr ernst nehmen…🤣

  7. Ich teile für einmal die Meinung von FMW nicht.Die Übertreibung bei der Erzeugung der Inflation kann nur mit einer Übertreibung auf der Gegenseite bekämpft werden. Der Ex. SNB Präsident und heutiger Vice bei Blackrock ist gut informiert und hat dies heute auf CNBC in dem Sinne gesagt.Dies könnte eine Warnung an die Bullen sein .

  8. @FMW
    Sie berufen sich doch so gerne bis fast ausschließlich auf die Quelle Bloomberg.
    Was halten Sie von folgender Nachricht, warum wird die nicht publiziert?
    „90 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage der Finanzagentur „Bloomberg“ unter Hunderten Investoren sind überzeugt, dass Unternehmen in den USA und Europa seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 ihre Preise über ihre eigene Kostenbasis hinaus erhöht haben.“
    https://www.n-tv.de/wirtschaft/Profitgier-von-Konzernen-treibt-die-Preise-article24187307.html

  9. Wer denn nun – Heiner Flassbeck oder Holger Flassbeck? ;)

  10. Ob Holger oder Heiner, Herr Flassbeck hat vollkommen Recht. Die Wirtschaft hat sich nach der Corona Krise noch nicht vollständig erholt. Die Zinspolitik der EZB bewirkt schon jetzt eine eindeutige Rezession. Wenn man sich die Grafik ansieht, dürfte das jetzige Zinsniveau vollkommen ausreichen um die Wirtschaft zu bremsen. Nachdem die Inflation ein multifaktorielles Geschehen ist, finde ich es naiv zu glauben, dass ein „Hebel“/eine Maßnahme ausreicht um sie zu bremsen. Jetzt werden viele protestieren aber es muss auch überprüft werden ob jede Preissteigerung gerechtfertigt ist. Wenn man sich die Gewinne der Öl-Konzerne ansieht, die nicht gerechtfertigt zu hohe Preise verlangt haben, glaube ich schon, dass da einiges an „Preis-Bremsung“ zu holen ist

  11. Auch interessant, Bericht auf Investing.com de.
    Blackrock erwartet höhere Zinsen für länger und
    Fake Rallye ist eine tickende Zeitbombe.

  12. Diese Bombe wird eine Bombe

    Fake Rallye ist eine tickende Zeitbombe, kurz gesagt, durch Optionen = Wetten werden Aktien mit Riesenvolumen auf ungeahnte Höhen getrieben. Wenn ein Ereignis eintritt und diese Volumen nur noch verkauft werden möchten, wird es ein noch nie erlebtes Blutbad geben.
    Fazit: Optionen und Futures hatten einmal die Funktion von Absicherungen, heute bestimmen sie die Märkte kurz und mittelfristig.
    Der Zweck der Absicherung ist somit hinfällig, da sie nur die Ausschläge in beiden Richtungen verstärken.Ein weiteres Instrument um die kleinen privaten Anleger abzuzocken, wie wenn die Nullzinspolitik die Masse nicht schon genug geschädigt hätte.Die Sache wird nicht gut enden.Ich bereite mich auf jeden Fall auf eine grössere Korrektur vor,auch wenn die Bombenleger sie die Fallhöhe noch höher schrauben.

  13. Obwohl ich selber Betriebswirtschaft studiert habe, halte ich mich stets auch an meine Erfahrungen und meine Intuition. Fakt ist: Mit Einführung der Geldwirtschaft (siehe FED, EZB, Börsen, Globalisierung, Zentralbanken usw.) unterliegen wir einer permanenten Manipulation durch die Medien, die Finanzwirtschaft, die Politik, deren getarnten und zwielichtigen Organisationen und Lobbyisten und ihrer schier unerschöpflichen „Experten“ und Glaubensgurus, welche unentwegt unter irgendwelchen Steinen hervor kriechen. Ausnahmslos alles kann und wird bei Bedarf manipuliert…..Kriege, Crashs, Pandemien, Systemwechsel, Wahlen, Preise, Meinungen, Statistiken, Wirtschaft, usw., usw. Es ist mühsam, sich durch all diese Geflechte und Strukturen durchzuarbeiten. Diese Lebensweise der Menschheit ist darauf ausgerichtet, sich selbst zu zerstören. Aufhalten lässt sich das nur noch durch eine konsequente Umkehr dieser Entwicklung. Dieser notwendige Schritt zurück, zu den wahren Werten des Lebens, wäre einer wahrer Fortschritt für den gesamten Planeten. Dieses System muss und wird kollabieren und alles in den Abgrund reißen. Alle freien Menschen dieser Welt können und müssen das aufhalten.

  14. @Herr Krieger: Von einem ausgebildeten BWL hätte ich eine nüchternere Antwort erwartet, als dieses „Ich verstehe die Welt nicht, also ist sie manipuliert“. Wer soll denn was und wie lang manipulieren?

    Geld ist eine Modellierung der Realität oder eine Metrik für wirtschaftliches Verhalten (in der Zukunft). Modelle sind halt immer ungenau, aber besser ein ungenauer Maßstab zur Hand als gar keiner. Evolutionäre Systeme versuchen die zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal für sich zu nutzen. Sie sind daher a priori manipulationsresistent weil eine Manipulation in der Erwartung der anderen Spieler enthalten ist. Sie ist sozusagen schon Teil der Spielregeln und der Überlebensstrategie.

  15. Inflation hat nicht fertig

    Die SNB hat heute die Zinsen wegen Inflationsangst weiter erhöht.Obwohl in der CH die Inflation nur ca,2%beträgt erwarte man im Herbst schon die zweite Erhöhung der Stromkosten und der Krankenversicherer. Schön naiv und lächerlich wenn Länder mit über 8% Inflation schon den Sieg über die Inflation verkünden.Bei Zwermann Analyse gibts eine wunderbare grafische Aufzeichnung wie die Obergescheiten über lange Zeit die Inflation missachteten.Jetzt wird die Rechnung präsentiert

  16. Das Finanzsystem ist einfach am Ende…wie man es dreht und wendet.

    Selbst Japan kriegt nun Inflation ! Japan, das Land der Deflation !

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