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Ölpreis fällt spürbar – Blick auf die aktuellen Gründe

Der Ölpreis fällt diese Woche spürbar. Dies liegt an einem Mix aus Gründen, wie Konjunktursorgen, OPEC, Öl-Lagern und Geopolitik.

Öltanker. Foto: A_Mededkov-Freepik.com

Der amerikanische WTI-Ölpreis ist seit Dienstag von über 83 Dollar bis gestern Abend auf 78,85 Dollar im Tief gefallen (aktuell 79,57 Dollar). Der Chart zeigt den Kursverlauf der letzten vier Wochen. Für die Schwäche der letzten Tage gibt es eine gewisse Gemengelage an Gründen.

Chart zeigt Kursverlauf im WTI-Ölpreis in den letzten vier Wochen

Ölpreis fällt – steigende Öl-Lagerbestände in den USA

Wenn sich Öl-Lager füllen, bedeutet das entweder zu viel Produktion, zu wenig Nachfrage nach Öl, oder beides gleichzeitig. Auf jeden Fall sind steigende Lagerbestände ein Grund für einen fallenden Ölpreis, so auch derzeit. Gestern um 16:30 Uhr deutscher Zeit wurden die staatlichen Lagerdaten aus den USA mit ihren wöchentlichen Veränderungen vermeldet. Es war ein deutlicher Anstieg von 7,3 Millionen Barrel, wobei ein Rückgang um 2,3 Millionen Barrel erwartet wurde!

Entspannung im Nahen Osten

Dass nach dem iranischen Angriff auf Israel nur ein begrenzter Gegenschlag stattfand und seitdem Ruhe herrscht, darf als Zeichen der geopolitischen Entspannung gewertet werden, was dem Ölpreis seit Tagen dabei hilft, eher abwärts zu tendieren. Und entspannt sich die Lage noch weiter? Laut Bloomberg gibt es aktuell die Aussicht auf einen historischen Pakt zwischen den USA und Saudi-Arabien, der dem Königreich Sicherheitsgarantien bieten und einen möglichen Weg zu diplomatischen Beziehungen mit Israel aufzeigen würde, so mit der Angelegenheit vertraute Personen.

OPEC hat ihren „Laden“ nicht im Griff?

OPEC und OPEC+ versuchen durch Fördermengenkürzungen für einen höheren Ölpreis zu sorgen. Wenn man als Beobachter aber den Eindruck hat, dass einzelne OPEC-Mitglieder mehr Öl fördern als vereinbart, bedeutet das mehr Angebotsmenge an Öl für den Weltmarkt, was den Ölpreis drücken kann. Auf der Angebotsseite ist es der OPEC nicht gelungen, ihre jüngsten Kürzungen abzuschließen. Laut einer Bloomberg-Umfrage pumpen der Irak und die Vereinigten Arabischen Emirate weiterhin mehrere hunderttausend Barrel Öl pro Tag über ihre vereinbarten Grenzen hinaus.

Konjunktursorgen belasten Öl

Der Kursverlauf im Ölpreis zeigt, dass die gestern Abend ab 20 Uhr verkündeten Aussagen der Federal Reserve keine Auswirkungen auf den Ölpreis hatten. Man kann wohl eher sagen: Dass die Fed die Zinsen oben belässt und ihre Zinssenkungsaussichten nach hinten verschiebt, war vorher bereits klar. Dieses Szenario könnte bei Öl in den letzten Tagen bereits für ein wenig zusätzliche Schwäche gesorgt haben – das man nämlich annehmen könnte, dass weiterhin hohe Zinsen die (noch) gut laufende US-Konjunktur in einigen Monaten verstärkt belasten können, was dann die Ölnachfrage dämpfen könnte. Denn man bedenke: Die Börse (so auch der Terminmarkt für Öl) handelt immer die Zukunft, und preist jetzt Ereignisse ein, von denen man glaubt, dass sie in einigen Monaten eintreten könnten.

Analystenkommentare

„Die Nachfragesorgen rückten ins Rampenlicht der Ölhändler, als die EIA-Daten einen Anstieg der Rohölvorräte zeigten und der Fed-Vorsitzende Powell eine Verzögerung des Beginns des Lockerungszyklus andeutete“, so sagt es laut Bloomberg Charu Chanana, Leiter der Devisenstrategie bei Saxo Capital Markets Pte, in einer Notiz. Ein Teil des geopolitischen Aufschlags für Öl hat sich ebenfalls verringert, sagte sie.

Ipek Ozkardeskaya, Senior Analyst bei der Swissquote Bank, sagt aktuell, der Cocktail aus dem Ausbleiben einer Zinssenkung durch die Fed, schwachen Wirtschaftsdaten, zunehmendem Preisdruck und steigenden US-Öllagerbeständen ließ den WTI-Ölpreis unter die Marke von 80 Dollar fallen. Die Nachricht, dass die USA und Saudi-Arabien an einem neuen Pakt arbeiten, um die Spannungen im Nahen Osten abzubauen, mache den Bären ebenfalls zu schaffen. Es sei zu beachten, dass der gestrige Rückgang das Barrel Rohöl in die mittelfristige bärische Konsolidierungszone gedrückt hat und den Weg für tiefere Verluste ebnet. Die nächste Unterstützung werde bei 78 Dollar gesehen – dem 100-DMA.

