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Gutes Chance-Risiko-Verhältnis Lockdown-Ende in Hongkong: Startschuss für Rally des Hang Seng?

Hongkong Hang Seng Rally

Die China Construction Bank und Invesco erwarten eine nachhaltige Erholung für den Hang Seng Index nach dem Ende des Lockdown in Hongkong.

Analysten-Prognosen treffen selten zu, trotzdem gibt es sie tagein tagaus, und manchmal sind wirklich lesenswert. Wie die Analysen von Invesco, einer amerikanischen Fondsgesellschaft und der Investment-Abteilung der China Construction Bank (CCB). Diesmal geht es um den Hang Seng Index und der gewagten Prognose, dass der Index seinen Abwärtstrend mit Ende des Lockdowns verlassen und zu einer nachhaltigen Erholung ansetzen könnte. Der Hang Seng Index hat seit Jahresanfang knapp 24 Prozent verloren, das entspricht immerhin einer Vernichtung von 1,3 Billionen US-Dollar an Marktkapitalisierung.

Hang Seng: Ende der Reisebeschränkungen in Hongkong Startschuss für die Rally?

Der Chief Executive von Hongkong, John Lee Ka-Chiu, hatte letzte Woche ankündigen, dass die Stadt die obligatorische Hotelquarantäne für einreisende Besucher abschaffen und die derzeitige dreitägige Hotelquarantäne durch eine siebentägige Heimüberwachung ersetzen wird. Lee hatte in einer Pressekonferenz am letzten Dienstag angekündigt, dass die Stadt einen geordneten Ansatz zur Lockerung der Reisebeschränkungen verfolgen werde, ohne einen bestimmten Zeitplan anzugeben, wie die South China Morning Post jüngst berichtete. Nun sind Anfang der Woche ein Großteil der restriktiven Covid-Maßnahmen weggefallen.

„Der umfassende Politikwechsel nach mehr als zweieinhalb Jahren wird das Vertrauen der Anleger in die Wirtschaft wiederherstellen und die Stadt wieder auf die Beine als Finanzzentrum bringen,“ so der Analyst der Chinese Construction Bank International (CCB), während man bei Invesco eine Erholung in den tourismusnahen Sektoren sieht, die von den Covid-Ausbrüchen besonders betroffen sind. Denn Hongkong ist seit mehr als zwei Jahren weitgehend vom Rest der Welt isoliert und steht unter Quarantäneauflagen, die erst jetzt von sieben Tagen auf drei Tage gelockert wurden – und Anfang 2022 bei 21 Tagen standen.

Cliff Zhao, Analyst bei CCB International Hongkong, äußerte sich in einem Interview sehr optimistisch: „Die Aktien in Hongkong werden sich nachhaltig erholen, mit der Verbesserung sowohl des internen als auch des externen Umfelds. Die Vereinbarung (Lockerung des Lockdown) wird der Erholung der lokalen Wirtschaft förderlich sein, die Position Hongkongs als globales Finanzzentrum festigen und das Vertrauen in die Aktien Hongkongs stärken.“

Hang Seng Index fällt auf 10-jahres Tief

Aktuell ist davon noch nicht viel zu spüren. Der Hang Seng-Index ist, wie viele andere großen Aktien-Indizes, in der letzten Woche auf neue Jahrestiefs gefallen, beim Hang Seng Index war es sogar ein 10-jahres-Tief, wie der aktuelle Monats-Chart hier zeigt:

Hang Seng Hongkong Rally

Der Aktienmarkt in Hongkong bekommt seit Anfang des Jahres aus unterschiedlichsten Richtungen Gegenwind. Die Politik Chinas, seine großen Technologiekonzerne mit regulatorischen Maßnahmen zu bedrängen, hat die in Hongkong gelisteten chinesischen Technologiewerte stark unter Druck gesetzt. Die aus dem Ruder laufende geopolitische Risiken, die Krise am chinesischen Immobilienmarkt und die Straffung der Geldpolitik durch die FED sind weiteres Gift für den Aktienmarkt in der ehemaligen britischen Kolonie gewesen. Der Hang Seng Index weist daher mit die schlechteste Performance aller asiatischen Aktienindizes für dieses Jahr aus.

Der Markt in Hongkong gilt als der drittgrößte Markt Asiens, der Wert des aus 73 Einzelunternehmen zusammengesetzte Hang Seng Index beläuft sich auf ca. 1,5 Billionen US-Dollar. Der gesamte Markt in Hongkong wird auf ca. 4,9 Billionen US-Dollar geschätzt. David Chao, der Analyst bei Invesco in Hongkong, sieht zwar in der Aufhebung der Lockdowns einen „bedeutenden Katalysator“ für die Investoren in Hongkong, er bleibt aber vorsichtig bei chinesischen Technologieaktien. „Sie sind noch nicht durch die regulatorischen Wälder hindurch und befinden sich noch in der Konsolidierungsphase“, sagte Chao und fügte hinzu: „Aber die Aktien werden mit einem erheblichen Abschlag gegenüber ihren US-amerikanischen und anderen Konkurrenten gehandelt. Die Bewertungsniveaus sind im Moment recht attraktiv.“

Leitzinserhöhung Gift für den Aktienmarkt in Hongkong

Die wichtigsten Geschäftsbanken der Stadt, darunter HSBC und Bank of China Hongkong, erhöhten letzten Freitag ihre Leitzinsen um 12,5 Basispunkte, nachdem die Währungsbehörde Hongkong Monetary Authority (HKMA), also die Zentralbank Hongkongs, ihren Leitzins am Donnerstag auf ein 14-Jahres-Hoch von 3,5 Prozent angehoben hatte. Die Geschäftsbanken hatten seit März dieses Jahres darauf verzichtet, auf die vorherigen vier HKMA-Erhöhungen zu reagieren, die im Gleichklang mit den Zinsschritten der Federal Reserve standen.

Ein vergleichbarer Zinsschritt der Geschäftsbanken in Hongkong im September 2008 führte in den Folgemonaten zu einem Einbruch im Hang Seng Index von 11 Prozent. Auf Dreimonatsbasis fielen nach der Zinserhöhung alle Sektoren bis auf den Versorgungssektor, wobei Finanzwerte und Immobilienentwickler 8,1 Prozent bzw. 0,8 Prozent verloren, während der Hang Seng Index um 8,2 Prozent sank.

„Kurzfristig werden sich Risikoanlagen wahrscheinlich unterdurchschnittlich entwickeln, da das erhöhte Rezessionsrisiko von den Anlegern weiter eingepreist wird,“ ergänzte David Chao, Analyst bei der Fondsgesellschaft Invesco in Hongkong. Aber laut einer Berechnung liegt der aktuelle Wert des Hang Seng Index knapp 27 Prozent unter seinem rechnerischen Buchwert, auch das ist ein Rekordabschlag.

Somit könnte das Abwärtspotential begrenzt sein. Vielleicht kommt es ja noch in diesem Jahr zu der lang ersehnten Kurserholung – zumal Chinas Machthaber Xi Jinping im Umfeld des am 16.Oktober startenden Volkskongress offenkundig kein Interese an fallenden Aktienmärkten hat. Es ist als nicht nur die Lockerung des Lockdown, das hier für ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis sorgt..

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