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Ohhh Wunder! Aufsicht verlängert „legalen Bilanzbetrug“ für Banken um 3 Monate

Türme von Banken in Frankfurt

Eine entscheidende Aussage der Bankenaufsicht aus März rettet derzeit womöglich zahlreiche Banken vor dem Kollaps, und das, ohne das wir alle es merken. Denn da verkündete die BaFin mitten in der Coronakrise die große Erleichterung für die Banken. Man sagte den Banken, dass ein Schuldner „nicht zwingend als ausgefallen einzustufen ist, wenn bei einem Kredit Kapitaldienst und Zinsen in Folge des Corona-Virus gestundet werden“. Konkret heißt das: Im Normalfall muss die Bank Kredite (aus ihrer Sicht Vermögenswerte) als Verlust abschreiben, wenn die Schuldner nicht mehr zahlen können.

Banken können weiterhin saubere Bücher ausweisen

Derzeit muss die Bank diese Zahlungsausfälle nicht als Solche verbuchen – von daher wissen wir als Außenstehende gar nicht, wie viele Kredite bei Banken in Deutschland bereits wertlos sind. Denn sie könnten derzeit noch als ganze normale werthaltige Vermögensgegenstände in den Büchern der Banken stehen – und das ganz legal, weil die BaFin als Bankenaufsicht dies auch mit Rückendeckung der EU-Aufseher erlaubt hat. Markus Krall nannte dieses Vorgehen den „legalisierten Bilanzbetrug“ (siehe hier dazu seine jüngsten Ausführungen).

Basieren tut diese gigantische Erleichterung für die Banken auf einem Papier der EU-Aufseher (European Banking Authority oder EBA) vom 25. März (hier nachzulesen). Dort wird genau diese Richtlinie beschrieben, dass bei aktuellen Kredit-Stundungen und Zahlungsausfällen wegen der Coronakrise Kredite von Banken nicht zwingend als Zahlungsausfall klassifiziert werden müssen. Diese wenigen Worte könnten derzeit für zahlreiche Banken (rein symbolisch gesprochen) Gold wert sein!

Verlängerung um 3 Monate – und danach erneut?

Tja, aber es ist wie im richtigen Leben auch. Kommt man erstmal auf den Geschmack, will man gleich noch einen Nachschlag vom leckeren Essen haben! Und die Coronakrise? Ist die inzwischen beendet? Nee, aus finanzieller Sicht läuft die ja weiter? Und sie könnte ja auch nächstes Jahr noch weiter gehen? Jedenfalls verkündet die BaFin ganz frisch, dass die europäischen Aufseher der EBA die „Geltungsdauer ihrer Leitlinien zu Moratorien“ für Banken um drei Monate verlängern, und zwar für die Monate von Juli-September. Puhhh, gerade noch rechtzeitig vor Ende Juni hat man also die finanzielle Coronakrise offiziell bis Ende September verlängert.

Und bis Ende September können nun also weiterhin völlig wertlose Kredite in den Büchern der Banken als werthaltige Vermögensgegenstände verbucht bleiben. Wir haben da schon eine Idee. Ende September wird man (ganz überraschend?) feststellen, dass die Auswirkungen der Coronakrise dann immer noch eine Sonderwirkung auf Wirtschaft und Kredite haben, und dass diese „Sonderregelung“ nochmal um drei Monate verlängert wird. Oder vielleicht gleich um 6 Monate? Praktisch für die Banken wäre es, wenn bis mindestens Ende Dezember diese Regel gelten würde. Dann nämlich könnte man für das komplette Geschäftsjahr 2020, welches man im Frühjahr 2021 als Bilanz präsentiert, schöne „saubere“ Bücher mit gesunden Krediten präsentieren.



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9 Kommentare

  1. Warum werden diese eigentlich Wertlosen Kredite nicht verbrieft und an amerikanische Retail-Trader verkauft? ;)

  2. Natürlich wird diese Regelung immer weiter verlängert, gar keine Frage. Ich würde sogar fast wetten, dass was dies betrifft komplett neue Regulierungsvorschriften erlassen werden um nicht ständig verlängern zu müssen. Europas Banken haben kein Kapital um faule Kredite abzuschreiben dass würde ja eine Bankenrettung erfordern, was man aber dem Wahlvolk nicht verkaufen kann. Also bedient man sich einer Taktik wo es nicht auffällt, weil 95% der Bevölkerung von sowas sowieso keine Ahnung haben.

  3. Markus Krall hat vor kurem in einem Interview mal geschätzt das in Europa 15% der Kredite und 30% der Anleihen ausgefallen sind. Er hat ja immer noch Kontakte in den Finanzmarkt.
    Das bedeutet, das das gesamte europäische Bankensystem bereits mehrfach pleite ist.

