Anleihen

Zinswende der EZB zeigt Wirkung Lindner´s Problem: So dramatisch steigen die Zinskosten für die Bundesschuld

Der Anstieg der Zinskosten auf die gesamte Bundesschuld ist dramatisch. Christian Lindner hat deswegen wohl stetig weniger Spielräume.

In Zeiten von Null- und Negativzinsen konnten sich die Staaten in der Eurozone zu traumhaft günstigen Zinsen neu verschulden. Diese schöne Welt ist längst vorbei, und damit steigen auch die Zinskosten rasant an. Das wird in der Realität immer mehr zum Problem für Bundesfinanzminister Christian Lindner. Denn je mehr er aus dem Bundeshaushalt einplanen muss für die Begleichung der laufenden Zinskosten für die gesamte Bundesschuld, desto weniger Geld ist da für andere Ausgaben.

Und da reden wir nicht von Kleinigkeiten. Aktuelle Daten zeigen die dramatische Dimension. Das Bundesfinanzministerium meldet aktuell laut der Barkow Consulting Netto-Zinskosten in Höhe von 4,7 Milliarden Euro – nur für den Monat August 2023. Die Nettozinsausgaben für Januar bis August 2023 belaufen sich auf insgesamt 38,6 Milliarden Euro, was einen Anstieg von 106 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet! Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung seit dem Jahr 2011. Nach der rosa-roten Zeit der Niedrigzinsen, wo man sogar Zinsüberschüsse erzielen konnte (blaue Balken), ist man jetzt wieder deutlich im negativen Bereich.

Ausgaben für Zinsen des deutschen Staates seit 2012

Im folgenden TradingView Chart sehen wir seit dem Jahr 2018, wie sich der Leitzins (orange) entwickelt hat. Die EZB hat ihn in den letzten 14 Monaten von 0 % auf 4,5 % angehoben. Entsprechend sprang auch die Rendite für zehnjährige deutsche Staatsanleihen (blaue Linie) an, von Niveaus um die 0 % Anfang 2022 bis heute auf 2,74 %. Und wenn die Zinsen erst einmal länger auf hohem Niveau bleiben, werden die Zinskosten für Christian Lindner immer weiter zunehmen. Denn alte Anleihen mit beispielsweise 2 oder 5 Jahren Laufzeit, die zu viel niedrigeren Zinsen begeben wurden, laufen nach und nach aus – sie müssen durch neue Anleihen mit viel höheren Zinskupons ersetzt werden.

Vergleich von EZB-Leitzins mit deutschen Anleiherenditen seit dem Jahr 2018



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