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Ölpreis-Anstieg? Top-Organisationen sehen Nachfragewachstum

Rosige Aussichten für den Ölpreis? Drei wichtige Organisationen sehen für die nächsten Monate ein starkes Nachfragewachstum nach Öl.

Steht der Ölpreis vor einer neuen Rally? Gerade am Ölmarkt sind schnelle Richtungsänderungen und Stimmungsänderungen der Marktteilnehmer möglich, aber beim Blick auf die Nachfrageseite nach Rohöl ist ein Rally-Szenario denkbar. Der folgende Chart zeigt den Verlauf im amerikanischen WTI-Ölpreis seit Anfang 2023. In den letzten drei Wochen sah man einen Preisauftrieb im WTI-Öl von 73 auf jetzt über 81 Dollar, beim europäischen Brent-Öl ging es entsprechen auch aufwärts.

Chart zeigt Ölpreis-Verlauf seit Anfang 2023

Ölpreis vor größerem Aufwind? Steigende Ölnachfrage voraus

Auf der einen Seite kürzen die OPEC-Staaten zwar ihre Fördermengen, wollen aber ab Herbst diese Kürzungen schrittweise zurücknehmen. Aber man ist flexibel, und will seine Maßnahmen gegebenenfalls anpassen. Ist die Nachfrage nach Öl also die nächsten Monate zu schwach, könnte auch die OPEC entscheiden, weniger Öl zu fördern – damit der Ölpreis nicht wieder kräftig verliert. Aber vor allem die folgende Grafik spielt denjenigen in die Hände, die optimistisch sind für weitere Preisanstiege.

Bloomberg zeigt in der folgenden Grafik die Prognosen von drei global viel beachteten Organisationen am Ölmarkt. Da wäre die US-Energiebehörde „Energy Information Administration“ (EIA), die Internationale Energie-Agentur (IEA), und das große Öl-Kartell OPEC. Alle drei zeigen in ihren Prognosen für die nächsten Quartale einen Anstieg der Ölnachfrage. Für den Ölpreis wäre das bullisch. Aber man muss auch immer bedenken: Den Profi-Anlegern liegen diese Informationen ja auch längst vor, eine gewisse Euphorie über eine erhöhte Nachfrage nach Öl wurde also bereits in den letzten Wochen eingepreist.

Aber für Öl-Bullen kann die Chance darin liegen, dass die Profi-Anleger dem Szenario eben noch nicht so wirklich über den Weg trauen. Steigt die Nachfrage im zweiten Halbjahr wirklich kräftig an, gibt es dann realen Nachfragedruck am Markt für Rohöl? Dann könnte der Ölpreis weiter ansteigen. Dazu schrieb Bloomberg gestern: „Alle drei großen Öl-Prognose-Agenturen – die IEA, die US EIA und die OPEC – gehen davon aus, dass die Ölnachfrage im zweiten Halbjahr 2024 stärker steigen wird als im ersten Halbjahr. Aber das ist auch schon alles, was ihre Einigkeit ausmacht. Die OPEC geht davon aus, dass der Verbrauch doppelt so schnell ansteigt wie die Prognosen der anderen beiden Organisationen. Die positiven Signale für die Ölnachfrage ergeben sich durch den hohen Benzinverbrauch in den USA während der Sommersaison und die Wiederbelebung des Flugverkehrs, was Kerosin einen saisonalen Auftrieb verleiht. Der Ölpreis stieg am Montag leicht an.“

Grafik zeigt Aussichten auf steigende Nachfrage nach Öl

Expertenaussage

Die Rohstoffexperten der Commerzbank schreiben heute in ihrem Research-Bericht zum Ölmarkt folgendes: Der Brent-Ölpreis erreichte vergangenen Freitag ein 7-Wochenhoch von gut 86 USD je Barrel. Der Gasöl-Preis stieg Mitte letzter Woche auf ein 2-Monatshoch von fast 800 USD je Tonne. Die Time-Spreads, also die Preisdifferenzen entlang der Brent-Terminkurve, haben sich wieder spürbar ausgeweitet, was ebenfalls ein positives Signal ist. Dazu passt auch, dass in den letzten beiden Berichtswochen seitens der spekulativen Finanzanleger die Netto-Long-Positionen sowohl bei Brent als auch bei Gasöl deutlich ausgeweitet wurden. Zur Erholung im Ölpreis beigetragen haben Nachrichten auf der Angebots- wie auf der Nachfrageseite. So stellten Saudi-Arabien und Russland klar, dass die angekündigte schrittweise Produktionsausweitung ab Oktober keinen Automatismus darstellt, sondern an Bedingungen geknüpft ist. Dies war zwar in der Pressemitteilung zu den OPEC+-Beschlüssen bereits kommuniziert wurden, fand aber zunächst keine Beachtung.

Weiter heißt es von den Rohstoffexperten: Hinzu kommen Angebotsrisiken. So hat die Ukraine in der vergangenen Woche ihre Drohnenangriffe auf die Ölinfrastruktur in Russland verstärkt. Am Freitag berichtete das ukrainische Militär, vier russische Ölraffinerien mit Drohnen langer Reichweite angegriffen zu haben. Am Tag zuvor waren bereits Kraftstoffdepots im Süden Russlands Ziele ukrainischer Drohnen geworden. Im Nahen Osten droht zudem eine Ausweitung der Kampfhandlungen auf den Süden Libanons, falls Israel gegen die dortige vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz militärisch vorgehen sollte. Unklar ist, wie der Iran darauf reagieren wird. In der Folge könnten auch die mit der Hisbollah verbündeten Huthi-Rebellen ihre Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer verstärken. Gleichzeitig haben sich zuletzt die Nachfrageaussichten verbessert, nachdem das US-Energieministerium DOE in der letzten Berichtswoche einen Anstieg der Benzinnachfrage auf das höchste Niveau in diesem Jahr berichtet hatte. Das ist zwar in den Sommermonaten üblich. Marktteilnehmer hatten vor wenigen Wochen aber wohl mit einer schwächeren Nachfrageentwicklung gerechnet. Allerdings muss das noch durch weitere Daten bestätigt werden. Das DOE veröffentlicht aktuelle Daten zur Benzinnachfrage morgen Nachmittag.

FMW: Wenn sich Angebotsrisiken wie ausgeschaltete russische Raffinerien etc bestätigen, könnte der Markt von einer Verknappung des Ölangebots ausgehen, was den Ölpreis nach oben treiben könnte.

FMW/Bloomberg/Commerzbank



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1 Kommentar

  1. Der MDax-Konzern Deutsche Lufthansa AG erhöht ab und an u.a. wegen bestehender Wettbewerbsverzerrungen auf dem internationalen Luftverkehrsmarkt die Preise. Um zusätzlich noch übermäßige Kerosinzuschläge zu verhindern, wird der Kranich-Konzern sicherlich das Finanzprodukt Rohstoffsicherungsgeschäft/Hedgefonds nutzen. Was die aktuelle Ausgangslage in Sachen Israel-Hisbollah-Kriegsgefahr anbelangt, strebt Israel lt. dem Medium n-tv-Teletext eine diplomatische Lösung des Konflikts mit Libanon an. Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah ist aufgerufen, dies schon einmal als diskussionswürdig anzusehen. Staatspräsident Dr. Bashar-Hafiz al-Assad weiß, das die Hisbollah aufgrund eines israelischen Angriffskriegs gegen die PLO und die Syrisch Arabische Armee im Rahmen eines Libanon-Krieges 1982 gegründet wurde, und könnte gegenüber Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah vermittelnd tätig sein.

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