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Warum der Materialmangel sich noch massiv verstärken könnte

Rauchende Schornsteine

Der Materialmangel in der deutschen Industrie nimmt zu, und wird sich in den nächsten Monaten wohl noch weiter verschärfen. Aber warum? Zunächst mal aktuelle Zahlen vom ifo-Institut. Der aktuellsten Umfrage nach beklagen 81,9 Prozent (74,4 Prozent im November) der Firmen Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen. Das ist laut ifo ein neuer Rekordwert beim Materialmangel. Die Situation in der Industrie sei paradox. Die Auftragsbücher sind voll – aber der Materialmangel erlaube es den Unternehmen nicht ihre Produktion entsprechend hochzufahren.

Gaspreis und Strompreis sorgen wohl für Zunahme beim Materialmangel

Wenn Strompreis und Gaspreis explosionsartig ansteigen, müssen die Produzenten von energieintensiven Waren diese höheren Kosten an ihre Kunden weiterreichen. Geht das nicht, fährt man seine Produktion runter. Dieses Szenario scheinen wir derzeit vermehrt zu sehen. Der deutsche Großhandelspreis für Strom hat sich alleine in den letzten Tagen verdoppelt (siehe folgender Chart). Auch der Großhandelspreis für europäisches Gas hat sich im Dezember verdoppelt. Und dank sich leerender Lager und wenig Lieferung aus Russland könnte der Gaspreis weiter steigen. Dies wirkt sich nun immer deutlicher auf den Materialmangel in der Industrie aus, und damit letztlich auch (mit Zeitverzögerung) auf die Verfügbarkeit von Gütern für die Endverbraucher.

Europas größte Metallhütte „Aluminium Dunkerque Industries France“ hat laut jüngsten Berichten in den letzten Tagen wegen der hohen Strompreise seine Produktion teilweise gedrosselt. Der rumänische Düngemittelhersteller Azomures stellte seine Tätigkeit vorübergehend ein, weil sich viele Landwirte die gestiegenen Preise nicht leisten können. Und so könnte man noch weitere aktuelle Beispiele anführen. Aktuell mag man das als Verbraucher noch nicht merken – aber mit Verzögerung in den nächsten Wochen und Monaten könnten die Folgen sichtbar werden.

Eine lange Ereigniskette mit dem Ausgangspunkt bei den Energiepreisen

Wo es jetzt schon Materialmangel gibt, wird er sich durch die hohen Gas- und Strompreise noch verstärken, weil Industrieunternehmen ihre Produktion runterfahren. Damit fehlen in den Lieferketten demnächst noch mehr Vorprodukte, und dann in der Folge noch mehr Endprodukte in den Geschäften. Noch weiter steigende Preise könnten logischerweise die Folge sein. Es ist eine Ereigniskette, die ihren Ursprung hat in der seit Wochen zunehmenden Knappheit bei Brennstoffen, vor allem bei Gas. Der Konflikt des Westens mit Russland sorgt offenbar dafür, dass Gazprom derzeit viel zu wenig Gas nach Europa pumpt. Einen seit Jahresanfang um 800 Prozent (!) gestiegenen Gaspreis können die Industrieunternehmen nun mal nicht in allen Fällen 1 zu 1 an ihre Endkunden weiterreichen, siehe die Düngemittelproduzenten und ihre Endabnehmer, die Landwirte. Auch hier drohen sinkende Ernten, und damit steigende Preise für die Verbraucher.



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1 Kommentar

  1. Was kostet dann die Pizza vom Groß-Hersteller mehr? Die maschinell aus im Preis verdoppelte Grundstoffe hergestellt wird, ins Schock- Kühllager kommt, nach LIDL transpotiert werden muss, dort weiter gekühlt wird, und mit erhöhtem Mindestlohn der Mitarbeiter zum Verkauf gebracht wird?

    Viele Grüße aus Andalusien
    Helmut

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