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OPEC-Entscheidung in der Nachbetrachtung: Schlussfolgerungen und Aussichten

Die OPEC-Entscheidung fiel gestern Abend genau so aus, wie es der Markt erwartet hatte. Verlängerung der Kürzungen gegenüber dem Niveau von Oktober 2016 um 1,8 Millionen Barrels...

Von Claudio Kummerfeld

Die OPEC-Entscheidung fiel gestern Abend genau so aus, wie es der Markt erwartet hatte. Verlängerung der Kürzungen gegenüber dem Niveau von Oktober 2016 um 1,8 Millionen Barrels (inklusive Russland und anderen externen Partnern). Die bisherige Dauer bis März 2018 wird verlängert bis Ende Dezember 2018. Mit 57,60 Dollar ist der WTI-Preis aktuell genau dort, wo er gestern Nachmittag vor dem Beginn des OPEC-Meetings war.


Saudi-Arabiens Öl-Minister al-Falih gestern bei der OPEC-PK in Wien. Foto: OPEC

Das zeigt, dass der Markt letztlich genau das erhielt, was er erwartet hatte. Denn wie immer plaudern im Vorfeld zu viele Teilnehmer das Ergebnis schon aus, das eh in den Tagen und Wochen vor dem Meeting zwischen einzelnen Teilnehmern abgestimmt wird. Und was lernen wir nun aus der gestrigen Entsheidung? Wichtig sind wie immer die Detailaussagen „drum herum“.

Die graue Eminenz der OPEC, Saudi-Arabiens Öl-Minister Al-Falih, der bei der PK neben Russlands Energieminister Novak als Hauptfigur auf dem Podium vor der Presse saß, war die zentrale Figur des Tages (eigentlich wie immer). Am Wichtigsten kann man wohl seine Aussage bewerten, die er auf Nachfrage von Journalisten nach der steigenden Fracking-Förderung in den USA machte. Die Fracker könnten doch ruhig und gerne die rückläufige Förderung der OPEC ausgleichen. Sie werden aber laut Al-Falih in den nächsten Jahren nicht mal ansatzweise in der Lage sein die steigende Nachfrage alleine zu befriedigen.

Im Wortlaut sagte Al-Falih entspannt, dass die globale Nachfrage „Jahr für Jahr für Jahr“ jeweils um 1,5 Million Barrels pro Tag ansteige. Die Fracker könnten diese Nachfrage nicht alleine befriedigen. Al-Falih wies hin auf das globale Bevölkerungswachstum. Das war auch schon in diversen Studien von IEA und anderen Organisationen zuletzt ein Thema. Trotz massivem Ausbau erneuerbarer Energien und alternativer Antriebe wird die Bevölkerung global derart explodieren, dass die OPEC sich sicher ist, dass der Bedarf nach Öl Jahr für Jahr deutlich zunimmt.

Und genau deshalb sieht man die Lage relativ entspannt. Die Zeit arbeitet für die Golfstaaten, so könnte man seine Gedankengänge ausdrücken. Trotz steigender Frackingmenge bleibt demnach noch mehr als genug Platz auf der Angebotsseite für die OPEC. Die Nachfrage steigt einfach so schnell (Jahr für Jahr für Jahr), dass die Amis es nicht alleine wuppen können – so die einfache Logik dahinter. Und ja, Al-Falih konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen, die inhaltlich auch stimmt – wohl kaum jemand habe damit gerechnet, dass der OPEC-Deal funktionieren werde.

Auch wir Kleingläubigen bei FMW hatten deutliche Zweifel (die nicht verschwunden sind). Denn die Fracker erhöhen ihre Förderung immer weiter, die USA sind nun ganz kurz davor die 10 Millionen Barrels pro Tag zu erreichen. Wie gesagt: Die Rechnung der OPEC geht auf, wenn das globale Nachfragewachstum ständig kräftig weiter steigt, wie gedacht! Das ist anscheinend entscheidend.

