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Angebotsverknappung der OPEC Ölpreis-Aussicht nach OPEC-Schock: 100 Dollar-Marke im Blick

Die überraschende Verknappung der Ölangebots durch die OPEC lässt einen Terminmarkt-Ölpreis von 100 Dollar als realistisch erscheinen.

Gestern war es die große Überraschung. Mehrere OPEC-Länder verkündeten, ab Mai die Ölfördermenge um insgesamt 1,15 Millionen Barrels pro Tag zu kürzen. Mit Russland als externem Partner, der im Februar bereits 0,5 Mio Barrel Kürzung pro Tag verkündete, sind es dann demnächst 1,65 Millionen Barrel Rohöl pro Tag weniger für den globalen Ölmarkt (hier die offizielle Meldung der OPEC). Wie geht es weiter mit dem Ölpreis? Die Marke von 100 Dollar pro Barrel ist nun im Blick! Im Chart sehen wir den Kursverlauf im WTI-Öl seit Herbst 2021 mit der eingezeichneten 100 Dollar-Marke, die zuletzt im Juli 2022 gesehen wurde.

Verlauf im WTI-Ölpreis seit Herbst 2021

Ölpreis im Anstieg – 100 Dollar im Blick

Heute legt WTI-Öl bereits um 6,7 % auf 80,74 Dollar zu, das britische Brent-Öl um 6,45 % auf 85,04 Dollar. Wird der Ölpreis nun weiter anziehen Richtung 100 Dollar? Das ist gut möglich. Die Analystengemeinde bringt heute höhere Kursziele ins Spiel. Vor der gestrigen Ankündigung deuteten die eigenen Zahlen des Kartells laut Bloomberg darauf hin, dass die OPEC in der zweiten Jahreshälfte mehr und nicht weniger Öl pumpen müsste. Da die Internationale Energieagentur einen Nachfrageschub noch in diesem Jahr erwartet, besteht nun erneut die Gefahr eines neuen Inflationsschubs für die Weltwirtschaft.

„Es gibt einen Aufwärtstrend“, so sagt es heute Bob McNally, Präsident der Rapidan Energy Group und ehemaliger Energiebeauftragter des Weißen Hauses, in einem Interview bei Bloomberg TV. „Wenn sie das bullische Narrativ durchkreuzen, dann 100 Dollar – wir werden mit hoher Geschwindigkeit hindurchgehen.“

Diese gestrige Entscheidung der OPEC-Staaten war nicht nur deshalb eine Überraschung, weil die Entscheidung über die Senkung im Vorfeld so streng geheim gehalten worden war. Sie kam auch zu einem Zeitpunkt, als der Ölpreis nach einem schleppenden ersten Quartal wieder anstieg und die Minister aus dem Kreis der OPEC+ öffentlich versicherten, dass sie ihre Produktionsziele für das gesamte Jahr einhalten würden.

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Doch die OPEC und ihre Verbündeten haben die Ölmärkte schon früher überrumpelt. Helima Croft, Chefstrategin für Rohstoffe bei RBC Capital Markets, bezeichnete den saudischen Energieminister Abdulaziz bin Salman sogar als den „Prinzen der Überraschungen“.

„Wir sehen heute eine Menge Unsicherheiten, und das wurde auf der Sitzung festgestellt“, sagte der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak in einem Interview mit dem Fernsehsender Rossiya 24 nach den Online-Gesprächen des Gemeinsamen Ministeriellen Überwachungsausschusses der OPEC+. „Wir sehen, dass die Bankenkrise in Europa und den Vereinigten Staaten den Ölmarkt stark beeinflusst“.

„Die Maßnahmen der OPEC+ zielen eindeutig darauf ab, einen zunehmend schwächer werdenden Markt zu stützen“, schreiben die Analysten der Citigroup in einem Bericht. „Angesichts der Marktpositionierung und der Eindeckung von Leerverkäufen scheint ein Anstieg im Ölpreis nun unvermeidlich, doch könnte darauf die Erkenntnis folgen, dass der Markt viel schwächer ist, als die Leute denken.

Noch vor zwei Wochen hielten die Anleger die größte Short-Position bei Rohöl der Sorten Brent und West Texas Intermediate seit November 2020. Als sie das letzte Mal in so großem Umfang gegen den Ölpreis wetteten, sagte der saudi-arabische Prinz Abdulaziz, er wolle, dass diese Spekulanten „wie die Hölle schreien“.

Die Optionsmärkte zeigen jetzt einen Stimmungsumschwung nach oben. Der meistgehandelte Brent-Rohöl-Optionskontrakt für die nächsten 12 Monate erlaubt es dem Inhaber, Futures zu einem Ölpreis von 100 Dollar pro Barrel zu kaufen, was einem Open Interest von fast 140 Millionen Barrel entspricht, so die Daten von ICE Futures Europe.

„Dieser Schritt ist äußerst positiv, da die Lagerbestände sofort abgebaut werden“, sagte Nadia Martin Wiggen, Analystin bei Pareto Securities. „Diese Kürzung beweist erneut, dass die OPEC+ das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage proaktiv steuert und 90 bis 100 US-Dollar pro Barrel im Ölpreis benötigt.“

FMW/Bloomberg/Chart TradingView



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2 Kommentare

  1. Das ist wieder so eine Oktober 2022 Nummer, die ja letztendlich auch verpufft ist. Ich sehe da auch kein Nachfrageproblem, sondern das ist wie im Oktober einzig und allein ein politisch motiviertes Manöver, maßgeblich betrieben von russischer Seite. Der Ölpreis hat im Oktober 2022 auch nicht die 100 US-Dollar Marke übersprungen selbst Brent nicht, von daher ist das ganze Analysten-Geplapper noch weniger verständlich.

  2. Der Energiepolitiker MdB Jens Spahn ist hierbei aufgerufen, Bundeskanzler Olaf Scholz, der ja auch über Erfahrungen als Bundesfinanzminister verfügt, zu befragen, warum er in Sachen aktuelle Situation der Banken erklärt, diesbezüglich sei alles in bester Ordnung.

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