Sehen wir einen weiter fallenden Ölpreis? Schauen wir auf den folgenden Chart, der bis Sommer 2021 zurückreicht. Vor allem wegen der globalen Rezessionsgefahr hatte der Ölpreis in den letzten Monaten verloren, seit letztem November von über 90 Dollar auf jetzt 74 Dollar. Im Juni 2022 sah man sogar noch Preise über 120 Dollar. Aber ist die Rezessionsangst so langsam verflogen? Die EU scheint ja relativ gut durch die Energiekrise zu kommen, China fährt seine Wirtschaft wieder hoch, und die Konjunkturdaten aus den USA waren zuletzt robust. Schwächelt der Ölmarkt derzeit weiter, weil die immer weiter steigenden Zinsen in Europa und den USA doch noch in die Rezession führen, und der Ölmarkt dies antizipiert? Immerhin sahen wir die letzten sechs Tage einen fallenden Ölpreis am Terminmarkt.
Ölpreis kann weiter fallen? Lagerbestände steigen seit Wochen kräftig an
Schauen wir auf die folgenden Grafik. Wir sehen wir pro Balken eine Wochenveränderung. Es sind sie Veränderungen bei den Rohöl-Lagerbeständen in den USA. Man sieht seit acht Wochen teils massive Anstiege der Lagerbestände – alleine letzte Woche war es ein Zuwachs von 16,3 Millionen Barrel. Heute um 17 Uhr werden wieder neue staatlich ermittelte Daten veröffentlicht. Die gestern Abend stets als Vorabschätzung zu sehenden privaten API-Daten zeigten einen weiteren Zuwachs der Lagerbestände um 9,9 Millionen Barrels. Was das für den Ölpreis bedeutet? Womöglich weiter fallende Kurse. Denn eine so klare Zunahme der Lagerbestände bedeutet entweder, dass die Produzenten zu viel Öl auf den Markt bringen, oder dass die Verbraucher zu wenig Öl nachfragen, oder beides gleichzeitig. Denn das überschüssige und nicht verbrauchte Öl wandert in die Lagertanks. Je mehr vorhandene Angebotsmenge, desto mehr Abwärtsdruck für den Ölpreis?
source: tradingeconomics.com
Bloomberg-Erläuterungen
Was Bloomberg zur aktuellen Lage am Ölmarkt sagt? Der Ölpreis (West Texas Intermediate) stieg (wenige Cents) auf über 74 Dollar pro Barrel, nachdem er am Mittwoch um rund 3 % eingebrochen war, nachdem aus dem Protokoll der Federal Reserve hervorgegangen war, dass weitere Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation erwartet werden. Dies überschattete weitere Anzeichen für eine robuste Erholung der Nachfrage in China, nachdem das Land im vergangenen Jahr die Covid Zero-Drosselung aufgehoben hatte. Ein schwächerer Dollar macht Rohöl für die meisten Käufer billiger.
„Die Rettung für den Ölmarkt ist die Erholung in China, aber es wird Zeit brauchen, bis sie sich durchsetzt“, sagte John Driscoll, Direktor von JTD Energy Ltd. in Singapur. Die abwartenden Signale der Fed verstärken den Pessimismus, der die Märkte noch eine Weile belasten wird.
Die Banken an der Wall Street beginnen, ihre optimistischen Prognosen für den Ölpreis zu dämpfen, und Morgan Stanley hat als letzte Bank ihre Prognosen gesenkt. Der Markt hat seit Jahresbeginn eine holprige Fahrt hinter sich, und die WTI-Futures wurden in einer Spanne von rund 10 Dollar pro Barrel gehandelt, da die optimistischen Aussichten Chinas mit der restriktiven Haltung der Fed konkurrieren.
Auf dem Brent-Markt verringerte sich der „Prompt Timespread“ heute deutlich. Dies ist ein vorsichtiges Anzeichen für einen weicheren Markt, auch wenn Händler ihre Positionen vor dem in der nächsten Woche anstehenden Kontraktauslauf häufig abbauen. Der nächstgelegene Spread für WTI befindet sich im Contango, eine Struktur, die auf ein reichliches Angebot hindeutet.
Kommentar
FMW-Kommentar: Aktuell also wird der Ölpreis belastet durch die höheren Zinsen und eine doch noch drohende Rezession, womit die Ölnachfrage belastet werden könnte. Und die Lagerbestände zeigen klar, dass zu viel Öl oder zu wenige Nachfrage vorhanden ist, zumindest zu diesem Zeitpunkt. Aber China steht in den Startlöchern, nach den Corona-Lockerungen wieder mehr Öl nachzufragen? Also erst mal Schwäche im Ölpreis, und wenn China stärker nachfragt, wieder ein steigender Preis? Man vergesse nicht die OPEC – fällt der Ölpreis weiter, könnte man womöglich eine Kürzung der Ölfördermenge in Erwägung ziehen. Denn schließlich will man beim Kartell doch einen „halbwegs anständigen Weltmarktpreis“ aufrechterhalten?
FMW/Bloomberg
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Fallender Ölpreis treibt die Konjunktur und wirkt inflationsdämpfend…für Optimisten.
Für Pessimisten bedeutet er schwächere Wirtschaft.
Menschliches Schicksal, die „wirkliche Wirklichkeit“ entzieht sich wie immer unserer Kenntnis.
Bundeskanzler a.D. Dr. Gerhard Schröder, RA ruft die Ölscheichs im Zusammenhang mit seiner wirtschaftspolitischen Agenda „Wir brauchen sowohl die kleinen und mittleren Unternehmen, als auch die Konzerne. Wir brauchen beide“ auf, einen fairen Ölpreis zu garantieren. Auch der frühere CSU-Vorsitzende Staatsminister a.D. Erwin Huber kennt sich im Ölgeschäft aus. Er ist/war mit einem Ölscheich persönlich bekannt. Der Altkanzler hält grundsätzlich noch Reden. Und der genannte gebürtige Finanzbeamte aus dem Freistaat Bayern nimmt grundsätzlich noch an CSU-Parteitagen teil. Konsultationen der beiden genannten, sowohl mit der US-Texas-Ölindustrie/ExxonMobil, als auch mit der Öl-Allianz OPEC+(,)wären also zumindest keine Utopie.