    Die triviale Lösung des Problems: „Nimm mal an, alle sind Pleite und alle ignorieren das einfach“

    Aber kann man das einfach ignorieren? Also bei einem Auto das einem entgegenrast funktioniert das nicht.

    Aber bei Schulden verhält sich das etwas anders. Denn Schulden sind lediglich ein Versprechen. Und ein Versprechen kann man dadurch unendlich aufrecht erhalten indem der Versprechensnehmer die Einlösung des Versprechens einfach nicht einfordert. Dabei ist es völlig unerheblich das der Gläubiger weiß, dass das Versprechen nicht gehalten werden kann. Und es ist auch unerheblich das der Schuldner weiß, dass der Gläubiger das weiß. Nur aussprechen darf es keiner.

    Wie lange das gut gehen kann? Im Prinzip für immer. Dummerweise wird der Zufall irgendwann dafür sorgen das es einer aus nichtigem Anlass ausspricht. Und dann sind alle auf der Stelle Pleite. Aber der Zeitpunkt und der Anlass sind nicht vorhersehbar. Auch die Auswirkungen nicht. Daher stellt sich schon die Frage ob man das Ganze nicht einfach ignorieren sollte.

    1. In Japan geht das seit 20 Jahren so und keiner weiß genau, warum und wie lange noch?
      Mich würde interessieren, ob die Japaner eigene Krall‘s und Friedrich‘s haben, die ihnen täglich die Laune verderben.
      Oder haben die schon so viel Gold und Whisky im Keller und „Acker und Wald-ETF‘s“(!!!) im Depot, daß sie den ganzen Tagen lachen?

      1. Es geht aber eben auch in Japan nicht gut. Seit 20 Jahren fallen dort die Realeinkommen um etwa 1% pro Jahr. Es handelt sich also um einen langsamen Verarmungsprozess. So müssen die meißten Japaner auch im hohen Alter zumindest noch Teilzeit arbeiten. Und das nicht weil sie das wollen, sondern weil sie es müssen.

        In Japan hat die homogene Gesellschaft plus in der Breite hochgradig funktionierende Familiensysteme größere Verwerfungen bisher verhindert. Fragt sich wie das in 10 Jahren aussieht.

  4. Japan ist hauptsächlich im eigenen Land verschuldet. Das ist wie wenn die Söhne beim Vater Schulden hätten. Bleibt also in der Familie, also ein Nullsummenspiel.Zur Erinnerung , trotz allen extremen Massnahmen ( Nullzinsen, Verschuldung des Staates,Käufe von Aktien u.Anleihen der Notenbanken ) ist der Nikkei weit unter dem 1990 Höchsstand von ca.39000.
    Gruss an die Permabullen u.an Onkel Sam. Darum spricht man oft davon, dass diese Japanifizierung weltweit folgen könnte oder müsste.

    1. @Jasper – genauso ist das! Eine Verschuldung im eigenen Land ist eigentlich gar keine Verschuldung, bzw. man ist dann bei sich selber verschuldet. Kritisch wird es erst bei überbordenden Auslandsschulden, was ja bei so manchen Ländern der Fall ist.

  5. Schönen Tag!
    Diese Verschiebung im Umgang mit notleidenen Krediten ist doch nur als Zeitgewinn für die Banken zu sehen. Die europäischen Banken haben sich in den letzten Wochen mit 1,3 Bio EZB Geld vollgesogen. Diese Summen werden nun sukzessive als mit Staatshaftung versehenen Darlehen an notleidene Betriebe ausgereicht. Durch die Staatshaftung können die Banken diese Kredite natürlich mit geringstmöglichen Risiko raten. Dadurch wird ein Gegengewicht im Eigenkapital in den Bankbilanzen zu den über kurz oder lang auszubuchenden Kredite aufgebaut und alles ist wieder gut – natürlich nur dann wenn die Höhe der Ausfälle nicht die neuen Kredite übersteigt.
    Ein weiterer wesentlicher Faktor ist, dass die EZB Geldmenge dadurch in die M3 Geldmenge übergehen wird, was die Umlaufgeschwindigkleit des Geldes erhöht – Inflation steigt.
    Die ganzen Maßnahmen der Währungshüter kommen mit ein bisschen so vor wie in Goethes Zauberlehrling. Leider sehe ich aber keinen „Alten-Hexenmeister“ der den ganzen Spuk beenden könnte

  6. Pingback: Banken: Auch dank staatlicher Passivität mit Volldampf in die Katastrophe? – Zinshelfer

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