Wie in den letzten Monaten wurde auch gestern erneut erwähnt, dass die entscheidende Kennzahl für die OPEC nicht der Ölpreis ist, sondern die Höhe der Öl-Lagerbestände. In den OECD-Staaten seien sie immer noch 150 Millionen Barrels zu hoch. Bei der nächsten OPEC-Sitzung im Juni wird man einen genaueren Blick auf diese Kennzahl werfen, und schauen ob diese Zahl deutlich reduziert werden konnte. Vielleicht gibt es dann eine „Anpassung“ des Deals, und Russland schert aus? Vielleicht auch Partner innerhalb der OPEC?

Aber auch dafür hatte Al-Falih gestern seine Lösung parat. Auf Nachfrage betonte er eindeutig, dass die Saudis ihre Rolle als Vorreiter des Deals beibehalten würden, und auch 2018 bereit seien ihre eigene Fördermenge deutlich stärker zu reduzieren, als sie es zugesagt hätten. Alleine die Saudis hätten bereits 700.000 Barrels pro Tag zu den Kürzungen beigetragen. Durch die saudischen Reduzierungen kann man also Erhöhungen bei anderen Staaten ausgleichen.

Der Kürzungs-Deal soll also (wenn man das große Gesamtbild betrachtet) die Balance zwischen Angebot und Nachfrage so lange aufrecht erhalten, bis die ständig steigende Nachfrage (Jahr für Jahr für Jahr) Kürzungen überflüssig macht – so könnte man die unterschwellige Botschaft in Worte fassen. Also, können wir uns auf weiter steigende Ölpreise einstellen, weil die Nachfrage die Angebotsseite überflügeln wird, und die OPEC vorher die Angebotsseite noch niedrig hält? Das ist die Kernfrage!

Die OPEC kann mit ihrer Strategie recht haben. Aber wir meinen: Man vergesse nicht die Fracker und eine Nachfrageseite, die vielleicht doch nicht ständig zulegt. Das sind Unwägbarkeiten, die heute niemand definitiv vorhersagen kann – oder haben Sie eine Glaskugel? Hier auszugsweise Original-Aussagen aus der offiziellen OPEC-Verkündung:


Noting that OPEC and participating non-OPEC countries accepted the recommendation of the JMMC, composed of Algeria, Kuwait, Venezuela, Saudi Arabia and two participating non-OPEC countries –the Russian Federation and Oman–, chaired by Kuwait, and co-chaired by the Russian Federation, and decided that the JMMC should continue monitoring conformity levels, as well as market conditions and its immediate prospects, and recommend further actions, if deemed necessary; and furthermore, that the JTC, supported by the OPEC Secretariat, shall continue to provide its monthly technical assistance to the Bodies of the Declaration of Cooperation;

Recognising the desire of OPEC and the participating non-OPEC countries to achieve oil market stability in the interest of all oil producers and consumers;

Recognising the importance of conforming to the content of the Declaration of Cooperation;

Convinced of the necessity to jointly cooperate to help stabilize the oil market;

OPEC and the aforementioned non-OPEC producing countries have reached the following commitment:

1. OPEC maintains its decisions made on 30th November 2017;

2. The Declaration of Cooperation is hereby amended to take effect for the whole year of 2018 from January to December 2018, while pledging full and timely conformity of OPEC and participating non-OPEC countries in accordance with voluntary agreed production adjustments.

3. In view of the uncertainties associated mainly with supply and, to some extent, demand growth it is intended that in June 2018, the opportunity of further adjustment actions will be considered based on prevailing market conditions and the progress achieved towards re-balancing of the oil market at that time.

4. Azerbaijan, Kingdom of Bahrain, Brunei Darussalam, Kazakhstan, Malaysia, Mexico, Sultanate of Oman, the Russian Federation, Republic of Sudan, Republic of South Sudan maintain to continue to adjust their respective oil production, voluntarily or through managed decline.

