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Ölpreis steigt wenige Stunden vor OPEC-Entscheidung – das Szenario

Öl-Pumpe in der Wüste

Heute Nachmittag steht die Verkündung der OPEC-Entscheidung an. Wir werden dann in Form eines LIVE-Blogs berichten. Nicht nur die OPEC selbst, sondern auch der erweiterte Kreis bestehend aus externen Partnern wie Russland entscheidet gemeinsam (diese Gruppe nennt sich dann OPEC+). Der WTI-Ölpreis stieg vorhin mit 74,50 Dollar (gestern noch 73,50 Dollar) auf den höchsten Wert seit Oktober 2018. Es ist also Optimismus angesagt.

Szenario zeigt Unterversorgung, selbst bei Erhöhung der Fördermenge durch die OPEC

Wir hatten das grundlegende Szenario schon letzte Woche besprochen, aber heute ist es wichtig darauf so kurz vor dem Treffen der OPEC nochmal hinzuweisen. Die globale Nachfrage nach Öl zieht derzeit kräftig an, und der Ölpreis kann weiter ansteigen. Im großen Verbrauchsmarkt USA sieht man das seit Wochen. Erst gestern wurden die jüngsten Daten zu den Lagerbeständen für Rohöl veröffentlicht. Mit -6,7 Millionen Barrels im Wochenvergleich leeren sich die Lagertanks nun die sechste Woche in Folge deutlich. Daran erkennt man, dass derzeit die Nachfrage nach Öl deutlich anzieht im Zuge der Erholung nach der Coronakrise.

Das grundsätzliche Szenario heißt „Unterversorgung“. Das von der OPEC+ installierte „Gemeinsame Technische Komitee“ (JTC) hatte vorgestern prognostiziert, dass basierend auf Annahmen des monatlichen Ölmarktberichts der OPEC die kommerziellen Öl-Lagerbestände der OECD bis zum Jahresende 126 Millionen Barrel niedriger liegen dürften als im Durchschnitt der Jahre 2015-2019. Eine Produktionserhöhung seitens der OPEC+ wäre laut aktueller Aussage des Commerzbank-Experten Eugen Weinberg daher notwendig, wenn die OPEC nicht einen weiteren (starken) Anstieg im Ölpreis und den Vertrauensverlust der Kunden, die sich über Mengenbeschränkungen und sehr hohe Preise ärgern, riskieren möchte. By the way, so meine Meinung: Die OPEC-Staaten würden natürlich nichts lieber sehen als einen immer weiter steigenden Ölpreis. Aber erstens: Vor allem Russland drängelt bei jeder Sitzung der OPEC+ auf steigende Fördermengen, und zweitens will man die Kunden womöglich nicht zu sehr verärgern mit absichtlich zu geringen Fördermengen?

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Eugen Weinberg rechnet aktuell mit einer Produktionsausweitung der OPEC+ um 500.000 Barrels Öl pro Tag im August. Dies wäre eine Kompromisslösung, die sowohl die OPEC-Golfstaaten, die sich eher vorsichtig äußern, als auch deren Partner wie Kasachstan und Russland, die eher auf eine stärkere Produktionserhöhung pochen, zufrieden stellen könnte. Einen weiteren Anstieg im Ölpreis würde diese Erhöhung laut Eugen Weinberg kaum verhindern können, wenn man berücksichtigt, dass dem Ölmarkt nach Einschätzung der OPEC in der zweiten Jahreshälfte 1,9 Millionen Barrels pro Tag fehlen, was allerdings einen deutlich stärkeren Lagerabbau implizieren würde als oben genannt.

Gut für den weiter steigenden Ölpreis?

Also: Kann die OPEC mit ihren Partnern heute ganz entspannt für August eine gewisse Fördermengenausweitung beschließen, weil man weiß, dass die Nachfrage viel stärker ansteigt, und auch mit dieser Ausweitung in den nächsten Monaten global gesehen eine Unterversorgung mit Öl ansteht? Dann hätten die Golfstaaten einerseits mehr Einnahmen dank mehr Förderung, und andererseits auch durch einen weiter steigenden Ölpreis. Wir bei FMW haben die letzten Monate den immer weiter steigenden Ölpreis auch mit kritischen Kommentaren begleitet. Immer wieder konnte man sich fragen, ob das jetzt das Ende der Preis-Hausse ist. Aber nein, der Ölpreis stieg, und stieg, und stieg. Seit April 2020, wo der Terminmarktpreis für Öl sogar negativ war, konnte WTI-Öl auf heute über 74 Dollar ansteigen. Wie viel Luft da noch weiter nach oben vorhanden ist? Das ist eine gute Frage, auf die niemand vorher eine Antwort parat hat. Erhöht die OPEC zusammen mit ihren Partnern heute für August die Fördermenge nur moderat, könnte der Ölpreis womöglich weiter ansteigen – oder es könnte auch das kurzfristig gerne mal auftretende Börsen-Szenario „Sell on good news“ einsetzen.



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