Risikohinweis: Der Handel mit Wertpapieren und Finanzinstrumenten kann Ihr Kapital erheblichen Risiken aussetzen, unter Umständen auch über das eingesetzte Kapital hinaus. Trading ist nicht für jeden geeignet. Vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Performance. Die hier gezeigten Analysen stellen keine Anlageberatung dar und sind daher auch keine Empfehlung zum Kauf bzw. zum Verkauf eines Wertpapiers, eines Terminkontraktes oder eines sonstigen Finanzinstrumentes. Die bereitgestellten Analysen sind ausschließlich zur Information bestimmt und können ein individuelles Beratungsgespräch nicht ersetzen. Eine Haftung für mittelbare und unmittelbare Folgen aus diesen Vorschlägen ist somit ausgeschlossen.

Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Der Autor dieses Artikels ist mittelbar oder unmittelbar in Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate investiert: WTI-Öl.

FMW/Bloomberg



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7 Kommentare

  1. Russland verkauft sein Rohöl munter weiter am Weltmarkt.
    Die Verlierer sind dabei die Staaten, die Sanktionen verhängen.
    Die Amis benötigen Uran aus Russland und kaufen munter weiter.

    Der Ölpreisdeckel des Westens verfehlt derzeit offenbar seine Wirkung: Im Oktober verschiffte Russland rund 99 Prozent seiner Ölexporte zu Preisen oberhalb von 60 Dollar pro Fass. Dieser Betrag sollte eigentlich die Kappungsgrenze für russisches Öl sein.

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/russland-verkauft-99-prozent-seines-oels-oberhalb-der-preisgrenze-des-westens-a-2299853c-3f6b-46c9-a6c0-74a999414cc7

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Wieder einmal ist Öl-Allianz OPEC+-Generalsekretär Haitham al-Ghais aufgerufen, dafür Sorge zu tragen, daß die OPEC+-Mitgliedsländer in Sachen Ölfördermenge mit einer Stimme sprechen. Möglicherweise auch ein Thema auf dem anstehenden Arabische Liga-Gipfel.

    1. Im Laufe des heutigen Nachmittags ist der Ölpreis zumindest wieder etwas gestiegen.

  3. Interessantes Foto zum Artikel, man könnte meinen die 3 Bugsierer quetschen den unteren Tanker regelrecht zusammen.

    Gestern und vergangenen Sonntag gab es übrigens um die Mittagszeit am Strommarkt wieder mal für jede Kilowattstunde noch bis zu 12 Cent oben drauf. Warum sollte man da Öl kaufen oder in Photovoltaik investieren?

    http://www.awattar.de/services/charts/hourly

    1. @Crashcow
      „Warum sollte man da Öl kaufen oder in Photovoltaik investieren?“
      Vielleicht, weil nicht jeden Tag Sonn- oder Feiertag ist, und der Tag zudem aus mehr als nur den Mittagsstunden besteht…

      1. @ Jonas
        Stimmt, erst wenn die Grünen allein regieren, gibt es nur noch Sonn- und Feiertage. Ich freue mich schon auf die Gutschrift vom Stromversorger. Außerdem sollte man in Flutlichtanlagen als zusätzliche Strahlungsquellen für Photovoltaik investieren, damit auch nachts Stromverbrauch bezuschusst werden kann.

        1. @Crashcow
          Ich will hier keine schlafenden Hunde oder Dämonen wecken, nachdem Sie am 10 Januar noch versprochen hatten: „Mein Schreibfluss wird sich jedoch bald erschöpfen, weil ich dann saisonal bedingt wieder mehr anderen Aufgaben nachgehe. Gut, dass Sie mich nebenher daran erinnert haben … Naja, mit Fakten habe ich es tatsächlich nicht so“
          https://finanzmarktwelt.de/indien-verdoppelt-kohle-produktion-wie-deutschlands-energiewende-verpufft-297230/#comment-166496

          Das „bald erschöpfen“ zog sich zum Leidwesen bis in den April hinein.
          Das „mit der Faktenresilienz und -resistenz“ scheint für die Ewigkeit zu gelten.

          Ist es „saisonal bedingt“ etwa nicht so gut wie erwartet gelaufen?
          Gab es seither im persönlichen Lebenslauf eher nur noch fade, unbefriedigende Sonn- und Feiertage, lange bevor die Grünen allein regieren?
          Benötigen Sie eine Flutlichtanlage, um etwas Erhellendes in Ihre dämmernden Gedanken zu bringen?
          Ich kann Ihnen da gerne Strom aus meinem Speicher zur Verfügung stellen, damit Sie nicht schon kurz nach 19 Uhr in die völlige Dunkelheit antigrüner und rechtspopulistischer Phrasen abtauchen müssen.

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