5. Pledge to fulfil their full commitment under this Declaration of Cooperation, individually and collectively;

6. To strengthen their cooperation through a dynamic and transparent framework, including regular monitoring, joint analyses and outlooks for a sustainable market stability in the medium- to long-term, for the benefit of producers and consumers;

7. To support the extension of the mandate of the Joint Ministerial Monitoring Committee (JMMC) composed of Algeria, Kuwait, Venezuela, Saudi Arabia and two participating non-OPEC countries of the Russian Federation and Oman, chaired by Saudi Arabia, co-chaired by the Russian Federation, and assisted by the Joint Technical Committee at the OPEC Secretariat, to closely review the status of and conformity with the Declaration of Cooperation and report to the OPEC – non OPEC Conference;

8. To ensure continuity and proactive cooperation through established regular meetings at technical and ministerial levels.



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2 Kommentare

  1. Die OPEC geht von Wahrscheinlichkeiten aus die überhaupt nicht gesichert sind. Das ist Kaffeeesatzleserei und sonst gar nichts. Der Ölpreis selbst ist mindestens 10 Dollar zu teuer, wenn nicht gar 15 Dollar. Außerdem enthält der Preis sehr spekulatives wenn man mal die Netto-Long Positionen bei Brent betrachtet.

  2. Ein Trauerspiel mit Happyend:

    Der größte Kartoffelbauer des Landes ist sehr traurig, die laufenden Kosten mürben ihn auf. Um seinen Hof weiter am Laufe halten zu können muss er mehr Kartoffel verkaufen oder höhere Preise verlangen. Die ertragreichen Ernten der letzten Jahre haben ihm einen riesigen Kartoffelberg eingebracht, doch die Kundschaft kauft einfach nicht schnell genug und dann noch die Konkurrenzprodukte, die Preise fallen und seine Kosten steigen. Er ist sehr traurig, denn sehr ungern möchte er die großen Gewinne sowie fetten Jahre missen.

    Sein Nachbar ist sehr um das Wohlbefinden des Kartoffelbauern besorgt. Ohne den Kartoffelbauer gibts keine Kartoffeln und ohne Kartoffeln gehts auch ihm schlecht, wer soll dann seine Kartoffelmaschinen einsetzen?

    So langsam beginnt auch das ganze Land die Sorgen des Kartoffelbauers und seines Nachbarn zu verstehen. Was wird den die arme Verkäuferin an der Ecke verkaufe, wenn es keine Kartoffeln mehr gibt?
    Also geht es dem ganzen Land schlecht. Niedrige Kartoffelpreise sind schlecht für die Wirtschaft.

    Nachgrübeln bringt die Lösung. Der riesige Kartoffelberg muss weg, so das die Preise wieder steigen und alle wieder glücklich ihrer sinnlosen Arbeit in ihrem bescheidenen Leben nachgehen können.

    Sie kommen gemeinsam zur folgenden Übereinkunft:
    1. die nächste Ernte fällt schlechter aus
    2. Nachfragesteigerung, egal ob sinnvoll oder verschwenderisch
    3. alle gucken nur noch auf den Kartoffelberg beim Kartoffelbauer, da dieser den Preis beeinflusst
    4. alle gucken weg, wenn der Kartoffelbauer die Hälfte seiner Kartoffeln günstig an Dritte abgibt. Bevorzugt dorthin wo Kartoffelalternativen entstehen.

    Alle sind happy! Besonders der Nachbar ist glücklich, denn er hilft der Wirtschaft besonders. Er kauft dem Kartoffelbauer eine ganze Menge Kartoffeln ab. Der Lagerbestand sinkt und die Preise fangen sofort an zu steigen. Jetzt kann der Nachbar die gekauften Kartoffeln an die Bewohner des Landes weiterverkaufen und muss keine Sorgen mehr haben, denn die niedrigen Lagerbestände des Kartoffelbauers gefährden nie mehr die Wirtschaft.

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