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"Kampf" für höheren Ölpreis OPEC und Partner verlängern Fördermengenkürzungen – reicht das?

Die OPEC verlängert zusammen mit ihren Partnern ihre Fördermengenkürzungen. Hier dazu aktuelle Aussagen und Analysen.

Öl-Raffinerie in Saudi-Arabien
Öl-Raffinerie in Saudi-Arabien. Foto: Patrick Hertzog/AFP/Getty Images

Am Ölmarkt tobt von der Öffentlichkeit unbemerkt ein „Kampf“ der Ölmengen. Die OPEC und ihre Partner (Russland und andere), die sich als Gruppe OPEC+ bezeichnen, kürzen seit einigen Monaten ihre Fördermengen, um damit den Ölpreis zu pushen. Dem entgegen stehen vor allem private Unternehmen aus den USA, die dafür sorgen, dass die Öl-Fördermenge in den USA immer weiter steigt, inzwischen auf ein Rekordniveau von über 13 Millionen Barrel pro Tag, zuletzt waren es 13,3 Millionen. Der Chart zeigt die Entwicklung in den letzten hundert Jahren.

Chart zeigt Entwicklung der US-Ölproduktion in den letzten hundert Jahren

OPEC-Kürzungen gegen immer höhere US-Fördermengen

Was die Amerikaner machen, neutralisiert sozusagen die Bemühungen der OPEC, durch weniger Ölmengen höhere Preise zu erzielen. Im besten Fall sieht man derzeit eine gewisse Stabilisierung im Ölpreis, was auf Kosten der OPEC geht, weil sie weniger Menge fördert. Man kann es auch so formulieren: Die privaten amerikanischen Ölunternehmen mit ihrer wachsenden Fördermenge profitieren von den OPEC-Kürzungen, weil dadurch die Preise nicht noch stärker abrutschen. Der folgende TradingView Chart zeigt den Verlauf im WTI-Ölpreis in den letzten sechs Monaten. Die bisherigen Fördermengenkürzungen hatten unterm Strich keinen richtigen Effekt.

Chart zeigt Ölpreis-Verlauf in den letzten sechs Monaten

Herrscht da langsam mal Verzweiflung bei der OPEC und ihren Partnern? Denn was soll man tun? Man müsste die eigenen Fördermengen eigentlich viel stärker kürzen als bisher üblich, um einen Preiseffekt zu erzielen? Aber auch das könnte vergeblich sein, weil die Amerikaner einfach immer mehr Öl fördern? Oder soll man selbst auch wieder die Fördermengen raufsetzen, und dann fallende Preise durch größere Absatzmengen kompensieren? Die Saudis hatten vor Jahren schon mal durch drastische Mengenerhöhungen die Preise abstürzen lassen, um ihre Partner letztlich zu Mengenkürzungen zu zwingen.

OPEC und Partner verlängern Fördermengenkürzungen

Am Wochenende gab es nun die aktuellste Entscheidung des Kartells zu den Fördermengenkürzungen. Die OPEC+ hat ihre Kürzungen bis Mitte des Jahres verlängert, um einen weltweiten Überschuss zu verhindern und die Preise zu stützen (hier das offizielle Statement). Bloomberg dazu: Die Drosselungen – die sich auf dem Papier auf etwa 2 Millionen Barrel pro Tag belaufen – werden bis Ende Juni in Kraft bleiben, so die Erklärungen von Mitgliedern wie Saudi-Arabien, auf das die Hälfte der zugesagten Kürzung entfällt. Russland versprach, seine Rolle zu stärken, indem man sich mehr auf Produktionskürzungen als auf Exporte konzentriert.

Händler und Analysten hatten die Verlängerung weitgehend erwartet, da sie sie als notwendig erachteten, um den saisonal bedingten Rückgang des weltweiten Kraftstoffverbrauchs und die steigende Produktion mehrerer OPEC+-Konkurrenten, vor allem der US-Schieferbohrer, auszugleichen. Die unsicheren Wirtschaftsaussichten in China verstärken die Notwendigkeit zur Vorsicht.

Das reichliche Angebot hat die internationalen Ölpreise in diesem Jahr in der Nähe von 80 Dollar pro Barrel verankert, selbst wenn der Konflikt im Nahen Osten den regionalen Transport unterbricht. Während dies für die Verbraucher nach Jahren grassierender Inflation eine gewisse Erleichterung bedeutet, könnten die Preise für viele Mitglieder der OPEC und ihrer Partner ein wenig zu niedrig sein.

Laut Fitch Ratings braucht Riad einen Rohölpreis von über 90 Dollar pro Barrel, da man Milliarden für einen wirtschaftlichen Wandel ausgibt, der futuristische Städte und Sportturniere umfasst. Der größter Partner in der OPEC, Russland, braucht ebenfalls Einnahmen, um seinen Krieg gegen die Ukraine fortzusetzen. Die jüngsten Produktionsbeschränkungen, die die im letzten Jahr vorgenommenen Kürzungen noch verschärfen, werden nach dem zweiten Quartal „je nach Marktbedingungen schrittweise zurückgenommen“, teilten die Länder in staatlichen Medien mit.

Russland macht mit

Russland, das über eine einzigartige Ausnahmeregelung verfügt, die es ihm erlaubt, seine Förderkürzungen auf die Produktion und den Export von Rohöl und raffinierten Produkten aufzuteilen, wird im kommenden Quartal den Schwerpunkt auf die Kürzungen der Rohölproduktion legen, so der stellvertretende Ministerpräsident Alexander Novak. Dieses Versprechen könnte Saudi-Arabien eine gewisse Genugtuung verschaffen. Der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman äußerte sich im vergangenen Jahr enttäuscht darüber, dass Moskau sich nicht auf eine Produktionskürzung geeinigt hatte, die sich unmittelbarer auf das globale Marktgleichgewicht auswirkt als Änderungen bei den Ausfuhren.

Im April wird Russland seine Produktion um 350.000 Barrel pro Tag und die Exporte um 121.000 Barrel pro Tag kürzen. Im Mai werden es 400.000 Barrel pro Tag an Produktion und 71.000 an Exporten sein, während im Juni die Drosselung nur die Produktion betreffen wird. Dennoch haben Russland und die anderen Mitglieder der Gruppe ihre Verpflichtungen bisher nicht vollständig erfüllt. Moskau hat erst kürzlich die vor fast einem Jahr versprochenen Produktionskürzungen vollständig umgesetzt. Im Januar verringerte das Land seine Rohölexporte wie vereinbart um rund 300.000 Barrel pro Tag, doch die versprochene Drosselung der Lieferungen von raffinierten Kraftstoffen war weniger deutlich.

Expertenaussagen

Irak und Kasachstan pumpten im Januar gemeinsam mehrere hunderttausend Barrel pro Tag über ihre Quoten hinaus, versprachen aber, die Einhaltung der Vereinbarung zu verbessern und sogar eine anfängliche Überproduktion auszugleichen. Die Entscheidung der Gruppe, ihre Förderbeschränkungen für das zweite Quartal zu verlängern, war zwar allgemein erwartet worden, doch wird die OPEC+ auf ihrer nächsten Sitzung am 1. Juni, auf der die Minister die Politik für die zweite Jahreshälfte festlegen werden, wahrscheinlich eine härtere Entscheidung treffen müssen.

Die Prognosen der Internationalen Energieagentur in Paris deuten darauf hin, dass die OPEC+ ihre Kürzungen das ganze Jahr über fortsetzen muss, da sich das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage verlangsamt und das neue Angebot aus Nord- und Südamerika stark ansteigt. „Man will die zusätzlichen Fässer nicht zu früh wieder einführen“, sagte Saad Rahim, Chefökonom des Rohstoffhandelsriesen Trafigura Group, letzte Woche bei Bloomberg TV.

Es ist unklar, ob alle Mitglieder bereit wären, diese Politik mitzutragen. Während Saudi-Arabien oft zur Vorsicht mahnt, sind die Vereinigten Arabischen Emirate bestrebt, die jüngsten Investitionen in neue Produktionskapazitäten zu nutzen. Einige Prognostiker gehen davon aus, dass dies kein Problem sein wird, da die steigende Nachfrage es der Gruppe erlauben wird, ihre Beschränkungen zu lockern und im Laufe des Jahres weitere Öl-Barrel hinzuzufügen.

Die Fundamentaldaten des Gesamtmarktes haben sich verbessert“, so Paul Horsnell, Leiter der Rohstoffforschung bei der Standard Chartered Bank. „Die OPEC könnte ihre Produktion erhöhen, ohne die weltweiten Lagerbestände zu überschwemmen.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Der Generalsekretär der Öl-Allianz OPEC+ Haitham al-Ghais ist nunmehr aufgerufen, den, wie man so schön sagt, Laden in Sachen Ölfördermenge zusammenzuhalten. Die Volksrepublik China, neben den Vereinigte Staaten die weltweit größte Volkswirtschaft, ist momentan in Sachen Export entsprechend aufgestellt.

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